Am Tag danach sprach RS mit Binder über die Vorfälle.
Thorsten Binder, bisher gab es nur Spekulationen, was ist genau geschehen? Es gab die unsägliche 91. Minute mit dem Gegentor. Dann wollten die ersten über den Zaun, es wurde eine Ordnerkette gebildet. Trotzdem haben Fans versucht, auf den Platz zu kommen. Ich wollte den ersten, der das geschafft hat, aufhalten. Dabei sind wir unglücklich ineinander gekracht. Es gab einen Verlierer, das war leider ich. Dabei habe ich eine schwere Prellung in der Wade erlitten, weil ich mit der Wade auf das Schienbein des Zuschauers geknallt bin. Daher wäre es übertrieben, wenn ich sagen würde, mir geht es heute gut.
Hajo Sommers sagte, er weiß nicht, wie lang er sich das noch geben muss. Denken Sie in solchen Momenten auch daran, Ihr Amt mal ruhen zu lassen? Nein, daran habe ich zu keiner Sekunde gedacht. Ich stehe auf und es geht immer weiter. Ich mache so etwas nicht von dem Fehlverhalten einzelner Personen abhängig. Auf der anderen Seite gab es soviel Aufmunterung. Ob im Internet oder per SMS, das war wirklich Balsam auf die Seele.
Wie geht es jetzt weiter? Zunächst einmal. Auch das Verhalten der Baumberger Spieler war alles andere als professionell, so wie Sie nach dem Tor zu unseren Fans gerannt sind und provoziert haben, da hatte auch ich nur ein Kopfschütteln für übrig. Sie hätten in der eigenen Hälfte feiern können. Aber! Das soll zu keinem Prozent das Verhalten unserer Anhänger entschuldigen. Wir werden handeln, die Polizei wertet jetzt die Bilder aus, denn wir haben eine 360 Grad Videoüberwachung. Danach gibt es die entsprechenden Konsequenzen.
Auch Christoph Caspari wurde geschlagen. Wie sehen Sie das? Meine Situation kann man noch abschwächen, denn es war ein blöder Zusammenprall. Aber der Angriff auf Christoph ist eine Grenzüberschreitung, die geht komplett nicht, da geht mir der Hut hoch, wenn Spieler attackiert werden. Christoph hat wohl nachher gesagt, er hat das gar nicht als so schlimm empfunden. Daher Hut ab vor Christoph. Aber das geht einfach gar nicht.
Früher sagten Sie, dass der Verein den schnellen Draht hat und solche Szenen wie am Donnerstag daher nicht passieren. Wann gab es da einen Wandel? Die Fluktuation bei den Anhängern ist hoch. Irgendwann hat sich ein Kreis gebildet, der sich nicht mehr zu 100 Prozent dem Verein zugehörig fühlte. Die Bindung war nicht mehr so da. Da schwindet als Gremium oder Einzelperson der Einfluss. Wir haben weiter immer versucht, mit den Leuten zu reden, damit sie sich nicht noch weiter von RWO entfernen. Aber viele wollen das gar nicht mehr.
Wie groß ist der Schaden, der dem Verein entsteht? Finanziell ist es anders als in den letzten beiden Jahren. Wir hätten mit den zusätzlichen Einnahmen Schulden getilgt, aber uns bricht nun nicht der Hintern weg. Vom Image ist das natürlich alles andere als gut. Ich wünschte mir ein Verhalten wie von den Real-Zuschauern nach dem Ausscheiden gegen den BVB. Da wurde motiviert und angefeuert, da wurde ein Zeichen abgegeben, man steht zum Verein. Das ist es, was einen Klub auszeichnet und nicht sowas wie gestern.