Nein, schön war es nicht. Aber wer bei derart kriminellem Wetter den Fuß vor die Tür setzt, ist ohnehin kein Operetten-Publikum und Kummer vermutlich gewohnt. Und auch wenn die gut 90 Minuten zwischen Rot-Weiss Essen und dem VfL Bochum II schon mit Abpfiff beinahe vergessen sein dürften: Der Großteil der 7.883 Zuschauer hatte Spaß. Weil Marcel "Wer auch sonst" Platzek beinahe pflichtschuldig seinen Treffer beisteuerte. Sein zehnter, sein siebter in Serie. Pokal noch nicht mal inklusive.
So blieb 23-Jährige im Duell mit Sven Kreyer schließlich auch Sieger. Obwohl Bochums herausragender Angreifer wenige Augenblicke vor Toreschluss noch einen Ball an den Querbalken nagelte. Im ersten Durchgang hatte freilich auch Essens Benedikt Koep schon einmal Aluminium getroffen. Viel war darüber hinaus allerdings nicht geboten. Weil beide Mannschaften zwar bis zum Strafraum ganz gefällig kombinierten, sich aber wenig finale Möglichkeiten herausspielten. So reichte schließlich Essen ein heller Moment an diesem trüben Novemberabend.
Waldemar Wrobel beschränkte sich darauf, die richtigen Fragen zu stellen: "Wer hatte mehr Spielanteile? In welcher Hälfte wurde mehr Fußball gespielt? Wer hatte in der Addition mehr Torchancen? In allen Statistiken lagen wir vorn. Wir hatten zwar teilweise auch etwas Glück, aber insgesamt war es nicht komplett unverdient." Dass der VfL seine Drohung wahr machte und mit Michael Esser, Lukas Sinkiewicz, Heiko Butscher oder Onur Bulut ordentlich gepimpt ins Derby ging, werte den Erfolg zusätzlich auf, fand Wrobel. Wenngleich auch der 43-Jährige sich nicht anmaßte, dieses Spiel als Glanztat zu verkaufen. Aber die Ergebnisse stimmen eben, RWE verspürt Rückenwind.
Auch Bochums Trainer Dariusz Wosz bemerkte, dass das Spiel nur zu gut zur Großwetterlage passte. "Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Ich kann den Jungs nichts vorwerfen, der Einsatz hat gepasst. RWE hat in der zweiten Halbzeit aus zwei Schüssen ein Tor gemacht, wir haben unsere Chancen nicht genutzt."
Für den Gegner war dagegen einfach, dass. Und nicht wie. Der dritte Sieg in Folge lässt Rot-Weiss Essen in der Tabelle zum vorderen Drittel aufschließen und an der Hafenstraße auf versöhnliche Weihnachten hoffen.