Timo Brauer setzte einen Foulelfmeter gegen den Pfosten und verpasste somit die Riesenchance zum 2:1 und aller Wahrscheinlichkeit nach den vierten Sieg im vierten Liga-Heimspiel.
Doch nicht nur der Essener Kapitän steckte die Enttäuschung mit der ihm eigenen Unbeschwertheit scheinbar mühelos weg. Auch Trainer Waldemar Wrobel sah keinen Anlass, sich mit dieser späten Enttäuschung lange zu beschäftigen. „Ein Sieg wäre möglich gewesen, aber glücklich. Man darf nicht vergessen, dass wir in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt haben.“ Gleichwohl aber auch mit einer Mannschaft, die auf fünf Positionen verändert werden musste. Kevin Grund rückte nach hinten in die Viererkette, Kerim Avci begann als Linksaußen, Güngör Kaya als zentrale Sturmspitze, Markus Heppke und Dirk Jasmund bildeten die zentrale Defensive. Die vermeintliche Achillesferse der Essener war jedoch nicht der Knackpunkt des Spiels.
Erneut verstanden es die Bochumer zwar, hübsch zu kombinieren, ließen vor dem Tor aber jede Durchschlagskraft vermissen. Gerade vor der Pause gewährten die Hausherren dem VfL Möglichkeiten. Abdessamad Fachat etwa hätte freistehend zur Führung einköpfen können (38.), belegte jedoch eindrücklich das Kernproblem der Bochumer. Vor dem Tor von Dennis Lamczyk wirkten die Gäste in etwa so gefährlich wie ein Hello-Kitty-Plüschtier. Erst eine strittige Elfmeterszene brachte Ertrag. Kevin Grund soll Kevin Freiberger zu Fall gebracht haben. Den nachfolgenden Strafstoß parierte zunächst Dennis Lamczyk, im Nachsetzen drückte Freiberger den Ball aber über die Linie (40.), was einen mittelschweren Tobsuchtsanfall des RWE-Keepers provozierte.
Nach dem Wechsel investierten die Essener mehr. Das Wrobel-Team tat sich aber schwer, agierte zu umständlich. Besonders eklatant: Das Umschaltverhalten. Zu statisch, zu unbeweglich und oft ohne den Blick für den freistehenden Mann. Es war kein Zufall, dass gerade eine Standardsituation die Wende brachte. Das Spiel brachte die 6.628 Zuschauer bei herbstlichen Temperaturen nicht recht in Wallung – Markus Heppkes Treffer entschädigte aber für Vieles. Nachdem der Aushilfs-Innenverteidiger einen Freistoß zunächst in die Mauer drosch, beförderte er den „Rebound“ volley mit roher Gewalt über die Linie (59.). Selbst wenn VfL-Keeper Markus Scholz eine Chance gehabt hätte, er wäre wohl mit dem Ball hinter der Linie gelandet. Heppke lakonisch: „Den habe ich ganz gut getroffen.“
Doch viel mehr hatte dieser Kick dann auch nicht zu bieten. Außer eben jener Szene in der Schlussphase. Nachdem Lukas Lenz gehalten worden war, entschied der Referee erneut auf einen Elfmeter, der Ausgang ist bekannt. RWE bleibt mit diesem Punktgewinn im Soll. Der VfL indes tritt auf der Stelle: „Natürlich hätten wir hier verlieren können. Es war aber wieder mal ein Spiel, das wir schon in der ersten Hälfte hätten nach Hause fahren können“, befand VfL-Coach Iraklis Metaxas. Durch das auch für den VfL spielfreie Wochenende wird das Warten auf den zweiten Saisonsieg also zwangsläufig noch ein wenig dauern.