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TISCHTENNIS: TuS Holsterhausen auf dem Weg in die erste Liga
Macher Frohn: „Diesmal werden wir den Klassenerhalt schaffen"

TISCHTENNIS: TuS Holsterhausen auf dem Weg in die erste Liga
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Das deutsche Tischtennis wird in der Medienberichterstattung gern vernachlässigt. Besonders die weiblichen Mannschaften behandeln Journalisten häufig lediglich stiefmütterlich. Dies völlig unberechtigt. Das Frauen-Tischtennis ist in den letzten Jahren athletischer geworden, bietet exzellente sportliche Leistungen und verdient nicht nur aus sozial- und gesellschaftspolitischen Gründen mehr Aufmerksamkeit.

Besonders erfolgreich sind derzeit die Frauen des sicheren Aufsteigers TuS Holsterhausen. Das Essener Team, derzeit zweite Bundesliga Nord, steht nach einer bislang durchweg erfolgreichen Saison kurz vor dem Eintritt in die erste Bundesliga und hat bereits die Nummer vier der deutschen Rangliste, Zhengi Barthels, für die nächste Spielzeit verpflichtet. RevierSport sprach mit dem begeisterten Tischtennis-Spieler, Betreuer und Manager Hans-Willi Frohn über den sportlichen Erfolg, den Klassenerhalt und Frauen im Sport. Hans-Willi Frohn, Sie haben in der Rückrunde bislang jedes Spiel gewonnen, in der Vorrunde gab es auch keinerlei Niederlagen, lediglich ein Unentschieden gegen den TTC Troisdorf II. Wie ist die Stimmung im Team?

Die ist super, das war schon immer so. Die Mädels haben einfach Spaß an ihrem Sport, sind hochmotiviert. Das ist die Hauptsache.

Haben Sie zu Beginn der Saison geahnt, dass es so gut laufen würde?

Das hat sich schon ziemlich früh herauskristallisiert, wir sind fast konkurrenzlos durch diese Spielzeit gegangen. Bereits im Januar waren wir bereits so gut wie aufgestiegen. Der TuS Holsterhausen war in den letzten Jahren eine Fahrstuhl-Mannschaft, ist dreimal in die 1. Bundesliga auf- und wieder abgestiegen.

Ja, das ist unser fünfter Aufstieg. Es wussten alle, in der ersten Liga kriegen wir eins drüber gebraten, in der zweiten sind wir die, die austeilen. Das war schon immer so. Wir waren für die zweite zu stark, für die erste zu schwach. Da ist es klar, dass wir uns einiges anhören müssen, meist sarkastische Bemerkungen, wie lang wir es denn diesmal „bei den Großen“ aushalten würden. Wie wollen Sie diesmal den Klassenerhalt schaffen?

Wir müssen personelle Veränderungen in der Mannschaft vornehmen. Das bedeutet, stärkere Akteurinnen, die auf diesem Niveau bereits erfolgreich waren, ins Boot holen. Das heißt natürlich, schwächere Spielerinnen müssen gehen. Aber auch so werden wir keine Bäume, wie Busenbach, Tostedt oder Berlin, ausreißen, da agiert die absolute Weltklasse. Auf den unteren Rängen wird es für uns interessant. Da stehen Mannschaften, denen wir ebenbürtig sind. Bei denen können wir sicher den einen oder anderen Punkt holen. Wir haben diesmal sehr gute Chancen, drin zu bleiben. Ist das bereits Thema innerhalb der Mannschaft?

Ja, aber da gibt es kein böses Blut bei uns. Diese Spielerinnen sind sich klar darüber, auf welchem Niveau sie spielen. Und thematisieren das auch. Sie wissen aus Erfahrung, wir brauchen in jedem Fall Verstärkung. Ich habe auch die Mannschaft früher selbst trainiert, ab einem gewissen Niveau haben meine Qualitäten einfach nicht mehr ausgereicht.

Sie haben in Voraussicht auf die Bundesliga Zhengi Barthel für die Position zwei ins Boot geholt. Welche weiteren Neuzugänge sind geplant? Unsere neue Nummer eins wird Nanthana Komwong, die ursprünglich aus Thailand kommt und zuletzt für den französischen Klub Montpellier TT spielte. Sie steht derzeit auf Platz 93 der Weltrangliste. Zusätzlich wird noch eine Deutsche zu uns ins Team kommen, unsere Nummer drei für die nächste Saison. Mit Pengpeng Guo aus dem alten Kader, die Position vier besetzen wird, haben wir den harten Kern zusammen. Die Jugend-Nationalspielerin Katharina Michajlowa wird uns in Richtung TuS Uentrop verlassen. Auch von Ilka Böhning müssen wir uns leider verabschieden. Derzeit bemühen wir uns um unsere ehemalige Spielerin Flo Tebbe. Wir würden uns freuen, wenn sie in der nächsten Saison wieder bei uns sein würde. Halten Sie mit ehemaligen Spielerinnen Kontakt?

Die, die gegangen sind, haben wir bislang immer erfolgreich in anderen Vereinen untergebracht. Da bleibt der Kontakt auch bestehen. Und zweimal jährlich lade ich alle Damen, die bei uns gespielt haben, gemeinsam mit der aktuellen Mannschaft zu mir ein. Dann koche ich für alle und das ist immer ein sehr schönes Wiedersehen. Was ändert sich für den Kader in der ersten Liga?

Bislang wurden sie von einem Regionalligaspieler trainiert, für die nächste Saison kommt ein Trainer mit einer A-Lizenz, der sie auch ein bisschen härter anpackt. Wie wird der Alltag aussehen? Bislang haben die Mädchen zweimal die Woche trainiert, das wird umgestellt. Sie müssen jetzt täglich ran, teilweise sogar zweimal.

Wird es auch finanzielle Veränderungen geben?

Die erste Liga ist ganz einfach teurer als die zweite. Da sind die Distanzen, die wir zu Auswärtsspielen zurück legen müssen, viel größer. Allein die Fahrten und Unterkünfte fressen den Großteil unseres Etats. Und es müssen Gelder vorhanden sein, um Top-Spielerinnen in den Kader zu holen. Gott sei Dank ziehen unsere Sponsoren mit. Ich habe vor kurzem einen Plan aufgestellt und den Unternehmen, die uns unterstützen, vorgestellt. Hätten die nicht draufgelegt, hätten wir auf den Aufstieg verzichtet. Ohne die notwendigen Mittel ist es sinnlos, mit dabei zu sein. Verstärkend sind noch zwei weitere Firmen, darunter auch eine aus Italien, dazu gekommen. Darüber freuen wir uns sehr. Ihre Mannschaft setzt sich aus verschiedenen Nationalitäten zusammen.

Ja, aber im Tischtennis überwiegt China. Die haben diesen Sport einfach im Blut. Denken Sie, in Sportmannschaften wird Multikulturalität ganz anders verstanden und geübt als in der normalen Gesellschaft?

Ja, auf jeden Fall. Das scheint viel leichter und lockerer gehandhabt zu werden. Ist schon lustig, wenn ich nach einem Auswärtsspiel mit den Mädchen im Bus zurück fahre, rauschen an meinem Ohr teilweise fünf verschiedene Sprachen auf einmal vorbei. Ich verstehe da kaum etwas, die Mädels aber kriegen das hin. Sagenhaft, wie die so umschalten können.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den anderen Essener Vereinen?

Wir treffen nicht so oft aufeinander. Leider stellen sich uns auch nur wenige Mannschaften als Gegner, wie beispielweise im jährlichen Essener Stadtpokal. Den haben wir bereits 15 Mal gewonnen, aber wieso sollte man deswegen nicht gegen uns antreten? Die Spielerinnen der anderen Vereine haben so auch die Möglichkeit, gegen einen Gegner zu kämpfen, der weit oben in der Rangliste platziert ist und in der ersten Liga mitmischt. Die Möglichkeit bietet sich nicht so oft. Ich würde schließlich auch unheimlich gern mit Timo Boll, die Nummer eins der Herren, an der Platte stehen, obwohl der mich wohl gehörig einseifen würde.

Dem Tischtennis wird im Vergleich zu manch anderen Sportarten verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wird dieser Sport in Ihren Augen unterschätzt?

Ja, in Deutschland ist Tischtennis ein Individualsport. In China dagegen kommen zu einem Spiel bis zu 1.000 Zuschauer. Davon können wir nur träumen. Warum das hier nicht so interessant ist, weiß ich nicht genau. In Deutschland dominieren Fuß- und Handball. Was ist Ihr persönlicher Eindruck von der sportlichen Leistungsfähigkeit von Frauen?

Gerade im Tischtennis, wo es vielfach um Technik, Reaktionsvermögen und Schnelligkeit geht, gibt es keine Unterschiede zu den Leistungen von Männern und Frauen. Wenn einer der Herren vom TuS gegen eine meiner Damen antritt, fällt es ihm redlich schwer, einen Punkt zu holen. Ich spiele selbst Tischtennis und nach einer Stunde gegen eines der Mädels bin ich erledigt. Sie sind neben Ihrer Aufgabe beim TuS auch Geschäftsführer der Frohn Immobilien, Ratsherr der CDU-Fraktion Essen, sitzen im Aufsichtsrat der Messe Essen und der EVAG. Wie kriegen Sie alles unter einen Hut? Tja, das frage ich mich auch manchmal. Das bedeutet ganz einfach ein Leben nach dem Terminkalender.

Bei einem so stiefmütterlich behandelten Sport wie Tischtennis ist Networking sicherlich Gold wert, oder?

Ohne meine Kontakte liefe nichts. Man muss immer einen persönlichen Draht zu Firmen haben, die man um ein Sponsoring angeht. Ein Anruf bei einem Sachbearbeiter reicht da meist nicht aus.

Essen - Kulturhauptstadt 2010. Bemerken Sie als Essener Tischtennis-Mannschaft etwas davon?

Nein, da kommt weder Geld noch Aufmerksamkeit. Können Sie erwarten, in ihrem Sport etwas vom großen „Kulturhauptstadt-Kuchen“ abzubekommen?

Damit würde ich nicht rechnen.

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