Die Sportredaktion traf sich jetzt mit dem Vorstand von Rot-Weiß Oberhausen, um Bilanz zu ziehen und einen Ausblick zu wagen. RWO-Chef Hajo Sommers und Vorstand Thorsten Binder waren zugegen, Vorstandskollege Herbert Jöring kam später hinzu.
Sollen wir strukturiert vorgehen oder so wie immer?
Hajo Sommers: Strukturiert ist unsere Stärke.
Gut, wie fällt der Rückblick aus? War es eine unerfüllte Saison?
Sommers: (zögert, denkt nach, wackelt im Geiste mit dem Oberkörper) Eher nein. Die Meisterschaft war in Ordnung, da lagen wir im Soll. Das Pokalfinale muss man außen vor lassen, das ist eben Fußball und da hatten wir Pech. Dass wir den Antrag für die 3. Liga nicht stellen konnten, hat vielleicht das schale Gefühl von unerfüllt hinterlassen. Wenn die Weihnachtsgeschenke kleiner ausfallen als gedacht, kann das passieren, schön ist es trotzdem nicht.
Wie macht man es besser? Binder: (aus der Pistole) Wir wollen in der kommenden Saison den Antrag für die Dritte Liga stellen. Dazu muss Geld in die Hand genommen werden, dazu muss ein Ruck durch die Stadt gehen. Warum sollte man einen Verein unterstützen, der in 111 Jahren immer nur Geld ausgegeben hat und jetzt in der untersten Profi-Liga angekommen ist?
Sommers: (kämpferisch, freut sich über Grundsatzfragen) Da sind wir im Kern angekommen. Ist Profi-Fußball erhaltenswertes Kulturgut? Ich sage ja. Ich sage nicht: Tribüne statt Kita. Ich sage: Kita und Tribüne und Theater. Das muss gehen.
Binder: Wir sind der höchste Fußballverein in der Stadt, wir sind ein Aushängeschild in Deutschland für diese Stadt. Wir sind in der Vierten Liga und wollen dort raus.
Das ist mit den aktuellen Rahmenbedingungen schwer.
Sommers (moderat): Das wissen wir – als Vorstand, aber privat auch als Unternehmer. Wenn man Erfolg haben möchte, muss man zuvor investieren. Auch Unternehmen haben in ihrer Geschichte nicht durchgängig Erfolg, sondern müssen sich immer wieder neu erfinden, immer wieder aufbauen. Diesen Gründergeist versuchen wir mal wieder hin zu bekommen.
Binder: Wir müssen in die Lage kommen, Schlaglöcher nicht immer nur zuzuschütten. Dafür führen wir viele Gespräche.
Sommers (amüsiert, insgeheim stolz auf seinen Kollegen): Thorsten führt zur Zeit in unserem internen Sponsoren-Ranking. Er hat fast 100 000 mehr zusammengetrommelt.
Steht der Etat für die kommende Saison?
Sommers (selbstbewusst): Nein, aber wir sind auf einem deutlich besseren Weg als in der Vorsaison. Die Altschulden sind nahezu abgetragen, die Zinsbelastung sinkt um 40 000 Euro. Dennoch müssen wir zur Deckung der abgelaufenen Saison wieder auf die kommende vorgreifen. Die Tendenz ist: Es wird mehr Unterstützer für RWO geben. Viele kleine, aber in der Summe mehr. Keiner springt ab. Das Pokalspiel gegen Duisburg bringt uns 80 000 Euro vor Steuern, aus Essen gibt es noch keine Abrechnung. Wir peilen 2,4 Millionen an.
Binder (denkt voraus): Wobei uns klar ist: Damit braucht man in der Dritten Liga erst gar nicht anzutreten. Wir sind dabei, damit ein Fundament zu legen.
RWO braucht also mehr Unterstützung? Sommers: Der Verein braucht Zeit, Geld und Liebe. Ohne Investition funktioniert keine Beziehung. Wir bedanken uns bei unsern Ehrenamtlern, bei Sponsoren, bei Zuschauern. Wir könnten uns auch frischen Wind im Vorstand vorstellen, wir brauchen Leute, die Ideen umsetzen können.
Was noch?
Binder (aus vollem Herzen): Wir fahren in der Vierten Liga in diesem Stadion in der Holzklasse ganz hinten. Vor fünf Jahren hat die DFL gesagt: bedingt zweitligatauglich. Jetzt bekommen wir noch nicht mal mehr ein Verbands-Endspiel nach Oberhausen. Um weiter nach vorn zu kommen, begrüßen wir die Planungen zur neuen Tribüne Emscherkurve sehr. Wir werden gern mit der Politik reden und zusammenarbeiten. Wir brauchen jeden in Oberhausen, gleich welcher politischen Farbe. Wir brauchen alle Oberhausener.
"Wir wollen den Lizenzantrag stellen"
Thorsten Binder
Sommers: Ich bin Nostalgiker und finde das Stadion wunderschön. Aber es geht nicht mehr, alles löst sich auf, jetzt auch die Tartanbahn. Der Gasometer stand auch vor dem Abriss, dann wurde investiert, jetzt ist er eine Marke in Deutschland.
Jetzt mal was ohne Auflösung!
Sommers (freut sich über diese nach Hemdsärmeligkeit gierende Steilvorlage): Genau. Wir in Oberhausen tun immer ärmer als wir sind – um nichts ändern zu müssen. Das ist falsch. Wer anpackt, bekommt Resultate. Die Mannschaft ist gewachsen, die B-Jugend aufgestiegen, die A in der kommenden Saison dran. Nach drei Jahren klappt der Durchfluss vom Jugendleistungszentrum bis zur ersten Mannschaft. Das sind Erfolge. Frank Kontny und Andreas Zimmermann machen gute Arbeit. das ist eine Basis, mit der wir in die kommende Spielzeit gehen.
Und dann?
Binder (stürmt nach vorn): Bis auf eine Position vorn rechts steht die Mannschaft. Wir wollen den Lizenzantrag stellen. Wir wollen von Beginn an oben konstant mitspielen, wünschen uns Platz eins, Erfolg, zufriedene Fans, keine Verletzungen. Das tun andere aber auch.
Welche anderen? Binder: Sechs: Gladbach II, BVB II, Essen, Aachen, Viktoria und eine Überraschung.
Sommers: Frank Kontny und ich nehmen noch Lotte und Verl dazu.
Was gibt’s Neues zum Start?
Sommers: Vielleicht Probleme mit den Dauerkarten in der Emscherkurve, wenn der Tribünenbau beginnen sollte, da arbeiten wir dran. Neu ist ein Bus-Kneipen-Shuttle durch die Osterfeld, Sterkrade und Alt-Oberhausen, wo sich Fans an Kneipen treffen können und abgeholt werden. Starke Idee von Kai-Uwe Großjohann, zahlt er auch. Wir denken auch über Partner- und Gruppenkarten für die Spiele nach. Wir haben wieder mehr Ideen, das macht Spaß. RWO ist ein geiler Verein.
Danke, das muss reichen. Ein Schlusswort.
Jöring (musste bis dahin viel telefonieren, ist ohnehin mehr ein stiller Vertreter): Wir wollen den Verein so attraktiv wie möglich machen. Dazu binden wir Sponsoren ein, dazu binden wir Fans mit dem Solidarbündnis ein. Die Fan-Kneipe kommt. Das schaffen wir allein. Bei der Tribüne brauchen wir die Hilfe von ganz Oberhausen.