Damit ist er der treffsicherste Spieler seiner Mannschaft. Dabei ist von der Gathen doch eigentlich gelernter Abwehrspieler. Mit seinem Verein feiert er in dieser Saison bislang jede Menge Erfolge. Beim TSV geht von der Gathen mit seiner höherklassigen Erfahrung stets voran. „Kai hat sich schnell ganz nach oben katapultiert“, sagt Trainer Holger Flossbach über seinen Kapitän und legt nach: „Ich weiß nicht, warum er nicht Profi geworden ist. Er hat den Körper, die Einstellung und die Qualität.“ Im Gespräch mit RevierSport verrät von der Gathen, warum es aus seiner Sicht nicht zur Profikarriere gereicht hat, wie oft er noch als Torjäger in Erscheinung treten will und was er über die Situation seines Ex-Vereins RWE denkt.
Kai von der Gathen, haben Sie sich schon ein Ziel gesetzt, wie viele Treffer Sie in dieser Saison erzielen wollen? Definitiv. Im letzten Jahr habe ich acht Mal in der Westfalenliga getroffen, davon vier Mal vom Elfmeterpunkt. In diesem Jahr möchte ich mindestens zehn Tore machen. Da ich die ersten fünf jetzt schon nach sieben Spielen beisammen habe, sollte das drin sein.
Mit Ihrem Verein sind Sie im Aufwind. Wo soll das enden? Ich bin nicht umsonst zum TSV gewechselt. Das Konzept stimmt hier einfach. Ich komme aus einer höheren Liga – und da will ich auch wieder hin.
"Ich leide mit Rot-Weiss Essen mit"
Beim TSV saßen zuletzt oft mehr Spieler auf der Ersatzbank, als auf dem Platz standen. Ist da nicht Ärger vorprogrammiert? Das war eine Ausnahmesituation in Wanne-Eickel. Wir wollten für alle Situationen gerüstet sein und hatten ein paar Leute mehr dabei, sonst treten wir mit einem 18-Mann-Kader an. Es ist aber keiner unzufrieden, einige helfen immer bei der zweiten Mannschaft aus. Im Saisonverlauf wird sowieso jeder gebraucht.
Sie haben zuvor beim VfB Hüls gespielt. War der Wechsel zum Lokalrivalen problematisch? So etwas ist immer schwierig, aber meistens nur am Anfang. Das gibt sich schnell und ich hatte ja Erfahrung darin, zwischen zwei Rivalen zu wechseln. In der Jugend habe ich erst für den ETB gespielt und bin dann zu Rot-Weiss Essen gegangen. Aber da war ich noch jung, das war kein Problem (lacht).
Sind Sie ein Essener Junge? Ja, absolut. Ich wohne dort und bin auch Fan von RWE. Dafür werde ich in der Kabine öfter mal hochgenommen. Da leide ich schon mit, wenn ich sehe, was derzeit passiert. Ein paar Leute kenne ich auch noch aus meiner Zeit dort, Vincent Wagner zum Beispiel. Diese Saison kann man ja leider schon abschreiben. Ich hoffe, dass die nächste Runde besser läuft und es vielleicht mit dem Aufstieg klappt.
"Es kommt zu 90 Prozent auf Glück an"
Der Aufstieg in die Oberliga ist für die stark besetzte Mannschaft des TSV deutlich realistischer. Warum sind Sie 2012 dorthin gewechselt? Viele sagen, wir geben viel Geld aus. Aber ich finde, das Geld ist Nebensache. Die sportliche Herausforderung stimmt einfach. Außerdem mache ich nebenher eine Ausbildung zum Erzieher. Beim TSV habe ich die Zeit dafür, nebenher zu trainieren. Das wäre in einer höheren Liga schwieriger.
Ihr Trainer Holger Flossbach kann nicht verstehen, warum Sie nicht Profi geworden sind. Welche Erklärung haben Sie dafür? Ich habe zu ungünstigen Zeitpunkten Rückschläge erlitten. Erst habe ich mir die Schulter gebrochen, dann kam ein Meniskusriss – und schon war es das. Ich glaube, um es ganz nach oben zu schaffen, braucht man mehr als nur Talent. Es kommt meiner Meinung nach zu 90 Prozent auf das Glück an und nur zu zehn Prozent auf das Können. Aber wer weiß, vielleicht bekomme ich ja noch mal die Chance, Regionalliga zu spielen. Und vielleicht ja sogar mit dem TSV.