RWE: Stürmer benötigt 15 Matches für Vertragsverlängerung

Said weiß, "wo der Kasten steht"

"Noch bin ich nicht wieder bei 100 Prozent", überlegt der Stürmer, der sich während der Vorbereitung einer Leistenoperation unterziehen musste. Said: "Knapp 20 Prozent fehlen noch." Die sich der 20-Jährige über Praxiseinheiten holen will, ein Ausflug zur U23 ist dabei kein Umweg, sondern zielführend.

Seit fünf Jahren zockt Said, der einen deutschen Pass hat, den Libanon aber deutlich als "meine Heimat" darstellt, für RWE. "Identifikation" lautet das Zauberwort, das Thomas Strunz, Geschäftsführer Sport, gerne in den Mund nimmt. "Ich bin gebürtiger Essener", liefert Said bereitwillig den passenden Baustein. Mit einer Fußballvergangenheit beim ETB und bei Steele 03/20. "Der Junge weiß, wo der Kasten steht", legt sich RWE-Trainer Michael Kulm fest, der betont: "Wir haben zwölf Jungs im Kader, die schon lange beim Club sind." Said wird beim A-Lizenzinhaber seine Chancen erhalten und grinst: "Instinkt, auf dem Feld bin ich aber sehr sachlich, bestimmt kein Hitzkopf."

Schon in der letzten Spielzeit gehörte der 1,82-Meter-Mann zur größeren Spielergruppe, einmal durfte er mitmischen. "Die Klasse war schon anders", erinnert sich Said, "so viel Geltung hatte ich damals nicht." Dafür schoss er die U23 nach oben in die NRW-Liga. "Ich spüre das Vertrauen des Trainers", sieht der Attacke-Mann die Möglichkeit, sich bei Kulm zu beweisen. "Wir kennen uns jetzt seit drei Jahren, er ist ein total ehrlicher Typ, der einem immer offen begegnet, er sagt einem, was gut und was schlecht war." Said sieht die Chance, Kulm hat sie auch, der eine als Trainer, der andere als Kicker. Said nickt: "Die Situationen sind vielleicht sogar vergleichbar."

Saids Eltern sind seit knapp 25 Jahren im Revier, Papa Adnan, der im Garten- und Landschaftsbau beschäftigt war, ist manchmal im Stadion, Mutter Hayat, eine Hausfrau, nicht. "Aber sie erkundigt sich", lächelt Said. Immer mit dabei ist jedoch Bruder Issam (30, Keeper bei der TGD Essen-West). "Wir haben alle nur ein Ziel", versteckt sich Said auch nicht die Spur, "es kann nur um den Aufstieg gehen, das Potenzial ist im Kader, daran habe ich keinen Zweifel." Das 0:2 in Kaiserslautern soll keine Nachwirkungen haben, im Auge hat man die 90 Minuten gegen die Zweitvertretung des VfL Bochum am kommenden Sonntag (14. September, 14 Uhr, Georg Melches-Stadion). Said: "Durch die Niederlage auf dem Betzenberg war die Stimmung jetzt nicht ständig gedrückt, das Spiel wurde sachlich analysiert." Und die Lehren gezogen.

Said hat noch einen Vertrag bis 2009, nach 15 Einsätzen würde sich der Kontrakt um ein weiteres Jahr verlängern - das Papier soll dann drittklassig sein. "Genau darauf konzentriere ich mich, es gibt für mich aktuell nur den Fußball." Eine Ausbildung zum Verlagskaufmann bei VVA Medien, dem Unternehmen von Vorstandsmitglied Stefan Meutsch, brach Said ab. "Ich will jetzt erst einmal mein Ding machen." Fußball, Tore schießen. Und davon dann vielleicht im nächsten Sommer in Beirut, der Heimatstadt der Eltern, den Verwandten berichten. "Ich war jetzt bestimmt sechs Jahre nicht da, dort ist es bekanntlich immer unruhig", grübelt Said über den politischen Konfliktherd, "aber ich hoffe, es klappt bald wieder einmal."

Ansonsten dominieren momentan die üblichen Techniken wie Telefon oder Internet. "Natürlich schaue ich im TV immer die Nachrichten, damit wir wissen, wie es dort aussieht", erläutert Said. Politisch bekanntlich sehr unsicher und schwer zu beeinflussen. Das rot-weisse Schicksal ist leichter zu gestalten: Ein Erfolg über den VfL am kommenden Wochenende - für RWE wäre wieder alles tacko.