Ein Belgier hinten links? Da denkt man zunächst doch an Jan Vertonghen, den 31-jährigen WM-Dritten von Tottenham Hotspur, und überhaupt nicht an einen Mann mit einem typisch deutschen Namen: Erik Schäfer. Zweiter Vorname Hartmut.
Der 22-Jährige, der am Sonntag beim 3:0 gegen den FC?Iserlohn sein erstes Meisterschaftsspiel für den Fußball-Westfalenligisten DSC?Wanne-Eickel bestritten hat, lacht. „Deutscher Vater, belgische Mutter“, sagt er. „Ich bin aber eher Belgier als Deutscher.“ Und deshalb muss man auch die 0032 vorwegwählen, um ihn in Bochum zu erreichen. Nachdem Erik Schäfer ein Jahr in England sowie zweieinhalb Jahre in den USA an der University of Maryland studiert und seinen Bachelor in Mathematik sowie seinen Master in Aktuarwissenschaften (Wirtschaftsmathematik) gemacht hat, bastelt er nun an der Ruhr-Universität an seinem zweiten Master-Studiengang in Mathe.
Dass Erik Schäfer ausgerechnet in Bochum gelandet ist, hat selbstverständlich auch einen Fußball-Grund. „Die RUB-Elf hat einen ziemlich guten Ruf, und hier in der Umgebung sind auch viele Fußball-Mannschaften“, sagt er. Und jene RUB-Elf hat Adam Frytz als Trainer, der bei der Suche nach einem Verein hilfreich war. Das Ergebnis ist bekannt: der DSC?Wanne-Eickel. Und? „Das ist echt super“, sagt Erik Schäfer, der während seiner USA-Zeit meistens im defensiven Mittelfeld gespielt hat. „Aber der DSC“, sagt der Mann, der am vergangenen Dienstag im Kreispokal beim VfR Rauxel (6:0) sein Debüt gefeiert hat, „ist im Mittelfeld ziemlich gut besetzt.“
Aber nicht nur im Mittelfeld. Auch sonst steckt reichlich Qualität in der Mannschaft von Trainer Holger Flossbach, des Tabellenzweiten der vergangenen Saison. Und deshalb kommt Erik Schäfer auch gar nicht erst auf die Idee zu erzählen, vielleicht Dritter, Fünfter oder Sechster werden zu wollen. „Für die Spieler ist das große Ziel der Aufstieg in die Oberliga“, sagt er. „Und auch für mich.“
Dass Erik Schäfer seinen Beitrag dazu leisten kann, hat er am Sonntag in der Mondpalast-Arena gegen Iserlohn bereits angedeutet. Sein Auftritt war gewiss nicht spektakulär, aber er war fast immer im richtigen Moment an der richtigen Stelle –- so, als hätte er die Laufbahn des Balles berechnet. Millimetergenau.
Berechnet hat Erik Schäfer auch, dass er nun für etwa zwei Jahre Student der Ruhr-Universität sein wird, in deren unmittelbarer Nähe er auch ein Zuhause gefunden hat. Zum zweiten Mal in Deutschland. „Bevor ich nach England gegangen bin, habe ich von sechs bis 18 in Belgien gelebt“, erzählt er. Und davor sechs Jahre in Deutschland? „Nee“, sagt er und schmunzelt. „Die ersten fünf Jahre war ich in Schweden, weil meine Mutter dort einen Job hatte. Danach bin ich dann ein Jahr in Duisburg in den Kindergarten gegangen, in meiner Geburtsstadt.“ Und nach dem Kindergarten ging’s über Belgien, England und die USA zum DSC Wanne-Eickel.
Autor: Andree Hagel