Während viele Fußballplätze aus Mangel an Spielern und Mannschaften am Abend leer stehen, ist es beim YEG Hassel genau umgekehrt: Der Gelsenkirchener Club ist gut 20 Jahre nach Vereinsgründung zwar bis in die Westfalenliga aufgestiegen, steht aber noch immer ohne eigene Anlage da.
Die erste Mannschaft kickt aktuell als "Untermieter" beim SC Hassel. Während der YEG aufgrund der Oberliga-Zugehörigkeit des SC dort taugliche Bedingungen vorfindet, haben es die anderen Teams des Vereins weniger gemütlich. Von der zweiten Mannschaft bis zur F-Jugend: Alle weiteren neun Mannschaften wurden vom zuständigen Dachverband "Gelsensport" an die Hartplatz-Anlage des B-Ligisten DJK Arminia Hassel verwiesen.
Kein eigenes Vereinsheim
Darunter leidet vor allem die Jugendarbeit des YEG. Pro Woche wurden ihnen drei Trainingstage zugeteilt, "dabei spielen über 100 Kinder bei uns", ärgert sich Jugendleiter Cetin Akyürek. Die Arminia unterhält dagegen nur zwei Bambini- und eine F-Jugendmannschaft. "Trotzdem dürfen wir nicht auf die Anlage, selbst wenn der Platz nicht belegt ist." Außerdem verweigere die DJK den Platznachbarn den Zutritt zum Jugendraum: "Im Winter können wir den Kindern keine Heißgetränke anbieten, Besprechungen müssen wir bei Minusgraden draußen abhalten", erzählt Ayürek. "Ohne Vereinsheim haben wir keinen Rückzugsort."
Arminia Hassel wundert sich über Kritik
Die Vorwürfe weist Andre Hutwelker, Präsident von Arminia Hassel, entschieden zurück: "Die Trainingstage wurden von der Stadt eingeteilt", erklärt er. "Als wir im Sommer drei Jugendmannschaften gemeldet haben, hat YEG zugestimmt." Und im Gegensatz zu den Plätzen gehören die Räumlichkeiten nun mal der Arminia. "Da sind unsere Sachen drin, da verkaufen wir unsere Getränke", so Hutwelker, der sich über die Kritik wunderte: "Eigentlich haben wir ein gutes Verhältnis zum YEG." Seiner Meinung nach wurde der Fehler 1993 begangen, als "Gelsensport" der Gründung des YEG Hassel zustimmte, obwohl es im Stadtteil schon damals an Platz für einen weiteren Klub mangelte: "Ich verstehe total, dass die gerne ihren eigenen Platz hätten, aber wir können da auch nichts für."
Kinder von der Straße holen
Um die Arminia zu entlasten, hätten die Verantwortlichen der YEG bereits etliche Mails an "Gelsensport" geschrieben. Zumeist stelle sich der Verband dann tot, oder man wird an eine weitere Anlage verwiesen. Die liegt jedoch im einige Kilometer entfernten Scholven und ist nur über einen Schnellweg zu erreichen. Außerdem: Dort trainieren momentan ebenfalls zwei Vereine. "Dann werden die Eltern ihre Kinder wohl bald abmelden und woanders hinschicken", fürchtet sich Akyürek. "Wenn das so weiter geht, ziehen wir wohl nie einen Jugendspieler in die Erste hoch. Die wollen natürlich irgendwo auf Rasen spielen." Dafür habe der Jugendleiter volles Verständnis, ihm bereitet eher eine andere Sache große Sorgen: "In der Jugend ist der Erfolg zweitrangig. Wir wollen den Kindern hier eine Perspektive bieten. Die sollen lieber Fußballspielen, bevor sie auf der Straße rumhängen."
Bei "Gelsensport" waren die zuständigen Mitarbeiter am Dienstagvormittag nicht zu erreichen. Präsident Jürgen Deimel kann sich aber vorstellen, dass sich einige Funktionäre in der Sache unkooperativ gezeigt hätten: "Wir müssen den Sport in der Vordergrund stellen und dafür sorgen, dass alle Vereine geeignete Trainings- und Spielbedingungen vorfinden."
"Wir sind kein Asi-Verein"
Jedenfalls sollte dringend an Lösungen gearbeitet werden, damit Vereine wie der Westfalenligist aus dem Gelsenkirchener Norden nicht länger an Altlasten des Verbands zu knabbern hat. Verdient hätten sie es allemal. Das findet nicht nur Akyürek: "Wir sind ja kein Asi-Verein, wo der Schiedsrichter jede Woche verprügelt wird, wir sind eine der Top-Adressen in Gelsenkirchen", Bleibt zu hoffen, dass der YEG in Zukunft eine richtige Top-Adresse wird. Nicht nur bildlich gesprochen.