Es war die 88. Minute, die einen Großteil der 1400 Fans im PCC-Stadion des VfB Homberg in Ekstase versetzte. Soeben hatte Hombergs Rechtsverteidiger Philipp Meißner mit einem kuriosen Eigentor den 1:0-Sieg für Spitzenreiter Rot-Weiss Essen eingeleitet. Der mitgereiste RWE-Anhang jubelte, Meißner hingegen lag fast regungslos auf dem Boden. Während sich die Essener Mannschaft über den wichtigen Treffer im Aufstiegskampf freute, zeigte Abwehrchef Daniel Heber Größe.
Ich kann es als Abwehrspieler nachvollziehen, weil es nicht einfach ist, den Ball seitlich zu treffen. Er tut mir richtig leid. Man hat gemerkt, wie traurig und niedergeschlagen er war. Ich bin dann zu ihm hingegangen und habe gesagt, dass er weitermachen soll.
Essens Daniel Heber.
Der 27-Jährige ging auf den Unglücksraben zu, versuchte ihn aufzurichten und redete dem Gegenspieler gut zu – eine feine Geste des Leistungsträgers. Nach dem Spiel erklärte Heber, dass er Mitgefühl mit dem Eigentor-Schützen hatte: "Das ist traurig für ihn und Homberg, dass sie durch so ein Tor das Spiel verlieren. Er wollte den Ball ins Aus köpfen, aber das ist ihm nicht gelungen. Ich kann es als Abwehrspieler nachvollziehen, weil es nicht einfach ist, den Ball seitlich zu treffen. Er tut mir richtig leid. Man hat gemerkt, wie traurig und niedergeschlagen er war. Ich bin dann zu ihm hingegangen und habe gesagt, dass er weitermachen soll."
Zurück zum Sportlichen: Den sechsten Sieg in Serie musste sich die Mannschaft von Trainer Christian Neidhart hart erarbeiten. Es fehlten, auf einem tiefen Platz, die entscheidenden Ideen im letzten Drittel, aber im Endeffekt zählt für den Spitzenreiter nur das Ergebnis – und das stimmte. "Homberg hat gut verteidigt und wir haben, speziell in der ersten Hälfte, nicht genug Druck gemacht. Wir hatten zwar mehrere gute Chancen, aber es war auf dem Platz schwer, unser Spiel durchzuziehen. Es war nicht unsere beste Partie, aber diese Siege sind extrem wichtig. Man hat auch gesehen, wie sehr wir uns nach dem Abpfiff gefreut haben", sah Heber noch Verbesserungspotenzial.
Am kommenden Sonntag steigt an der Hafenstraße das Gipfeltreffen zwischen RWE (56 Punkte) und Preußen Münster (51 Punkte). Auch in dieser Partie wird beim Primus die Qualität von Abwehrchef Heber gefragt sein. Dass der Innenverteidiger in der Hinrunde über zwei Monate mit einem Wadenbeinbruch ausfiel, hat keine Nachwirkungen hinterlassen. Bereits gegen den Wuppertaler SV (2:1) und Fortuna Düsseldorf II (4:1) spielte der 1,82-Meter-Mann so abgeklärt und souverän wie vor seiner Verletzung und befindet sich wieder in Top-Form.