Wenn klare Außenseiter triumphieren, entwickelt sich in der Regel ein Sympathie-Effekt. So war es auch im Fall des FC Kray, der nach dem sensationellen Doppelaufstieg im vergangenen Sommer das „Abenteuer Regionalliga“ als selbsternanntes gallisches Dorf in Angriff genommen hat. Für diese rasante sportliche Entwicklung gebührt den Essenern zweifelsohne großer Respekt. Dass der FCK diesen Quantensprung mit bescheidenen finanziellen Mitteln erreicht hat, ist umso bemerkenswerter. Kein Ligakonkurrent verfügt über einen annähernd so geringen Etat wie der FC Kray. Selbiges gilt für den geringen Trainingsaufwand des Teams von Trainer Dirk Wißel.
Zudem kann sich der Verein glücklich schätzen, dass sich dank der Krayer Supporter eine Fankultur entwickelt hat, die auch in der vierthöchsten deutschen Spielklasse keine Selbstverständlichkeit ist. FCK-Präsident Günther Oberholz hat keinesfalls Unrecht mit der Behauptung, dass sich Szenen wie in Köln auch regelmäßig in anderen Stadien abspielen. Jedoch gehört es zum guten Ton eines Vereinsvorsitzenden, diese Vorfälle kritisch zu beleuchten.
Unabhängig davon, ob es „nur“ ein halber Bierbecher war, der in Richtung des Linienrichters geflogen ist: Selbstkritik ist für Oberholz offensichtlich ein Fremdwort. Christian Knappmann, die Stadt Essen, der Verband, die gegnerischen Ordner, der Schiedsrichter oder die Medien: Schuld sind beim FC Kray immer die anderen. Dieser Maxime wird innerhalb des Vereins konsequent nachgeeifert. Wer sich über sein Lebenswerk beschwert, es auch nur ansatzweise kritisch beleuchtet, wird von Oberholz mit großer Entschlossenheit und gerne in aller Öffentlichkeit diffamiert.
Ein Vereinsboss besitzt eine Vorbildfunktion, der Oberholz in keinster Weise nachkommt. Durch seine uneinsichtige Art hat er nahezu im Alleingang dafür gesorgt, dass das Ansehen seines Vereins innerhalb der Liga erheblich gelitten hat. Daran kann auch die sympathische Außenseiterrolle des gallischen Dorfes nichts mehr ändern.