"Die letzte Titelvereinigung war 1999, sie ist wichtig für die USA. Der Sport leidet, weil es keine Stars gibt. Anders als in Deutschland ist der Sport hier nicht so präsent im Fernsehen", erklärte der Ukrainer Klitschko auf der Abschlusspressekonferenz in der Lobby des WaMu Theatres im Garden am Mittwoch.
Während das Boxen in Deutschland im öffentlich-rechtlichen TV und auch bei RTL durchschnittliche Zuschauerzahlen von vier bis sechs Millionen und bei Klitschko-Fights in Europa sogar zweistellige Werte erreicht, schlummert der Faustkampf bei großen Veranstaltungen im US-Pay-TV. Haussender HBO erhebt bei diesem Event aber keine Pay-Per-View-Gebühren für seine Kunden. Vielmehr will man den Sport offenbar mit Hilfe Klitschkos wiederbeleben.
"Ich bin siegessicher und habe keine Zeit und auch keine Kämpfe zu verlieren", sagt der 31 Jahre alte, zwei Meter große und 107,8 Kilogramm schwere Ukrainer Klitschko. Sein ein Jahr älterer, 15 Zentimeter kleinerer und 8,6 Kilogramm leichterer Konkurrent aus Russland ist in seiner Überzeugung ebenfalls nicht zu erschüttern: "Wenn ich nicht wüsste, wie ich ihn schlage, wäre ich nicht in die USA gekommen. Ich bin hierhin gekommen und bin selbstsicher." "Es ist die erste Titelvereinigung des Jahrtausends in diesem Limit. Wir hoffen auf eine magische Nacht, und wir wollen darüber hinaus daran erinnern, wie wichtig Boxen einmal war", erklärte Kery Davis auf dem riesigen Podium. Die rund 300 Medienvertreter im gut besuchten Auditorium wies der stellvertretende Programmdirektor von HBO dann auch direkt darauf hin, dass man den TV-Abend mit einem Feature über das Leben von Joe Louis beginnen werde. "Er war der erste Champion, der von allen Menschen anerkannt wurde", sagte Davis zum einstigen Gegner von Max Schmeling.
Zu Louis' und Schmelings Zeiten war die Welt noch in Ordnung, 100.000 und mehr Zuschauer strömten zu Freiluftveranstaltungen, es gab ja auch noch kein Fernsehen. Die goldenen 70er Jahre mit den Champions Muhammad Ali, Joe Frazier, George Foreman oder Ken Norton wird es wahrscheinlich nie wieder geben. Doch bei Ali, Frazier und natürlich auch Promoterkönig Don King können sich die Nachfolger bedanken, dass das Geschäft mit dem Schwergewicht aus allen Nähten platzte.
Für Mike Tyson, James Buster Douglas, Evander Holyfield, Riddick Bowe oder Lennox Lewis griffen alle Beteiligten kräftig in die Tasche. Schließlich machte man trotz Börsen von bis zu 30 Millionen Dollar, die sowohl Holyfield als auch Tyson bei ihrem Rematch am 28. Juni 1997 (Tyson biss Holyfield damals in beide Ohren und wurde disqualifiziert/d. Red.) für drei Runden gezahlt wurden, ein Riesengeschäft. Diese Kämpfe konnten HBO oder der Konkurrent Showtime im Pay-Per-View mühelos für 49,95 Dollar verkaufen und hatten bis zu zwei Millionen Zugriffe. Kämpfe im TV für gutes Geld verkaufen kann man seit Jahren schon nur noch in den leichteren Limits mit Superstars wie Floyd Mayweather Jr. oder Golden Boy Oscar de la Hoya. Das sind aber US-Amerikaner. Und im Limit aller Klassen gibt es derzeit keine ernsthafte US-Konkurrenz für die Weltmeister aus den ehemaligen Sowjetrepubliken wie Klitschko (Ukraine), Ibragimow (Russland), Ruslan Tschagajew (WBA/Usbekistan) und Oleg Maskajew (WBC/Russland), was dem Interesse offensichtlich schadet.
Deswegen rühren alle Beteiligten in den Tagen von New York die Werbetrommel - mit Erfolg. 500 Medienvertreter sind akkreditiert und berichten, es wird ein voller Madison Square Garden erhofft und auch erwartet. Im Mekka des Boxens sollen die Fans auf ihre Kosten kommen. "Die Leute hier sind nur das Beste gewohnt. Also muss man das Beste geben. Das Publikum akzeptiert Leistung", sagt Klitschko.
Sultan Ibragimow fasste sich kurz, schließlich konnte er sich auf dem Podium ein Gähnen zwischendurch nicht verkneifen. "Es wird ein großer Kampf", sagte der 32-jährige immer fidel wirkende Russe. Beim obligatorischen "Stare Down" für die Fotografen entgegnete er den kalten Blick von Klitschko mit einem leichten Dauergrinsen.