Mit einem Rumpfkader reiste der SC Wiedenbrück am Mittwoch zu den Sportfreunden Lotte. Sportlich langte es trotzdem für die Gäste: 2:0 gewann Wiedenbrück.
Doch die Freude über den Sieg und den Vorstoß auf Platz sechs hielt sich bei Trainer Daniel Brinkmann in Grenzen. "Ich bin sehr, sehr stolz darauf, wie die Mannschaft in dieser für uns schwierigen Position damit umgegangen ist. Mehr möchte ich sportlich zu diesem Spiel gar nicht sagen, sondern viel mehr ein anderes Thema ansprechen", meinte der Ex-Profi auf der Pressekonferenz.
Das "andere Thema" lag auf der Hand. Denn die Wiedenbrücker mussten in Lotte auf sechs Mann verzichten. Das Sextett um Co-Trainer Dirk Flock und die Spieler Niklas Szeleschus, Hendrik Lohmar - RevierSport berichtete - Daniel Latkowski, Leon Tia und Fabian Brosowski wurde positiv auf das Coronavirus getestet und befindet sich aktuell in Quarantäne.
.Ich musste mir dann anhören, ob ich auch bei einem Foul einen Meter vor dem Strafraum einen Elfmeter fordern würde
Daniel Brinkmann über ein Gespräch mit Wolfgang Jades
Da der SC Wiedenbrück jedoch immer noch 16 einsatzfähige Spieler hatte, musste der Klub laut den Regionalliga-West-Statuten in Lotte antreten. Diese Verordnung brachte Brinkmann auf die Palme. "Die Mannschaft fühlt sich nicht wohl, damit zu spielen. Sie wollte auch nicht antreten. Ich habe daraufhin den Staffelleiter der Regionalliga West, Wolfgang Jades, angerufen. Seine Antwort war nur, dass wir bei Nicht-Antreten mit einer Niederlage am grünen Tisch rechnen müssten", sagte Brinkmann und meinte mit Blick auf die Statuten: "Als dieser Beschluss vor der Saison gefasst wurde, hatten wir eine ganz andere Situation in Deutschland. Inzwischen spitzt sich die Lage zu. Die Intensivstationen werden voller. Ich habe Herrn Jades auch gesagt, dass es gut möglich ist, dass wir in den nächsten Tagen weitere positive Fälle werden melden müssen. Ich musste mir dann anhören, ob ich auch bei einem Foul einen Meter vor dem Strafraum einen Elfmeter fordern würde."
Jades verteidigte gegenüber "Fupa" seine Argumentation, dass der SC Wiedenbrück bei 16 einsatzfähigen Spielern antreten musste. "Die Vereine haben klare Richtlinien für den Umgang mit Coronafällen beschlossen, die setze ich um", verteidigt der 63-Jährige das Regelwerk. Brinkmanns Konter: "In so einer Situation muss man auch mal Courage zeigen und sich über Statuten hinwegsetzen."
Die Wiedenbrücker haben ihren Spielern erst einmal fünf freie Tage gegeben, da sie am Wochenende aufgrund der U-Abstellungen bei Fortuna Düsseldorf II nicht im Einsatz sind.