Energie Cottbus hat mit Bayern München das Glückslos für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal gezogen, doch der ehemalige Fußball-Bundesligist durchlebt gerade schwierige Zeiten. Knapp einen Monat nach dem bitteren Abstieg aus der 3. Liga eskalierte am Wochenende ein schwelender Streit mit den Medien.
Trainer Claus-Dieter Wollitz versuchte zunächst, den Ärger auszuklammern und sich ganz auf das sportliche Highlight am zweiten August-Wochenende zu konzentrieren. "Mit der grandiosen Unterstützung unserer Fans können wir immer planen, die Hütte wird sicher randvoll sein", sagte Wollitz zum Bayern-Spiel. Rein sportlich sei die Chance auf ein Weiterkommen aber gering. "Wir sind der klare Außenseiter, werden dennoch alles geben. Ein Weiterkommen wäre eine absolute Sensation."
Ob sich bis dahin die Wogen der Entrüstung im Umfeld gelegt haben, ist fraglich. Am Freitagabend erlebte der Streit mit einigen Medien seinen vorläufigen Höhepunkt. Auf ihrer Jahresversammlung verweigerten die Energie-Mitglieder den Reportern des RBB (Rundfunk Berlin Brandenburg) die Teilnahme, andere Redakteure durften dabei sein. Die Reporter der Lausitzer Rundschau, wichtigste Zeitung in der Region um Cottbus, erklärten sich sofort solidarisch und stellten die Berichterstattung über den Klub ebenfalls ein.
In der Samstagsausgabe der Rundschau blieben weiße Flächen an den Stellen, wo eigentlich der Bericht von der Mitgliederversammlung stehen sollte. "Es geht nicht an, dass der FCE bewusst und nach Nase abstraft und sich aussucht, wer gerade genehm ist... So zu selektieren, ist unprofessionell. Die kleinkarierte Abstimmung ist eines angesehenen Klubs unwürdig", kommentierte Oliver Haustein-Tessmer, Chefredakteur der Lausitzer Rundschau, den Vorfall.
Auch die Landespressekonferenz Brandenburg kritisierte die Haltung des Klubs. "Ein Verein kann entscheiden, ob er die Presse zulässt oder nicht. Das gilt dann für die Presse als Ganzes. Wir sehen es als Problem an, wenn einzelne Journalisten ausgeschlossen und andere zugelassen werden. Das greift in die Pressefreiheit ein", sagte Benjamin Lassiwe, Vorsitzender des Landespressekonferenz, dem RBB.
Der Versammlungsleiter des Mitgliedertreffens hatte bestätigt, dass die Entscheidung der Mitglieder an der kritischen Berichterstattung des RBB liege. Der RBB wehrte sich und erklärte, dass er in der Vergangenheit "sehr ausführlich über verschiedene Aspekte rund um den Verein" berichtet habe und viele Spiele live übertragen habe.
Der Verein wollte nicht auf die Selektion einzelner Journalisten eingehen, meinte nur am Samstag in einer Stellungnahme auf seiner Homepage: "Letztlich ist für uns das satzungskonforme Votum bindend und durch alle zu akzeptiere", so Klub-Vorsitzender Werner Fahle.
Trotz der Grabenkämpfe steht Cottbus bei den deutschen Bundesligisten hoch im Kurs. Nach Aufsteiger Union Berlin hat auch Borussia Dortmund Unterstützung angekündigt. Der Vizemeister kommt Anfang September zu einem Testspiel in die Lausitz und wird dem klammen Neu-Regionalligisten sicher eine satte Einnahme bescheren. sid