Am kommenden Samstag (14 Uhr, Lohrheidestadion) ist es soweit: Dann steht womöglich das erste Bruderduell der Familie Issa auf dem Programm. Für RevierSport Grund genug, sich mit dem letztjährigen Oberliga-Torschützenkönig Issa (30 Treffer) und seinem sechs Jahre jüngeren Bruder Ali in Essen, der Heimatstadt der Issas zu treffen. Dort ging es um die ersten Fußballschritte der Brüder, die Privatmenschen Issa und Ali, sowie ihre Vereine Wattenscheid und Uerdingen - und natürlich um das erste Bruderduell.
Issa Issa und Ali Issa, Sie sind beide Regionalligaspieler. Der Weg dorthin war aber sicherlich nicht einfach. Wie hat Ihre Karriere begonnen? Issa Issa: Unsere Familie ist fußballverrückt. Allen voran unser Vater. Deshalb war schon schnell klar, dass wir gegen den Ball treten werden. Die Grundlagen habe ich bei Juspo Frintrop, heute heißt der Klub SC Frintrop, am Schemmannsfeld gelernt. Ich muss sagen, dass mir die Trainer schon in den ersten Jahren einiges an Talent bescheinigten. Es dauerte nicht lange und plötzlich spielte ich in der Jugend von Schalke 04 und Rot-Weiss Essen. Ali Issa: Meine Laufbahn begann ebenfalls in Frintrop. Jedoch war ich immer der Kämpfer, der Arbeiter, der nicht so talentiert war wie Issa. Ich habe ja noch vor drei Jahren beim FC Kray in der Landesliga gespielt und am Samstag spiele ich gegen meinen großen Bruder, mein absolutes Vorbild, in der Regionalliga. Das ist Wahnsinn – unglaublich.
Der Altersunterschied von sechs Jahren ist ja relativ groß. War der „große“ Issa dann automatisch das Vorbild für den „kleinen“ Ali? Ali Issa: Ja, dass habe ich bereits erwähnt. Issa war immer mein Vorbild. Ich habe ihn schon früher mit unserem Vater zu allen Trainingseinheiten oder Spielen begleitet. Ich war und bin ein großer Fan von ihm. Er hat bei Borussia Dortmund gespielt, in der libanesischen Nationalmannschaft. Da kann er nur mein Idol sein.
Issa Issa, gibt es denn auch sportliche Fähigkeiten, die Ihr Bruder besitzt und Sie gerne hätten? Ali Issa (ergreift das Wort vor Issa und lacht): Mit Sicherheit nicht. Issa weiß immer alles besser und denkt, dass er eh alles kann. Issa Issa (lacht): Nein. So ist das nicht. Ein Fußballer, ein Mensch allgemein kann immer dazulernen. Niemand ist perfekt. Wenn ich es wäre, dann würde ich nicht in der vierten Liga spielen. Ali hat eine unheimliche Robustheit und Zweikampfstärke, die mir fehlen.
Issa ist der torgefährliche, schussstarke, Ali der robuste, zweikampfstarke Mittelfeldspieler. Wir würden Sie sich gegenseitig beschreiben, wenn es um den privaten Charakter geht? Ali Issa: Mein Bruder ist ein aggressiver Typ. Dass heißt: Wenn er verliert und das ist egal, ob beim Fußball oder irgendwo anderes, dann wird er schnell zu einem unerträglichen Menschen. Issa ist schnell auf 180. Er benötigt dann ein bisschen, um runterzukommen. Wenn ich ihn in etwas besiegt habe, dann ist er die nächste Zeit für mich kaum ansprechbar. Er ist ein Mensch, der einfach nicht verlieren kann.
Aber Ihr großer Bruder hat doch sicherlich auch positive Eigenschaften, oder? Ali Issa: Natürlich. Wenn ich irgendein Problem habe, mir etwas auf dem Herzen liegt, dann kann ich immer, wirklich immer zu ihm kommen, er hat stets ein offenes Ohr für mich. Sei es im privaten oder im sportlichen Bereich. Wir sind eine Familie und lieben uns über alles. Die Familie ist für uns das Wichtigste. Er ist der beste Bruder, den man sich vorstellen kann.
Issa Issa und der Grotifant freuen sich auf das Traditionsduell in Wattenscheid.
Und wie würden Sie Issa, ihren Bruder Ali beschreiben? Issa Issa: Ich muss noch kurz etwas klarstellen: Ich würde mich keineswegs als aggressiven Menschen beschreiben, viel mehr bin ich einfach temperamentvoller als mein Bruder. Ali ist ein cooler, sensibler und ruhiger Typ. Manchmal würde ich auch gerne so abgeklärt sein. Aber ich habe das einfach von Natur aus, dass ich nicht verlieren kann. Wenn ich etwas spiele, dann will ich auch gewinnen – und beim Fußball sowieso. Wenn ich auf dem Platz stehe, dann zählt für mich nur die Mannschaft, der Verein und die drei Punkte. Alles andere spielt keine Rolle. Das wird auch am Samstag der Fall sein. Da wird unsere Bruderliebe für 90 Minuten zur Seite geschoben.
Samstag, das ist ein gutes Stichwort. Wie groß ist Ihre Vorfreude auf das Familienduell? Ali Issa: Wir freuen uns sehr. Das wird ein großes Ereignis. Ich hoffe nur, dass ich auch zum Einsatz kommen werde. Dann könnte es dazu kommen, dass ich gegen Issa spiele und ihn ausschalte. Issa Issa (lacht): Na, das werden wir dann noch sehen. Wie Ali bereits schon gesagt hat: Das wird ein großer Tag für unsere Familie. Aber ein perfekter wird es nicht sein und das ganz unabhängig vom Ausgang. Denn so ein Spiel hätte sich unser Vater gewünscht. Für ihn wäre ein Traum in Erfüllung gegangen. Seine Söhne gegeneinander, bei zwei Traditionsklubs unter Vertrag, in der Regionalliga. Leider liegt unser Papa seit langer Zeit im Koma. Aber ich glaube fest daran, dass er mit seinen Gedanken bei uns sein wird.
Konnten Sie denn überhaupt alle Kartenwünsche erfüllen? Issa Issa (lacht): Glücklicherweise spielen wir auswärts und deshalb ist es auch nicht mein Problem. Ich leite alle Kartenwünsche an Ali weiter. Ali Issa (atmet tief durch): Soviele Karten, die gewünscht wurden, kann ich einfach nicht besorgen. Manchen Leuten antworte ich gar nicht mehr, weil es einfach keinen Sinn macht, nach noch mehr Karten zu fragen.
Zurück zum Sportlichen: Wie würden Sie den Gegner jeweils beschreiben? Ali Issa: Der KFC ist bärenstark besetzt. Wenn ich da an Issa, Kosi Saka oder Moses Lamidi denke, dann sagt das schon alles. Uerdingen konnte Lamidi verpflichten, dass zeigt eigentlich auch den Unterschied zwischen Wattenscheid und dem KFC auf. Uerdingen ist kein normaler Aufsteiger. Aber klar ist auch, dass wir den Gegner sehr gut kennen und keine Angst haben. Unsere Trainer haben Uerdingen im letzten Testspiel beobachtet. Da gab es klare Erkenntnisse. Wenn wir Issa ausschalten, dann ist das die halbe Miete. Im Uerdinger Spiel läuft vieles über meinen Bruder.
Auch Ali Issa und 09-Stzadionsprecher Christian Knippschild strotzen vor Vorfreude.
Issa Issa: Der KFC Uerdingen ist nur so stark, weil wir als Mannschaft funktionieren. Das müssen wir auch am Samstag in Wattenscheid beweisen, wenn wir als Sieger vom Platz gehen wollen. Zu Wattenscheid kann ich nur sagen, dass das eine sehr gute Truppe ist. Ich habe in dem Kader viele Freunde wie Lukas Fronczyk. Letztes Jahr bin ich mit nach Bergisch Gladbach gefahren, um den Jungs in der Relegation die Daumen zu drücken. Ich hatte bei der SG 09 eine schöne Zeit. Ich denke, dass das ein Verein ist, der sehr gut geführt wird und sich die Spieler deshalb dort so wohl fühlen. Deswegen wird Wattenscheid auch die Klasse halten und zwischen Platz acht und zwölf landen.
Abschließende Frage: Wie lauten Ihre Tipps für Samstag? Ali Issa: 2:0 für Wattenscheid! Issa Issa: Ali ist noch unerfahren. Ich halte nichts von Tipps und werde die Antwort auf dem Platz geben. Ali wird seinen voreiligen, unüberlegten Tipp noch bereuen (lacht).