Trainer Jupp Heynckes hatte gerade seine watteweiche Kritik beendet, da legte Manager Peter Pander sein ganz persönliches Kontrastprogramm auf und redete Klartext. `Das war eine ganz, ganz bittere Pille und eine Riesenenttäuschung. Besonders schlimm, dass wir nach dem 1:2-Rückstand eigentlich schon verloren hatten, so war jedenfalls mein Gefühl´, polterte Pander nach der 1:2 (1:1)-Pokalniederlage von Borussia Mönchengladbach beim Drittligisten VfL Osnabrück. Keine Einigkeit also bei den Verantwortlichen, ob man die Mannschaft mit Zuckerbrot oder Peitsche aus ihrer Krise holen will.
Der Coach mag ähnliche Schwächen wie der Manager erkannt haben, wollte sie jedoch nach der Pleite beim Tabellenvierten der Regionalliga Nord weiterhin für sich behalten: `Ich weiß schon, wo die Probleme liegen, aber ich kann nicht alles öffentlich machen.´ Dabei waren die Schwächen vor 18.300 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke offenkundig. Die Gäste waren fleißig, aber zweikampfschwach, emsig, aber ineffektiv. Trotz gefühlten 70 Prozent Ballbesitz der Borussen wirkten die zwei Klassen niedriger spielenden Platzherren präsenter und akzentuierter. Hinzu kamen bei beiden Gegentoren individuelle Stellungsfehler, `die unbedingt abgestellt werden müssen´, wie Gladbachs Kapitän Peer Kluge nach der Partie forderte.
Und den Gästen fehlte ein gefährlicher Torjäger wie Osnabrücks Sturmspitze Addy Menga. Der Kongolese düpierte bei seinen beiden Treffern in der 17. und 58. Minute die Deckung der Rheinländer, in dieser Verfassung wird der aktuelle Torschützenkönig der Regionalliga Nord nicht mehr lange in Osnabrück zu halten sein. `Natürlich war das mein schönster Tag, aber auch ein schöner Tag für die Mannschaft und den Verein´, sagte der 23-Jährige, dessen Vertrag bei den Niedersachsen noch bis 2008 läuft. Selbst der schnelle 1:1-Ausgleich durch einen Kopfball von Wesley Sonck (19.) gab den Gladbachern keine Sicherheit, was Heynckes so begründete: `Uns fehlen noch gewachsene Strukturen und Automatismen in der Mannschaft.´ Fraglich, ob es da klug war, Nationalspieler Oliver Neuville erst in der 73. Minute einzuwechseln, `weil für ihn nach seiner Verletzung drei Spiele in einer Woche zuviel sind.´
Den Platzherren jedenfalls war es recht und die Pokalparty soll möglichst auch nach dem erstmals seit 14 Jahren erreichten Achtelfinale Mitte Dezember noch weitergehen. `Mir ist jeder Gegner recht, aber die Bayern dürfen ruhig noch einmal wiederkommen´, erklärte VfL-Präsident Dirk Rasch schmunzelnd. Finanziell wäre das für den letzten Regionalligisten im Wettbewerb ein warmer Regen, allein eine TV-Liveübertragung brächte 500.000 Euro. Und auch sportlich haben die Norddeutschen mit dem Pokalverteidiger noch eine Rechnung offen: Vor zwei Jahren siegte der Rekordmeister durch ein Tor von Roy Makaay erst in der Nachspielzeit mit 3:2