89 Spiele, 62 Siege, 18 Remis, 9 Niederlagen, 217:75 Tore, 204 Punkte: Macht einen Schnitt von 2,29 Zählern pro Partie. Christian Neidhart hat eine fabelhafte Statistik als RWE-Coach vorzuweisen. Noch mehr: die beste der Vereinsgeschichte!
Diese Zahlen und ein Niederrheinpokal-Erfolg sowie zwei Einzüge ins Verbandspokal-Halbfinale, DFB-Pokal-Viertelfinale und Platz zwei in der letzten Saison sowie der aktuelle Rang zwei genügten nicht, um den Trainerjob bei Rot-Weiss Essen zu behalten.
Am Donnerstag gegen 10 Uhr wurde Neidhart von Sportdirektor Jörn Nowak und Vorstand Marcus Uhlig mitgeteilt, dass er von seinen Aufgaben entbunden wird. RevierSport hat rund zwei Stunden später mit dem 53-jährigen Fußballlehrer gesprochen.
Christian Neidhart, wie haben Sie von Ihrer Freistellung erfahren?
Ich habe am Donnerstagmorgen einen Anruf erhalten, dass ich um 10 Uhr an die Hafenstraße zu einem Gespräch kommen soll. Dort angekommen, warteten Jörn Nowak und Marcus Uhlig auf mich. Sie haben mir gesagt, dass ich freigestellt sei. Das war's - kurz und schmerzlos. Ich habe auch nicht nachgehakt. Warum auch? Die Entscheidung wurde getroffen.
Sind Sie von dieser Entscheidung überrascht?
Auf jeden Fall. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mit solch einer Entscheidung nicht gerechnet. Es hat mich sehr überrascht. Aber auf solche Dinge ist man ja im Leben nie vorbereitet.
Wie fühlen Sie sich aktuell?
Es ist ein scheiß Gefühl! Das ist meine erste Entlassung im Geschäft und auch eine neue Erfahrung. Um 14 Uhr ist Training. Ich wollte mich eigentlich bei der Mannschaft verabschieden. Aber vier Stunden lang mit dieser Nachricht zu warten und dann zur Mannschaft zu sprechen, wäre nicht gut gewesen. Ich bin deshalb nach Hause gefahren. Die Verabschiedung hole ich nach. Jörn und Vincent Wagner sollen die Mannschaft jetzt in der Kabine begrüßen und auf die zwei wichtigen Spiele gut vorbereiten. Ich bin davon überzeugt, dass die Jungs es noch schaffen.
Es gibt Gerüchte, dass ein Teil der Mannschaft gegen Sie gewesen sein soll. Was ist da dran?
Ich bin der Entscheidungsträger und kann nicht alle 25 Spieler im Kader glücklich machen. Das ist doch klar. Doch ich hatte mit keinem Spieler Ärger. Mit ist nicht bekannt, dass Jungs gegen mich gewesen sind.
Sie haben gesagt, dass Sie der erste Trainer sein wollen, der RWE nach über einem Jahrzehnt wieder in den Profifußball führt...
Ja, und daran hat sich nichts geändert. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass das Team das schafft. Ich drücke beide Daumen dafür, dass es ein Happy End für Rot-Weiss Essen gibt. Dann werde ich mich auch als dieser Aufstiegstrainer fühlen. Daran ändert auch die Freistellung nichts.
Wie schmerzhaft ist diese Entlassung wirklich?
Sehr schmerzhaft. Es fühlt sich wirklich nicht gut an. Es tut auch weh. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen Fans von Rot-Weiss Essen für die Unterstützung in den zwei Jahren bedanken. Egal, auf welchen Wegen: die Fans waren immer da. RWE hat tolle, hoch emotionale Fans, die den Profifußball so sehr verdient hätten. Auch allen Mitarbeitern im Verein möchte ich Danke sagen. Es war mir eine Ehre bei diesem Klub und mit so vielen tollen Leuten zu arbeiten. Auch wenn es nun so zu Ende gegangen ist: es waren zwei sehr schöne Jahre, die ich nicht missen wollen würde. Ich wünsche allen von Herzen alles Gute!