RevierSport sprach mit SGW-Trainer André Pawlak über die Lehren aus dem Spiel, die Stimmung im Team und die Situation vor dem Rückspiel am Sonntag (15 Uhr, Lohrheidestadion).
André Pawlak, schon auf der Pressekonferenz nach dem Hinspiel am Donnerstag machten Sie einen sehr gefassten und aufgeräumten Eindruck. Hatten Sie die Niederlage da schon verarbeitet?
Direkt nach dem Spiel hat das auch bei mir noch ganz anders ausgesehen. Eine halbe oder dreiviertel Stunde nach Abpfiff habe ich mich dann aber gesammelt - aus meiner Zeit als Spieler, zum Beispiel aus den Derbys gegen Dortmund, kenne ich solche Emotionen ja und weiß damit umzugehen. Zumal ich wusste, dass es in Bergisch Gladbach so schwer werden wird.
Hatten die Spieler länger an der Partie zu knacken?
Das weiß ich nicht. Das ist sicher von Typ zu Typ unterschiedlich.
Musste Milko Trisic, der in der Nachspielzeit den Strafstoß verschossen hat, besonders wieder aufgerichtet werden? Milko hat das gut verarbeitet, er ist ja auch schon eine Weile dabei und hat am Freitag wieder super trainiert. Keiner hat ihm einen Vorwurf gemacht. Der Druck war ja auch groß, vergleichbar mit dem letzten Elfmeter im Elfmeterschießen. Ob er jetzt den nächsten Elfer schießt, wenn wir am Sonntag einen bekommen, weiß ich aber nicht.
Wie war denn die Stimmung beim Training?
Natürlich war das Hinspiel ein großes Thema. Wir haben die Partie aber genauso analysiert, wie wir es immer machen. Wir haben die Fehler angesprochen, aber auch das, was gut war. Schließlich hatten wir auch Möglichkeiten, allein drei Hundertprozentige. Das war ein Spiel, das auch 2:2 hätte ausgehen können. Aber auch 0:4, denn unser Towart Lukas Fronczyk hat uns mehrmals im Spiel gehalten. Teammanager Marco Ostermann und Mano Oliveri (Aufsichtsratsmitglied, Anm. d. Red.) haben auch noch einmal mit der Mannschaft gesprochen und hervorgehoben, dass sie in dieser Saison tolles geleistet hat und die Ziele bereits erreicht hat. Trotzdem werden wir am Sonntag alles geben, um den Regionalliga-Aufstieg zu schaffen.
Wie ist jetzt die Marschroute für das Rückspiel?
Das am Donnerstag war erst die erste Halbzeit, wir liegen 0:2 zurück. Jetzt haben wir 90 Minuten, um auszugleichen und zwei Tore zu schießen. Von drei Toren will ich gar nicht reden. Wichtig ist, dass wir irgendwann mit 1:0 in Führung gehen. Es muss gar kein frühes Tor sein, wenn es in der 80. Minute ist, dann kann auch noch etwas passieren - das hat man oft genug gesehen. Ich würde mal von "kontrollierter Offensive" sprechen, so wie Otto Rehhagel es genannt hat.
Die Wattenscheider Fans werden nach den Vorkommnissen im Hinspiel extrem heiß sein. Hoffen Sie, dass sich Ihre Mannschaften davon nicht zu sehr anstecken lässt?
Wir müssen das in positive Energie umwandeln. Ich fand weder die Provokationen okay, noch dass einige Fans danach über die Zäune gegangen sind. Ich hoffe, dass sowas am Sonntag ausbleibt.
Wie sieht die unmittelbare Vorbereitung aus?
Wir machen alles so, wie sonst auch, treffen uns 75 Minuten vor dem Anpfiff, gehen in die Besprechung und so weiter. Ich halte nichts davon, jetzt auf einmal alles anders zu machen oder am Samstag noch mal zu trainieren, das haben wir die ganze Saison nicht gemacht und das würde auch nichts mehr bringen. Außerdem hat jeder Spieler seine ganz eigenen Abläufe am Morgen vor dem Spiel. Und jeder weiß auch so um die Bedeutung des Spiels. Wer das nicht tut, der soll am Sonntag zuhause bleiben.
Werden Sie personelle oder taktische Veränderung im Vergleich zu Donnerstag vornehmen?
Das werde ich natürlich nicht öffentlich verraten. Aber vielleicht probieren wir etwas aus. Vielleicht zeigen wir Bergisch Gladbach am Sonntag etwas, was sie noch nicht von uns kennen.