Wattenscheids Trainer André Pawlak hatte eine hochemotionale Partie gesehen - allerdings nicht mit gutem Ausgang für seine Schützlinge: "Wir haben ein intensives Spiel gesehen, das war für die Zuschauer hochinteressant, es gab jeden Mange Gelbe und sogar Rote Karten. Schade ist, dass wir ohne Tor geblieben sind, wir hatten gute Chancen. Es hätte eigentlich auch 5:3 oder 6:4 ausgehen können, denn auch Lukas Fronczyk hat einen sehr guten Tag gehabt."
Am Keeper lag es also nicht - woran dann? "Die Oberliga-Härte und das entsprechende Tempo fehlt uns, unsere Gegner in der Meisterschaft waren nicht von dem Kaliber wie Bergisch Gladbach. Aber wir haben einen riesen Kampf geliefert. Wir hatten nach dem ersten Platzverweis mehr vom Spiel, dass wir dann aber trotz Überzahl auf Abseits spielen, war ein Fehler", erklärte Pawlak.
Die schwierige Ausgangsposition "schockt uns nicht", gab der SGW-Coach noch zu Protokoll. "Wir haben im Vorfeld gewusst, dass es schwer wird. Ich bin überhaupt nicht enttäuscht, denn wir waren auf Augenhöhe, ich hätte mir nur mehr Durchsetzungsvermögen nach vorne gewünscht."
Unglücksrabe Milko Trisic, der mit dem Foulelfmeter Sekunden vor Schluss an Gladbach-Keeper Sven Forsbach gescheitert war, erhielt Zuspruch von seinem Chef: "Wenn man in der 94. Minute einen Elfmeter verschießt, ist das natürlich besonders ärgerlich - aber er hat wenigstens den Mut gehabt und ja auch nicht schlecht geschossen." Pawlaks kämpferisches Schlusswort: "Jetzt müssen wir es im Rückspiel biegen!"
Gegenüber Didi Schacht zog derweil den Hut vor seiner Truppe: "Was meine Mannschaft geleistet hat, ist sensationell. Wir dürfen uns nun freuen, aber wir müssen noch eine Topleistung abrufen, denn wir sind noch nicht durch. Doch wir haben eine hervorragende Ausgangsposition. Und wir sind topfit, was man daran gesehen hat, dass wir das mit neun Mann hier durchgebracht haben."
Die Rote Karte gegen Norman Wermes kurz nach dem 2:0 durch Lukas Püttmann ("Da hat er toll die Nerven behalten") war aus Schachts Sicht nicht berechtigt: "Das war keine. Wir haben es auf einem Foto. Das muss ein Bundesligaschiedsrichter auch besser sehen."
Natürlich stand auch Schacht nach dem Spiel unter dem Eindruck der großen Dramatik auf und neben dem Platz: "Ich habe schon erwartet, dass es hitzig wird, denn im Internet und einigen Foren gab es ja im Vorfeld einige Sprüche. Aber wir haben bewiesen, dass wir kein Dorf sind, hier waren über 3000 Fans und bis auf einige hundert waren die aus Bergisch Gladbach - das ist sensationell."
Sensationell war auch die Leistung von SV-Schlussmann Sven Forsbach, der sich aber nicht selbst hervorheben wollte. "Wir haben ein tolle Leistung gezeigt, deshalb war der Sieg nicht unverdient." Auf dem 2:0-Polster will er sich beim Rückspiel am Sonntag in Wattenscheid aber nicht ausruhen: "Wir werden auch dort nach vorne und auf Sieg spielen, etwas anderes können wir auch gar nicht."
In der Lohrheide wird David Zajas derweil versuchen, Forsbach und Co. einen Strich durch die Rechnung zu machen. Auch für den Wattenscheider Routinier war die Partie alles andere als alltäglich. "Allein schon die Ausgangslage mit der Relegation ist schon etwas besonders", sagte "Zajo" und lobte die "hervorragende" Unterstützung der Fans.
Die wird im Rückspiel noch einmal nötig sein, wenn für die Lohrheide-Kicker noch was gehen soll. "Nach dem 0:2 wird es umso schwieriger aber nicht unmöglich", hielt Zajas fest. "Vielleicht gehen wir früh in Führung. Mit den Zuschauern im Rücken ist dann noch alles möglich."
Dass seine Mannschaft übermotiviert zu Werke gehen wird, befürchtet der 28-Jährige indes nicht. "Das haben wir in Gladbach schon gut hinbekommen, gerade die jungen Spieler sind ruhig geblieben, keiner hat überdreht. So gehen wir das auch im Rückspiel an."
SGW-Spaßvogel Alexander Thamm war das Schlusswort der Marke "typisch Thammi" vorbehalten: "Wir haben denen doch nur Sand in die Augen gestreut. Am Sonntag werden sich die Gladbacher umgucken, wie stark wir wirklich sind."