Federer musste sich im mit 4:48 Stunden längsten Wimbledon-Finale der Geschichte Nadal mit 4:6, 4:6, 7:6 (7:5), 7:6 (10:8), 7:9 geschlagen geben und verpasste es damit, als erster Spieler der Profiära sechs Titel in Folge an der Church Road zu gewinnen. Mit unerschütterlichem Selbstvertrauen schaffte der viermalige Paris-Sieger Nadal im dritten Wimbledon-Finale nacheinender gegen Federer den ersten Sieg. Für Federer, in den ersten beiden Sätzen seltsam gehemmt und viel zu selten der "Zauberer", dann aber mit großen Kämpferherz ebenso Teil eines unvergesslichen Matchs für die Tennis-Geschichtsbücher endete dagegen eine schier unglaubliche Serie. 65 Mal hatte er zuvor auf Rasen nicht verloren, der Kroate Mario Ancic war 2002 in der erste Runde von Wimbledon bislang der letzte Spieler, der ihn auf seinem Lieblingsbelag besiegt hatte. Auch in der Weltrangliste rückt Nadal dem Spitzenreiter immer näher.
Nur als er zu Beginn des dritten Satzes wegrutschte, schien er kurz zu wackeln: Langgestreckt lag er auf dem Boden und musste sich anschließend kurz am Knie behandeln lassen - wehrte gleich danach aber zwei Breakbälle ab. Nach einem heftiger Regenschauer und einer 80-minütige Spielpause beim 4:5 im dritten Satz wurde die Partie immer offener und hochklassiger. Nach der Viersatzniederlage im Endspiel 2006 und den fünf Sätzen im vergangenen Jahr hatte Nadal diesmal aber das bessere Ende für sich. "Ich habe alles versucht. Aber Rafael hat den Titel verdient", sagte Federer und ergänzte schmunzelnd: "Er ist der schlimmste Gegner, den man sich vorstellen kann." Nadal, der nach dem letzten Ball völlig entkräftet auf den Boden fiel, fehlten fast die Worte: "Ich kann gar nicht beschreiben, was in mir vorgeht. Ich bin einfach nur überglücklich. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen."
Venus Williams hatte ihre Aufgabe schon einen Tag zuvor erledigt. "Mein erster Job ist es, große Schwester zu sein", erklärte sie ihre Zurückhaltung nach dem Matchball, "und natürlich ist der Jubel nicht ganz so ausschweifend, weil meine Schwester verloren hat." Innerlich war sie aber einfach nur glücklich. Als Serenas letzte Rückhand ins Aus gesegelt war, habe sie gedacht: "Oh mein Gott, es sind fünf. Fünf Titel." 2000, 2001, 2005 und 2007 hatte Venus Williams zuvor schon an der Church Road triumphiert. 2002 und 2003 hatte die 28-Jährige die ersten beiden Finals beim bedeutendsten Turnier der Welt gegen ihre zwei Jahre jüngere Schwester verloren. Doch diesmal war nicht nur die Siegerin eine andere, auch das Spiel war besser. "Das war an der Grenze zu einem Klassiker", meinte BBC-Kommentator John McEnroe. Sechmal hatten sich die beiden zuvor in einem Grand-Slam-Finale gegenüber gestanden - fünfmal gewann Serena - und nicht immer hatte es so ausgesehen, als könnten oder wollten beide alles geben. Diesmal befand die Times: "Venus und Serena bringen die Kritiker zum Verstummen. Das war ein Finale zum Genießen. Randvoll mit Leidenschaft, Kraft und Intensität."