Mit zwei Siegen in der Nachspielzeit ist der Wuppertaler SV spektakulär und erfolgreich in die Regionalliga-Saison gestartet. Am Freitagabend hat man bei der nach zwei Spielen erst mit einem Punkt ausgestatteten U23 des FC Schalke 04 im Parkstadion die Möglichkeit, zumindest für eine Nacht die Tabellenspitze zu übernehmen. Es wäre zumindest mal ein weiteres Ausrufezeichen in Richtung des angestrebten Aufstiegs in die 3. Liga. Doch ausgerechnet jetzt knatscht es wieder einmal gehörig hinter den Kulissen bei den Bergischen.
Denn das Verwaltungsratsmitglied Norbert Müller ist mit sofortiger Wirkung aus dem Kontrollgremium zurückgetreten. „Die Funktion, die der Verwaltungsrat (VWR) des WSV zu erfüllen hat, ist die Arbeit des Vorstandes kritisch zu begleiten und ggf. Korrekturen zu verlangen", schreibt Müller in einem offenen Brief, der unter anderem im WSV-Forum Rot-Blau.com abgedruckt ist. "Unter Anwendung der Vorgaben aus unserer Satzung muss der VWR den Verein vor allen denkbaren Schäden bewahren. Wenn ich als Mitglied des VWR diese Kontrollfunktion, aus Gründen die nicht ich zu vertreten habe, nicht ausüben kann, bleibt mir nur mein Mandat niederzulegen."
Er werde seine Gründe in der kommenden Mitgliederversammlung erklären. Müller war es wichtig, dass sein Rücktritt nichts mit Friedhelm Runge und seinem Engagement für den WSV zu tun hat. "Im Gegenteil: Ohne Friedhelm Runge gäbe es den Verein nicht mehr und ohne seine finanzielle Unterstützung wäre der aktuelle Spielbetrieb auch nicht gesichert. Von mehr könnten wir, ohne ihn, nicht einmal träumen!"
Müller warf den Gremien des Vereins fehlende Professionalität vor: "Wird unser Traum vom Aufstieg allerdings wahr, braucht es aber mehr als nur Friedhelm Runge: Vor allen Dingen Professionalität in den Gremien des eV", mahnte er. "Daher mein Weckruf jetzt, wo schon gefeiert wird, aber die Zeit für Korrekturen noch nicht abgelaufen ist." Besonders seinen ehemaligen Kollegen aus dem Verwaltungsrat fehle es an Professionalität.
Zudem machte er Andeutungen, dass es im Verwaltungsrat nicht mit rechten Dingen zugegangen sein soll: "Meinen Austritt aus dem VWR bedauere ich sehr, sehe aber nach nicht mehr zählbaren, zermürbenden und letztlich gescheiterten Versuchen sichtbare Fehlentwicklungen zum Nachteil des Vereins intern zu korrigieren, nur noch den Weg die Mitgliederversammlung des Vereins mit diesen Themen zu beauftragen. Das ist mein Verständnis demokratischer Abläufe in einem Verein", schrieb Müller. "Nur die MV ist autorisiert darüber zu entscheiden ob die, durch ungenehmigtes Handeln entstandenen Effekte rückwirkend ´geheilt´ werden können und wie die Zukunft des Vereins nachhaltig gesichert werden kann."
Mit seinem Rücktritt will er auch die übrigen Mitglieder des Verwaltungsrates unter Zugzwang setzen: "Aber vielleicht sehen sich ja nun einige Protagonisten genötigt die unabdingbaren Korrekturen noch vor der Mitgliederversammlung umzusetzen. Sollte dem so sein, dann wäre zumindest mein Ziel, welches ich in den letzten Monaten nicht erreichen konnte, damit auch erreicht und ´Not kennt kein Gebot´ nehme ich dann, für den hier von mir gewählten Weg als Rechtfertigung in Anspruch.“