"Das war katastrophal"

Lotte-Boss tut der Abstieg aus Liga 3 immer noch weh

Manfred Wilke, seit mehr als 30 Jahren der starke Mann bei den Sportfreunde Lotte, ist mit der aktuellen Situation ganz und gar nicht zufrieden. "Wenn wir alles für den Erfolg tun, dann bin ich zufrieden. Aktuell sehe ich bei den Spielern große Schwankungen. Auf eine ganz schlechte Halbzeit in Wattenscheid folgt zum Beispiel eine nahezu perfekte zweite Hälfte. Wir müssen unsere Leistung konstant abrufen", fordert Wilke.

Wilke hatte die Sportfreunde aus den Niederungen des Amateurfußballs bis in die 3. Liga geführt. Acht Jahre hatten die Sportfreunde alles unternommen, um in die 3. Liga aufzusteigen. 2015/16 wurden sie schließlich Meister in der Regionalliga West und realisierten den ersehnten Drittliga-Traum. Nach drei Jahren Drittliga-Zugehörigkeit stieg Lotte in der vergangenen Saison ab.

Der Fruststachel sitzt beim Lotter Boss immer noch sehr tief. "Wir haben dem Trainerteam und der Mannschaft alles ermöglicht. Zum entscheidenden Spiel nach Unterhaching sind wir zwei Tage vorher geflogen. Ich betone: Das kleine Sportfreunde Lotte ist geflogen. Irgendwann habe ich von jemanden aus dem Team gehört, dass das super war. Es hätte sich wie im Urlaub angefühlt. Da dachte ich, dass ich nicht richtig höre. Die Mannschaft hat auch so wie im Urlaub gespielt. Wir haben 0:3 verloren und keine Chance gehabt. Da hätten wir auch mit dem Bus am Spieltag nach Bayern fahren können. Wir haben in den letzten, entscheidenden Wochen gar nichts mehr auf die Kette bekommen. Die Leistungen im Abstiegskampf, den ich von unseren Jungs nicht gesehen habe, waren einfach nur katastrophal", erinnert sich Wilke an das Ende der Drittliga-Saison 2018/2019.

Aktuell reist die Mannschaft von Trainer Ismail Atalan mit Kleinbussen und privaten PKWs zu den Auswärtsspielen in der Regionalliga West. "Ich glaube, dass wir die einzige Mannschaft sind, die das macht. Aber es stört mich auch nicht. So wird das Wir-Gefühl noch mehr gestärkt", findet Kevin Freiberger, Lottes Rückkehrer von Rot-Weiss Essen.

Doch es soll auch Stimmen aus der Mannschaft geben, die das ganz und gar nicht gut finden. Für diese Jungs hat Wilke eine Antwort parat: "Als wir aufgestiegen sind, sind wir auch mit Autos und Kleinbussen zu den Auswärtsspielen gereist. Da hat es komischerweise niemanden gestört. Für mich sind das nur Alibis. Wenn es nicht läuft, dann suchen die Spieler nach Ausreden. So ist das eben." Wilke ergänzt: "Die Spieler sollten sich lieber hinterfragen, warum einer 8,8 Kilometer im Spiel läuft und der andere 12 Kilometer abspult."

Manch einer im Lotter Umfeld vermutet, dass Wilke so langsam die Lust an den Sportfreunden Lotte zu verlieren scheint. Wilke erklärt: "Wenn man verliert, dann hat man keine Lust. Am Montag ist man auch noch sauer. Ab Dienstag denkt man dann an das kommende Wochenende. So ist das auch bei mir."

Am nächsten Wochenende haben die Sportfreunde spielfrei. So dass die Mannschaft ihren Vereinsboss erst wieder am 21. September (14 Uhr) im Heimspiel gegen den SV Lippstadt mit einem Sieg beglücken kann.