Vor kurzem feierte Dokumentarfilm „Neven - Geschichte eines Comebacks“ Premiere. Der Streifen zeigt die Reha von BVB-Verteidiger Neven Subotic nach seinem Kreuzbandriss. Auch im Amateurfußball gibt es ähnliche Leidensgeschichten. Brünninghausen-Keeper Nico Luft hat eine solche hinter sich.
Vor drei Jahren hatte sich der Schlussmann bei der Hallenstadtmeisterschaft verletzt, war jedoch nicht zum Arzt gegange, sondern spielte einfach weiter. Zwar habe er „immer wieder Probleme“ gehabt, doch den Weg zum Arzt ist er trotzdem nicht gegangen. „Es war ein schleichender Prozess“, erklärt Luft: „Letzten Juni war das Knie so dick, dass es nicht mehr ging“, berichtet der 26-Jährige: „Dann war Feierabend!“ Die Diagnose: Knorpelschaden im Knie. „Warum ich?“, fragte sich der Torhüter selbst. Der Arzt habe ihm anfangs sogar gesagt, dass er nie wieder Fußball spielen werde.
[person=6529][/person]Doch der Dortmunder wollte das nicht hinnehmen und unterzog sich zwei Operationen. Beim ersten Eingriff wurde ihm Knorpel aus dem Knie entnommen und acht Wochen lang gezüchtet. In der zweiten OP wurde der Knorpel mit etwas Knochen vom Becken wieder ins Knie eingesetzt. Danach war Luft gut zwei Monate ans Bett gefesselt. „Zum Glück bin ich Student und nicht in Vollzeit beschäftigt“, erklärt der Keeper, der nebenbei als Promoter arbeitet und seine Aufgaben an andere Personen weitergeben konnte. Das Studium habe zwar auch gelitten, doch er habe von Zuhause aus den Stoff gelernt. „Alles hat irgendwie geklappt“, resümiert der FCB-Fänger. Trotz der Verletzung hat er aber keinen Groll gegen den Fußball: „Das Risiko ist jedem bekannt. So eine Verletzung kann dir auch in jeder anderen Sportart passieren.“
Der Teamgeist hat gefehlt
Bereits Ende des vergangenen Jahres begann Luft mit seiner Reha. Physiotherapie, Schwimmen und Radfahren standen auf dem Trainingsplan. „Ich hatte einen unbändigen Bewegungsdrang. Ich war praktisch täglich bei der Therapie. Ich hatte das ständige Liegen einfach satt“, schaute er zurück. „Die fußballlose Zeit war mit Abstand das Schlimmste.“ Ihm persönlich habe besonders der Teamgeist gefehlt. „Mit den Jungs einfach ein Bierchen trinken und sich gemeinsam in der Kabine umziehen“, habe Luft vermisst. Daher hat er, sobald es möglich war, viel Zeit bei der Mannschaft verbracht. „Beim Training habe ich den Balljungen gemacht, um mich zumindest ein bisschen zu bewegen und am Team dran zu sein.“ Langsam konnte er dann wieder einsteigen und begann im Juli mit den ersten Laufeinheiten.
„Ich habe den Balljungen gemacht, um mich zumindest ein bisschen zu bewegen.“
Bereits im September stand er, wenn auch eher „zufällig“, wieder zwischen den Pfosten. Eigentlich habe er nur etwas laufen wollen, doch der Trainer der ersten Mannschaft, Alexander Gocke meinte, dass er seine Tasche mitbringen und sich im Trainingsspiel in den Kasten stellen solle. „Zum ersten Mal nach 16 Monaten die Fußballschuhe wieder zu schnüren und auf den Rasen zu kommen, war weltklasse“, sagt der Schlussmann, der vom Team herzlich empfangen wurde.
Anfangs habe er noch eine „Blockade und Angst“ gehabt, in die Zweikämpfe zu gehen und bei Flanken aus dem Tor zu laufen. Allerdings merkte Luft schnell, dass sein Knie sich gut anfühlte, sodass er ohne ärztliche Erlaubnis wieder voll ins Training einstieg. „Mich hat der Ehrgeiz gepackt, deshalb habe ich komplett mitgemacht.“ Seitdem gehört er zum Kader der ersten Mannschaft von Brünninghausen. Vor knapp drei Wochen bekam er das grüne Licht vom Arzt und darf endlich wieder spielen.
Training bei der Ersten, Spiele bei der Zweiten
Luft absolvierte seither zwei Partien bei der Zweitvertretung – doch dies nur, um Spielpraxis zu bekommen.
Er habe jedoch keine Trainingseinheit bei der Zweiten mitgemacht, obwohl er aufgrund seiner Verletzung für diese eingeplant gewesen war. Das Verletzungspech in der ersten Mannschaft hat ihm geholfen. Ansprüche stellt der Keeper allerdings nicht: „Ich muss mich erst einmal hinten anstellen.“
Durch die Verletzung habe sich seine Sicht auf die Dinge ein wenig verändert: „Nicht das Interesse des Einzelnen zählt, sondern die Mannschaft. Der Erfolg des Teams steht über allem“, weiß Luft. Dennoch ist für ihn klar: „Wenn ich die Chance bekomme, will ich sie auch nutzen.“ Es wäre der krönende Abschluss für seine lange Leidensgeschichte.