Als die anderen schon in ihren schweren Winterjacken versunken waren und ihre Brocken in die Kabine schleppten, tauschten sich Iraklis Metaxas Dimitrios Grammozis noch angeregt aus - gestikulierten, diskutierten, schienen das eben Erlebte noch einmal nachzuspielen. Ein Gespräch zwischen (Fach-)Männern. Trainer Metaxas hier, seine rechte Hand Grammotzis gegenüber. Und doch auf Augenhöhe. Dennoch wird der 34-Jährige in dieser Situation gern noch einmal in die Rolle des (Muster-)Schülers geschlüpft sein. Verschmitzt nuckelte er an seiner Plastikflasche, während ihm immer wieder ein Lächeln entwischte. Ein Spiel wie der 3:2-Sieg bei Viktoria Köln macht auch nach 16 Jahren Profikarriere noch besonders viel Spaß. Der VfL hat die Überflieger-Mannschaft der Regionalliga, die gerade im Begriff schien, sich gänzlich von der Konkurrenz abzuheben, spektakulär geerdet.
Grammozis selbst avancierte zur Triebfeder des Spektakels und lieferte eine Blaupause für die Paraderolle eines erfahrenen Leitwolfs. Dabei fand der Grieche selbst: "Ich habe zwei, drei Wochen nicht mit der Mannschaft trainiert und brauchte ein wenig Anlaufzeit. In der ersten Halbzeit habe ich daher gar nicht so gut ins Spiel gefunden." Nun ja, zumindest gemessen an dem, was er noch im Köcher hatte.
Das vermeintlich Unvermeidare schien zunächst jedoch seinen Lauf zu nehmen. Ehe Grammozis die Kölner Viererkette mit chirurgischer Präzision entkernte und Fabain Götze mit einem perfekten Pass den Ausgleich auflegte. Nun kam er erst richtig in Spiellaune. Stets verantwortlich für den ruhenden Ball nahm er sich auch in der 66. Minute des Eckball an und zirkelte die Kugel direkt ins lange Eck. Nicht nur Viktoria-Keeper Dominik Poremba war baff. Allein Grammozis wusste ganz genau, was er da tat: "In der letzten Saison in Griechenland habe ich genauso ein Tor geschossen. Vielleicht brauche ich das ein Mal in der Saison."
Nur zu gern hätte er dagegen wohl auf die Szene verzichtet, in der er sich scheinbar selbst dabei im Weg stand, Matchwinner zu werden. Foul Grammozis, Strafstoß Viktoria, Tor Wunderlich. 2:2. Nun hatte die Viktoria Lunte gerochen, die mutigen Gäste nur noch wenig hinzuzusetzen. Doch mitten in die Schlussoffensive des Spitzenreiters bekam der VfL einen Eckball. Wessen Job das ist? Klare Sache. Es war jedoch bezeichnend für den mutigen Auftritt der Bochumer, dass Grammozis auch in der 89. Minute nicht auf Zeit spielte, sondern den Ball scharf hereingab und die Kugel nach verunglückter Abwehr von Poremba bei Simon Kohlen landete, der mit seinem Hammer den 3:2-Sieg perfekt machte. Natürlich hatte der Routinier auch hier seine Füße zumindest im Vorfeld mit im Spiel. Dennoch gab er die Komplimente anschließend artig weiter: "Der Trainer hat eine super Marschroute ausgegeben und sich eine hervorragende Taktik überlegt. Das hat klasse funktioniert."
Beeindruckend vor allem, wie mutig der VfL aufgetreten ist und sich auf ein fußballerisches Kräftemessen mit der Viktoria einließ. "Viele haben gedacht, wir hätten nichts zu verlieren. Meiner Meinung nach hatten wir aber viel zu verlieren, denn wir sind eine Mannschaft, die oben stehen will. Wir sind der VfL Bochum und das muss man spüren." Als Schaltzentrale und Herzstück des Bochumer Spiels ist er freilich nicht unbeteiligt daran, diese Einstellung vorzuleben. Als Routinier im Ausbildungsbetrieb des VfL fühlt er sich jedenfalls bestens aufgehoben: "Man kann sich in keinem Training schonen. Es macht mir riesigen Spaß und hält mich vor allem jung."