Der VfB Hüls ist gelandet. Auf unbekanntem Terrain. Noch nie zuvor hat ein Hülser Fußballerbein Regionalliga-Boden betreten. Ein großer Schritt für den Verein, die Stadt, das Umfeld. Gleichsam aber leider auch ein großer Schritt für Fans, Helfer, Jugendabteilung und Organisatoren. Dem VfB graut vor der allsamstäglichen Regionalliga. Nicht allein, weil er mit dem liebgewonnenen Sonntagstrott brechen muss. Standort und Struktur des Klubs tragen ihr Übriges dazu bei, dass der VfB besonders unter den Samstagsspielen leidet, so der Tenor am Badeweiher.
Dass wir samstags spielen sollen, ist total kacke für uns! Wir haben nur 12 bis 14 Mitglieder, bei den Spielen sind wir nur 7 bis 8. Bei Samstagsspielen müssten aber zudem drei oder vier Leute arbeiten. Einige sind im Einzelhandel tätig, einer ist Ordner auf Schalke. Für RWE, RWO oder Wuppertal ist das kein Problem, aber wir brauchen jeden Mann.
Hätten Sie deshalb vielleicht lieber auf den Aufstieg verzichtet?
Natürlich wollen wir so hoch wie möglich spielen, aber bis auf zwei, drei Vereine ist die Regionalliga für mich eine Amateurliga und da sollte man am Sonntag spielen. Trotzdem freuen wir uns. Wer kann hier schon sagen, dass er einen Aufstieg in die Regionalliga mitbekommen hat?
Es ist also kein Zufall, dass eine Fangruppierung aus Hüls, die unter dem Namen „Chemiekeulen“ firmiert, nun den Protest gegen die Samstagsspiele in der Regionalliga angestoßen hat. Überfällig, findet auch der Hülser Fußballchef Horst Darmstädter. Schließlich wird ihm die undankbare Aufgabe zuteil, alle Abläufe zu organisieren. Vor wenigen Tagen erst organisierte Darmstädter einen Fan-Talk, um die Problematik zu erörtern. „Die Chemiekeulen haben absolut Recht“, findet der Funktionär. „Durch Chemie und den bei uns noch immer aktiven Bergbau arbeitet hier alles in Wechselschicht. Dadurch haben wir riesengroße Probleme im Bereich Catering und Ordnungsdienst. Dazu kommt, dass wir im ohnehin Bermudadreieck zwischen Dortmund, Schalke und Bochum liegen. Die machen uns sowieso schon zu schaffen. 75 Prozent unserer Zuschauer haben eine Dauerkarte für Schalke.Wenn die samstags in der Arena spielen, lässt sich das nicht mit unseren Heimpartien vereinbaren.“
Hinzu kommen handfeste organisatorische Schwierigkeiten, wie bereits das Heimspiel gegen den Wuppertaler SV zeigt. Zwar hat der VfB Hüls selbst entschieden, die Begegnung an einem Freitagabend auszutragen. Allerdings aus gutem Grund. „Wir hätten sonst wieder den gesamten Jugendspieltag, den wir extra auf Sonntag verlegt haben, umlegen müssen.“ Doch die Kollision mit den Ansetzungen des VfB-Nachwuchses ist im Vergleich das kleinere Problem. Kopfzerbrechen bereitet Darmstädter vor allem, dass er Ordner, die ihm möglicherweise weniger zur Verfügung stehen, nicht nur ersetzen, sondern sogar überkompensieren muss. „Die Polizei hat uns schon angedeutet, dass sie uns nicht wie gewohnt unterstützen kann. Deren Leute sind samstags alle in der Bundesliga im Einsatz. Das sollen wir dann durch einen Mehraufwand im Ordnungsbereich auffangen. Die Profis bekommen die Polizei also kostenlos gestellt und wir müssen dafür zahlen. Es ist unmöglich, was da abläuft!“ Dennoch baut Darmstädter ganz auf das Verhältnis der Vereine untereinander. „Ich kenne fast in jedem Verein jemanden und man sieht sich immer zweimal.“ Zumindest darüber dürfte beim Spielplan Einigkeit bestehen.
Lesen Sie auf Seite 2: So stehen die Fans aus Kray, Bergisch Gladbach und Velbert zu den Anstoßzeiten.