"Ich will gewinnen, und das vorzeitig. Ich habe drei Jahre lang darauf gewartet, ich freue mich sehr auf diesen Fight", sagte der 31 Jahre alte IBF-Champion nach seinem öffentlichen Training mit Kindern.
Herausforderer Lamon Brewster, der sich im Vorfeld dankbar für die erneute Chance zeigte und betont moderate Töne angeschlagen hatte, platzt vor Selbstvertrauen und prophezeiht Klitschko erneut eine Niederlage. "Den Gewinner seht ihr vor euch", sagte der 34-Jährige den Medienvertretern und kündigte an: "Ich werde am Samstag richtig explodieren."
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Am 10. April 2004 in Las Vegas hatte Brewster genau das getan, er stoppte Klitschko in Runde sieben und holte sich die WBO-Krone. Nach drei erfolgreichen Titelverteidigungen, unter anderem gegen Luan Krasniqi, verlor er nicht nur den Titel an den Russen Sergej Lijakowitsch, sondern auch beinahe seine Boxlizenz. Eine Netzhaut-Ablösung am linken Auge wurde operiert, Mitte 2006 bekam Brewster von den Ärzten wieder grünes Licht. Für die Fans ist das Duell klar, nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL glauben 90 Prozent an einen Sieg des Weltmeisters, davon 55 sogar an einen Knockout. Nur fünf Prozent trauen Brewster einen erneuten Coup zu. Klitschkos Coach Emanuel Steward kündigte in den Tagen von Köln wiederholt Kurzarbeit für seinen Zweimeter-Riesen an, versprach den 19.500 Zuschauern in der ausverkauften Kölnarena aber eine große Show. "Wladimir ist der einzige, der in einem hell erleuchteten Raum mit einem Schlag die Lichter ausknipsen kann. Ich sehe niemanden, der ihn schlagen kann", sagte der Star-Trainer aus der Motor City Detroit, der seinen einstigen Champion Thomas "Hitman" Hearns in epische Duelle gegen Sugar Ray Leonard, Roberto Duran oder Marvelous Marvin Hagler führte und 1996 in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen wurde.
Die Wahrscheinlichkeit einer Show der Extraklasse ist groß, schließlich steigen die Protagonisten mit insgesamt 72 K.o.-Siegen in den Ring. 43:29 lautet hier die Bilanz zugunsten des Weltmeisters, dessen Niederlage gegen Brewster die dritte und bislang letzte in 51 Profikämpfen war. Der US-Boy, der das Schachspiel liebt und am Ring von Ehefrau Juana ("Er wird ihn wieder K.o. schlagen") und Mutter Pamela unterstützt wird, gewann 33 von 36 Fights. Steward, der am Samstag 63 Jahre alt wird, schätzt Brewster als derzeit stärksten Gegner im höchsten Limit ein, stärker als die Konkurrenz-Weltmeister Sultan Ibragimow (Russland/WBO), Oleg Maskajew (Kasachstan/WBC) und Ruslan Chagajew (Usbekistan/WBA). "Er ist ein unnachgiebiger Puncher, ein Mann der alten Schule. Brewster gibt nie auf. Nur er könnte Wladimir gefährlich werden", gestand der Coach im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid).
Psychisch hat die Niederlage bei Wladimir Klitschko, der mit seinem Bruder Witali mit der eigenen Agentur K2 Promotions seit 2004 alle Veranstaltungen selbst promotet, scheinbar keine Spuren hinterlassen. "Von einer psychischen Blockade habe ich nie gesprochen, da müssen Sie sich verhört haben", sagte Klitschko im Vorfeld auf die Frage eines Reporters. "Jeder Kampf entscheidet sich im Kopf. Das ist aber nichts Neues", ergänzte der promovierte Sportwissenschaftler zum Thema Psyche im Sport.
Klitschkos größter Fan Emanuel Steward prophezeihte dem Weltmeister eine große Zukunft: "Das ist sein 52. Kampf, und er hat seine beste Zeit noch vor sich. Ich glaube nicht, dass irgendein Schwergewichtler derzeit und in näherer Zukunft seine Klasse hat. Wladimir ist der einzige Schwergewichtler mit einer perfekten Balance. Er kann sich bewegen wie einst Muhammad Ali."