Großalarm mit gesperrten Straßen, Verkehrschaos, Video- und Hubschrauber-Überwachung und einem kaum überschaubaren Polizeiaufgebot am Anfang - friedliches Fußball-Fest am Ende: Dynamo Dresdens berüchtigte Fans zeigten sich beim 2:0-Heimsieg über Union Berlin von ihrer braven Seite. Die befürchteten Krawalle im Umfeld des Duells der beiden ostdeutschen Traditionsvereine blieben aus. Nur vier Festnahmen sowie je 14 Anzeigen und Platzverweise waren Bilanz eines ganz normalen Regionalliga-Spiels, dass eine Woche nach den schlimmen Ausrastern einiger Dresdner Rowdies bei Hertha BSC zahlreiche TV-Kamerateams und auch den DFB-Sicherheitsausschuss zur Herbstreise an die Elbe veranlasst hatte. `Wir haben heute bewiesen, dass wir Spiele ordentlich über die Bühne bringen können.
Ich bin froh und zufrieden, wie das alles abgelaufen ist´, kommentierte Volkmar Köster erleichtert, nachdem knapp 20.000 Fans (Saisonrekord) und 1675 Polizisten aus dem maroden Rudolf-Harbig-Stadion im Dresdner Stadtzentrum ohne Zwischenfälle abmarschiert waren. Dynamos wegen seiner Vorwürfe in Bezug auf die Berliner Polizeistrategie zuletzt heftig kritisierter Hauptgeschäftsführer kündigte an, gegen Krawallmacher im eigenen Verein künftig auch zivilrechtlich vorgehen zu wollen. `Der Griff in den Geldbeutel ist die einzige Sprache, die manche Leute offenbar verstehen´, sagte Köster. Ein 24-Jähriger, der zuvor beim Spiel in Lübeck als Werfer einer Rauchbombe ermittelt worden war, wurde von Dynamo mit einem fünfjährigen Stadionverbot belegt und soll mittels einer Zivilklage dazu verdonnert werden, jene Strafe zu zahlen, die Dynamo vom DFB noch erwartet. `So wird es in Zukunft jedem gehen, der der Meinung ist, auf Kosten des Vereins und seiner vielen Fans wilde Sau spielen zu müssen´, sagte Köster.
Dynamos Kapitän Volker Oppitz forderte die `echten Fans´ auf, künftig Krawall-Touristen auch intern auszusondern. Diese hatten sich angesichts des öffentlichen Interesses aber diesmal nicht zur Anreise zum Ost-Gipfel entschlossen. Zudem wurden 2000 Berliner Anhänger von der Polizei konsequent abgeschirmt und durften nur per Zug anreisen. `Unser Einsatzkonzept der Deeskalation und Trennung der Anhänger beider Mannschaften ist aufgegangen´, vermeldete Polizeioberrat Uwe Göbel als Leiter der für Drittliga-Verhältnisse gigantischen Polizeitruppe. Demnächst dürfte es angesichts der nächsten Dynamo-Gegner Wilhelmhaven, Leverkusen II und Emden ruhiger in den Einsatzzentralen zugehen, ehe am 25. November der FC St. Pauli für den nächsten Großalarm in Dresden sorgen wird.