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RS Kommentar: Boykott-Diskussion zynisch
Es geht nicht um Coubertin, sondern um Kohle

RS Kommentar: Boykott-Diskussion zynisch
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Verlogener Dreck! Die Diskussion um einen Boykott der Olympischen Spiele in Peking nach dem die chinesische Regierung in dem autonomen Gebiet Tibet (in den fünfziger Jahren als Verwaltungsgebiet annektiert) Gewalt sprechen lässt, ist zynisch. Politik und Sport sollen sich nicht vermengen. Blödsinn!

Die Vergabe durch den damaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch an die Diktatur war ein politisches Geschenk, eine seiner letzten Amtshandlungen. Der umstrittene Katalane war nie ein Verfechter der ursprünglichen Ringe-Ethik des Baron Pierre de Coubertin. Er war Vermarkter. Sport ist Kommerz, die Spiele machen keine Ausnahme. Auch nicht das geldgeile IOC.

Wen interessiert, ob der Gastgeber der Wettbewerbe weltpolitisch aus der Rolle fällt? Maßgebend ist, dass sich man sich im Zuge der Globalisierung an China anbiedert. Produktionsstätten werden jenseits der großen Mauer verlagert, es entstehen multinationale Konzerne. „Made in China“ wird konsumiert – von jedem Einzelnen, auch von denen, die schreien. Nur Kohle motiviert. Die Angst geht um, wenn man China auf der Bühne stört, kann das Konsequenzen haben.

Fest steht, der Boykott in der damaligen Sowjetunion (1980 – Hintergrund: Einmarsch in Afghanistan) brachte nichts – allerdings war man sich beispielsweise in der westlichen Welt nicht einig. Jetzt ist man es, der rollende Rubel ist wichtiger. Wie menschenverachtend, das olympische Feuer auf dem Weg zur Eröffnungsfeier nach Peking (8. August) am 26. Juli durch Lhasa zu tragen. Motto: "Reise der Harmonie".

Dass der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach gegen einen Boykott wettert, ist klar, war er doch als 80er-Aktivensprecher betroffen. Der Jurist will den mündigen Athleten mit eigener Meinung gemäß des olympischen Geistes. Er verlangt Werte, Symbole, friedlichen Wettstreit. Während der Frauen-WM an gleicher Stätte fragte niemand nach chinesischen Zuständen. Medienspektakel: China will sich sonnen wie jedes andere Land, auch Deutschland, das sich die Förderung des Spitzensports 126 Millionen Steuer-Euros kosten ließ.

Das öffentlich-rechtliche TV schaltete bei der Doping-Tour ab, machte auf moralisch – was geschieht im August? Olympischer Rückblick - Mexiko, 16. Oktober 68: Die schwarzen US-200-Meter-Sprinter Tommie Smith und John Carlos nahmen Gold und Bronze barfuß, mit Ansteckern der Bürgerrechtsbewegung „Black Panther“ sowie erhobener Faust entgegen. Vielleicht sollte sich einer – mündig - trauen, bei einer Ehrung ein Poster des Dalai Lama hoch zu halten, dem Oberhaupt der Tibeter.

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