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V. Köln - W'brück 4:1
Viktorias früher Sturmlauf

Viktoria Köln: 4:1! Der Favorit gibt sich keine Blöße

Topfavorit Viktoria Köln hat die Pflichaufgabe SC Wiedenbrück ohne Probleme gelöst und bleibt im Geschäft. Der Grundstein für den 4:1-Sieg wurde früh gelegt.

Wie ein Naturereignis brach die Viktoria über Wiedenbrück her. Nach nur sieben Minuten konnten die Gäste sich nur gegenseitig hilflos anschauen, denn Mike Wunderlich hatte grade zum 2:0 getroffen. Ein recht simpler Freistoß-Trick hatte gereicht, um die Abwehr der Ostwestfalen zu überrumpeln. Sebastian Spinrath legte von der rechten Seite einfach parallel zum Strafraum quer, Viktorias Kapitän nahm Maß und zirkelte den Ball in den Winkel. Daraufhin drehte er ab, zu seinem Trainer, gefolgt von seinen Mitspielern. Lachend und feixend rannten die Spieler auf Pele Wollitz zu, einige zeigten ihm zwei Finger als V-Zeichen.

Gefunden auf …

„Die Freistoßvariante haben wir gestern im Training einmal durchgespielt. Der Trainer hat uns gesagt, wenn das morgen klappt, haben wir zwei Tage frei“, erzählt Mike Wunderlich grinsend. Wollitz steht zu seinem Wort: „Ich hätte natürlich lieber morgen trainiert, aber an das Versprechen muss ich mich jetzt halten“, sagt er.

Das Spiel war also nach sieben Minuten bereits entschieden und die Viktoria drohte die Wiedenbrücker in der ersten Halbzeit zu überrollen. Einen Bärenanteil daran hatte Lukas Nottbeck, der omnipräsent war, nahezu jeden Zweikampf gewann und in regelmäßigen Abständen Sonderapplaus vom Publikum bekam. Er war es auch der das dosenöffnende 1:0 fast unmittelbar nach Anpfiff erzielte. Eine butterweiche Flanke von Sebastian Spinrath, der von Fatih Candan in Szene gesetzt worden war, köpfte Nottbeck gegen die Laufrichtung des Wiedenbrücker Keepers ins lange Eck. Nach Wunderlichs 2:0 war es wieder Nottbeck, der das Ergebnis auf 3:0 erhöhte. Ein Diagonalball von Wunderlich legte Candan in den 16er, wo Nottbeck heranstürmte, kurz vor Torwart Marcel Hölscher den Ball erreichte, ihn vorbeilegte und ins leere Tor schob.

Der Ex-Fortuna-Spieler hat sich nun wohl endgültig zurück die Startelf gespielt, nachdem er schon im letzten Spiel gegen Oberhausen überzeugen konnte. Im Spiel zuvor war er von Wollitz auf der Bank gelassen worden, was er voll und ganz nachvollziehen konnte: „Ich war selber nicht zufrieden mit mir und war zu Recht auf der Bank. Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht. Nun glaube ich wieder an meine Stärken, das hat mich motiviert“, berichtet Nottbeck nach dem Spiel. Zu seinem Doppelpack sagt der Mittelfeldspieler, der eigentlich nicht als Knipser bekannt ist: „Ich weiß auch nicht, wie ich in der letzten Saison acht Tore gemacht habe.“

"Ich hatte schon das schlimmste befürchtet"

Wiedenbrück war über weite Strecken harmlos und durch den frühen Rückstand extrem verunsichert. Nur Marvin Studtrucker wusste in vereinzelten Szenen als Alleinunterhalter im Sturm zu überzeugen. Trainer Theo Schneider musste auf sechs Stammspieler verzichten, „Wir sind grade in einer schwierigen Phase. Nach dem 2:0 habe ich schon das schlimmste befürchtet. Im zweiten Durchgang haben wir nur noch auf Ergebnis gespielt und da muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen, denn sie hat gefightet und 1:1 gespielt.“ Fraglich, ob das positivere Ergebnis der zweiten Halbzeit wirklich an einer Leistungssteigerung der Wiedenbrücker lag, oder an der Gnade und dem Leichtsinn der Hausherren, die das Spiel im Vorbeigehen nach Hause bringen wollten. Jedenfalls nahmen im zweiten Durchgang die Nachlässigkeiten zu, was auch Wollitz beobachtete: „Da herrschte viel Zufriedenheit. In einigen Situationen müssen wir noch konsequenter sein, denn jedes Tor ist wichtig. Wir hätten höher als 4:1 gewinnen können.“

Viktoria verpasst die Tabellenführung

Wollitz spielt auf Chancen wie die von Mike Wunderlich an, als er nach einer Staffeldt-Hereingabe den Pfosten traf (49.). Auch Neuzugang Sebastian Glasner hatte einige Möglichkeiten auf dem Fuß (53.), wirkte jedoch eher unglücklich und noch nicht ins Spiel eingebunden. Das überfällige 4:0 erzielte wieder der Kapitän. Schiedsrichter Andreas Steffens hatte auf Handelfmeter entschieden, Verteidiger Jeffrey Volkmer war der Schuldige. Als „fragwürdig“ bewertete zumindest Theo Schneider die Entscheidung später. Dem stark aufspielenden Wunderlich war es egal, er verwandelte souverän zum 4:0 (83.). Drei Minuten später hätte es gar 5:0 stehen können, doch der eingewechselte Steegmann vertändelte eine aussichtsreiche Chance im Strafraum.

Stattdessen kam Wiedenbrück zum Ehrentreffer. Die hoch aufgerückte Abwehr der Viktoria wurde mit einem Steilpass überrumpelt, Tim Knetsch legte auf, Marvin Studtrucker vollendete zum 1:4 (86.). Ein Fleck auf der weißen Weste der Viktoria, der auch Mike Wunderlich ärgerte: „Hätten wir das 5:0 gemacht, wären wir Tabellenführer gleichauf mit Lotte gewesen. Stattdessen kassieren wir das 1:4.“ Auch der erstmals eingewechselte Lucas Musculus ließ eine gute Konterchance aus (90.). So bleiben die Sportfreunde Lotte nach ihrem 4:0 gegen Oberhausen durch das bessere Torverhältnis ganz vorne.

Schneider: "Der Titel geht nur über Köln"

Dennoch bleibt der Eindruck, dass das Team sich immer mehr findet, einige Abläufe in der Offensive funktionierten schon sehr gut. Defensiv stand die Viktoria ohnehin sicher, mal abgesehen von der Kurzschlafphase beim 1:4, auch das Angriffspressing funktionierte besser als am Anfang der Saison. Für Wiedenbrücks Theo Schneider war die Sache klar: „Der Titel geht nur über Viktoria Köln. Wie ballsicher die Mannschaft war, welche Qualität der Kader hat – da muss man sich nur mal anschauen, wer auf der Bank sitzt.“ Dort saß Lukas Nottbeck nicht, zumindest nicht von Beginn an – er wurde in der 82. Minute für Andreas Akbari unter tosendem Beifall ausgewechselt. Dass er im nächsten Spiel bei Bayer Leverkusen II (Samstag, 14 Uhr) wieder von Beginn an ran darf, dürfte sicher sein. „Wir müssen jetzt den positiven Trend fortsetzen“, sagt Nottbeck und geht weiter in Richtung Kabine. In der Form wird er dabei eine große Rolle spielen.

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