Rund 40 Minuten vor Spielbeginn war bereits klar, dass der KFC im Ulrich-Haberland-Stadion gleich zwei Gegner vorfinden würde. Ab 14 Uhr die Leverkusener Reserve und schon im Vorfeld die eigenen Fans. Rund 50, der 200 mitgereisten KFC-Anhänger, begleiteten das Aufwärmprogramm von Interimstrainer Ersan Tekkan mit Anfeindungen gegen die eigene Mannschaft. "Söldnerschweine", "Außer Udegbe könnt ihr alle geh'n" und "Vorstand raus", schallte es von einem in schwarz gekleideten Teil der mitgereisten Uerdinger Zuschauer. "Das ist eine schwierige Situation. Die ganzen Schlagzeilen bekommen die Fans natürlich mit. Wir können nur besser Fußballspielen und Punkte holen. Nur so können wir antworten. Dass die Fans meinen Namen rufen, sehe ich als Bestätigung meiner Leistung an. Doch für den Rest der Truppe ist das bitter. Ich würde mir wünschen, dass die Fans uns in Zukunft wieder als Mannschaft anfeuern", sagte Robin Udegbe, der sich als einziger den Fragen der Journalisten stellte, nach dem Schlusspfiff.
Ob die Anhänger der Blau-Roten nach der nächsten peinlichen Vorstellung diesen Kader in der aktuellen Saison noch einmal feiern werden, ist wohl unmöglich. Beim 0:3 in Leverkusen konnte sich das Team um Kapitän Issa Issa nur bei Udegbe bedanken, dass es nicht in einem Debakel endete. "Ich kann mit meiner Mannschaft sehr zufrieden sein. Wir haben Uerdingen keine Chance gegeben und waren immer wieder gefährlich. Das einzige Manko war die Chancenverwertung. Wir hätten das Ergebnis höher gestalten können", bilanzierte Bayer-II-Trainer Jürgen Luginger, der seit seiner Amtsübernahme am 10. Februar in zehn Spielen nur eine Partie verlor.
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Beim KFC waren spätestens nach dem 0:3 die Köpfe einmal mehr am Boden. Ampelkarte für Giannis Alexiou, Aziz Bouhaddouz' Doppelpack (35., Foulelfmeter, 58.) und schließlich Khaled Narey (62.) sorgten auf Seiten der Uerdinger für eine Begräbnisstimmung auf dem Spielfeld. Keine Anweisungen an die Mitspieler, keine Wutausbrüche, kein Wort - still, leise, wortlos ergaben sich die KFC-Spieler ihrem Schicksal. Einzig Udegbe versuchte der toten Mannschaft noch ein wenig Leben einzuhauchen. "Die Gelb-Rote-Karte war unheimlich bitter, danach haben wir große Probleme bekommen. Aber wir dürfen uns nicht so hängenlassen, sondern das Ding ordentlich runterspielen. Ich sehe meine Aufgabe darin, die Jungs auch weiter zu motivieren, aufzubauen. Das habe ich versucht. Wir haben uns wieder so viel vorgenommen, das ist alles sehr, sehr bitter", resümierte ein niedergeschlagener Udegbe.