Außer den Viktoria-Fans unter den 824 Zuschauern schien am Sonntag kein Kölner mehr viel Lust auf Fußball zu haben. Mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Gleichgültigkeit verabschiedeten sich die Regionalligafußballer des FC Viktoria von ihrem Heimpublikum, das 90 Minuten lang unermüdlich ein Loblied auf den Verein gesungen und für gute Stimmung im Sportpark Höhenberg gesorgt hatte.
Die Spieler hatten in den entscheidenden Aktionen Konzentration und Willen vermissen lassen und mussten die neunte Niederlage einer grausigen Rückrunde hinnehmen: 2:3 (1:2) hieß es am Ende gegen die Gäste der U23 von Fortuna Düsseldorf.
„Wir machen Fehler, die machen andere nicht in fünf oder sechs Spielen. Das ist Slapstick. Da weißt du als Trainer nicht mehr, was du machen sollst“, sagte Viktoria-Coach Ralf Aussem nach dem Spiel mit der Mimik eines Vaters, der lange akzeptiert hat, dass seine Kinder ihm nicht gehorchen wollen. „Manche Spieler sind schneller unter der Dusche als sie sich auf dem Platz bewegen. Die müssten mal um 6 Uhr morgens aufstehen, an der Maschine stehen und abends auf dem Aschenplatz, um zu verstehen, was Arbeit heißt.“
Dabei war der Wille phasenweise vorhanden. Anders ist es nicht zu erklären, dass Fatih Candan (21.) und Giovanni Federico (48.) für die Viktoria trafen und damit das Spiel gegen nervöse, aber energische Düsseldorfer mindestens ausgeglichen gestalteten. Jedoch leisteten sich die Kölner erneut Anfängerfehler, die symbolisch für die Lethargie der gesamten Rückrunde waren. Dominik Poremba trat nach Rückpass von Eugen Tschumakow über den Ball und ermöglichte Marcel Hofrath das 1:1 (25.) und blieb später nach einem langen Ball beim Herauslaufen genau dort stehen, wo er nichts daran ändern konnte, dass der Ball, den Andrew Sinkala unglücklich gegen den Düsseldorfer Aliosman Aydin Köpfte, zum 2:3 ins Tor trudelte (88.). Einzig beim Traumtor des unermüdlichen Christian Weber – gestern noch 90 Minuten für die Profis in Hannover auf dem Platz, war er machtlos.
Die Trainersuche ist ein buntes Ratespiel: Lettieri? Rolff? Hönerbach? Wollitz?
Sichtlich genervt versuchte Sinkala hinterher zu erklären, dass die Viktoria „zu wenig investiert und es dem Gegner leicht gemacht“ hatte. Dabei machte er jedoch genau wie seine Kollegen vor allem den Eindruck, den Aussem in Worte fasste: „Ich bin froh, wenn es am Samstag vorbei ist.“ Bevor es nach dem Spiel in Bergisch Gladbach jedoch soweit ist, soll noch eine wichtige Personalie geklärt werden: Die des neuen Trainers. Auch am Sonntag wurde am Sportpark Höhenberg wieder an allen Ecken spekuliert: So weilte Wolfgang Rolff auf der Tribüne und sah sich das Spiel an. Der Interimstrainer von Werder Bremen, der dort zusammen mit dem ehemaligen Viktoria-Coach Matthias Hönerbach amtiert, war aber wohl aus anderen Gründen in Köln. Gleiches gilt für Joti Stamatopoulos, zuletzt in Griechenland tätig und ebenfalls unter den Zuschauern. „Der Name ist bei uns nie gefallen“, sagte Sportchef Ingo Haselbach.
Während Gino Lettieri weiterhin im Gespräch ist, machte ein neuer Name am Sonntag die Runde: Claus-Dieter Wollitz, vor einigen Tagen beim Drittligisten VfL Osnabrück zurückgetreten, soll ein Angebot aus Köln vorliegen. Allerdings nahm Viktoria-Sponsor Franz-Josef Wernze diesem Gerücht gleich den Wind aus den Segeln: „Wollitz wird definitiv kein Trainer bei der Viktoria.“
Die Trainersuche gleicht also weiter einem bunten Ratespiel. Fest steht nur, dass der Neue vieles anders machen wird, als seine Vorgänger in der Rückrunde: Wird es überhaupt positive Erinnerungen an die Viktoria im ersten Halbjahr 2013 geben? „Das wird ganz, ganz eng“, sagte Aussem. Widersprech wollte ihm niemand.
Dieses Thema im Forum diskutieren »
