Nach sechs sieglosen Spielen in Serie bot Schalke-Trainer Torsten Fröhling bei hochfavorisierten Adlerträgern eine äußerst defensiv interpretierte 5-3-2-Formation auf, die phasenweise im Stile einer Handballmannschaft agierte. Weil ein spielstarker SC Preußen Münster sich davon aber nicht beirren ließ und während der 90 Spielminuten immer wieder zu gefährlichen Möglichkeiten kam, sprang am Freitagabend ein zu keiner Zeit gefährdeter 3:0-Sieg für die Hildmann-Elf heraus. Die Tore für Münster, die in der Tabelle vorerst mit Rot-Weiss Essen gleichziehen, erzielten Jan Dahlke, Nicolai Remberg und Deniz Bindemann, der im Sommer noch mit einem Wechsel zu den Königsblauen in Verbindung gebracht worden war.
Mit mehr Zielstrebigkeit im letzten Drittel hätte der SCP sogar noch höher gewinnen können, doch insbesondere S04-Torhüter Michael Zadach verhinderte eine königsblaue Blamage. Über die dargebotene Leistung der Zweitvertretung von Schalke täuschten aber auch seine Paraden nicht hinweg. „Die Schalker haben nichts gemacht. Normalerweise spielen zweite Mannschaften Fußball, aber es kam gar nichts“, zeigte sich Münsters Simon Scherder mehr als verwundert über den Auftritt der Gäste. Das SCP-Urgestein holte sogar noch weiter aus: „Schalke hat den Bus geparkt. Und wir haben ihnen keine Luft zum Atmen gegeben.“
Fröhling will von Preußen Münster lernen
Schalke II: Zadach – Frenkert, Schell, Hanraths, Scheller (60. Aramburu), Müller – Mende (68. Kronmüller), Kyerewaa (77. Balouk), Kaparos – Tehe (46. Krasniqi), Dadashov
Tore: 1:0 Dahlke (28.), 2:0 Remberg (62.), 3:0 Bindemann (78.)
Karten: Scherder (6. Gelbe) – Schell (1.), Balouk (2.)
Zuschauer: 5.012
Mittelfeldmann Remberg war ähnlich überrascht wie Innenverteidiger Scherder: „Wir haben das Spiel komplett beherrscht“, betonte der Torschütze zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung, die als Genugtuung für die im DFB-Pokal gesehene Gelb-Rote Karte diente. „Das Tor tut gut nach dem Spiel gegen Berlin. Ich habe jetzt wieder ein besseres Gefühl“, gab der 21-Jährige einen Einblick in seine derzeitige Gefühlswelt.
Torsten Fröhlings Gefühlswelt hingegen dürfte spätestens seit der neuesten 0:3-Pleite deutlich düsterer aussehen, denn der Schalker wartet seit Mitte September auf den nächsten Sieg in der Regionalliga West. „Wir müssen auswärts mal wieder dem Gegner gratulieren“, fasste der 55 Jahre alte UEFA-Pro-Lizenz-Inhaber die vierte Auswärtspleite in Serie nüchtern zusammen. Dann aber ging er ins Detail: „Wir sehen, wie weit der Weg noch ist – gerade für die jungen Spieler.“ Als Wegweiser könnten die haushoch überlegenen Adlerträger dienen, von denen Fröhling nach Spielschluss mehr als angetan war. „Von dieser Mannschaft können wir lernen“, sagte der U-23-Trainer der Knappen. Kommenden Sonntag muss er mit seinen Mannen gegen den Bonner SC antreten – erneut auf gegnerischem Platz.