„Unserer Meinung nach liegt hier nicht die Schuld beim Verein, sondern bei den ehemaligen handelnden Personen, die mit einem Fünf-Jahres-Plan in Essen angetreten sind, der längst nicht mehr aktuell ist. Es würde zu einem Rechtsstreit kommen“, kündigt Dr. Thomas Hermes schon einmal an. Einer der Angesprochenen ist der ehemalige Sportdirektor Thomas Strunz, der im September 2009 entlassen wurde. Der setzt sich im RevierSport-Interview zur Wehr.
Thomas Strunz, wie gehen Sie mit den Vorwürfen um?
Man sucht Schuldige, das ist logisch und menschlich. Aber klar ist auch, dass ich nicht den Schwarzen Peter habe. Der sorgsam ausgearbeitete langfristige Plan des Neuaufbaus des RWE wurde nicht von mir beendet. War die bedrohliche Lage schon bei Ihrem Abgang absehbar?
Zu dem gemeinsam erarbeiteten Fünf-Jahres-Plan zählte natürlich auch die wirtschaftliche Planung der 5 Jahre. Alle Beteiligten (Verein, Stadt und Politik) gingen von einem deutlichen Millionen-Defizit aus, bis die Zweite Liga erreicht wird. Es gab klare Absprachen, wie mit den Defiziten umgegangen wird, die in dem baufälligen Stadion bis zur Fertigstellung der neuen Arena unumgänglich waren.
Wie sah die aus?
Wenn der Verein ein Defizit erwirtschaftet, welches im Vorfeld der Lizenzierung besprochen und von Stadtseite genehmigt wurde, sollte es durch die Stadt ausgeglichen werden. Damals standen alle Ampeln, auch in Sachen Entschuldung, auf grün. Die städtische Gesellschaft GVE wollte auf die Rückzahlung der Schulden aus dem Kölmel-Vertrag verzichten, wenn die übrigen Altschuldner ebenfalls verzichten würden. Dies war damals die einzige Aufgabe des Vorstandes. Geschehen ist bis heute nichts. Die damaligen städtischen Vertrauenspersonen innerhalb des Vereins sind aber nun nicht mehr da oder haben sich zurückgezogen. Es ist doch völlig klar, dass diese Vereinbarungen von städtischer Seite dann auch für die Zukunft nicht mehr aufrecht zu erhalten sind.
Die Absprachen waren mit Ihrer Entlassung also hinfällig?
Ich stelle mich jetzt nicht hin und sage, dass alles richtig und super war. Aber das Vertrauen in den Verein ist dadurch sicherlich sehr schwer erschüttert worden. Die Arbeit von zwei Jahren ist durch einen Handstreich konterkariert worden.
Was meinen Sie konkret?
Aus meiner Sicht ist das mühsam wieder aufgebaute vertrauensvolle Zusammenarbeiten zwischen Vereinsvertretern, Stadt und Sponsoren völlig eingeschlafen.
Hängt das nur mit Ihrem Abgang zusammen?
Der Verein hat die Ausgliederung in eine Spielbetriebsgesellschaft versäumt. Diese Ausgliederung war nach der JHV im letzten auch wirtschaftlich darstellbar. Das war ein elementarer Teil des Gesamtkonzepts, Vertrauen zurück zu gewinnen. Dieser aufgezeigte Weg war natürlich auch eng mit meiner Person und der des Aufsichtsratsvorsitzenden Dietmar Bückemeyer verbunden, dem es darüber hinaus immer wieder gelang neue Sponsoren zu akquirieren. Nun hat der Verein selbst eine Situation geschaffen, dass niemand in einen Klub investieren möchte, der strukturell und wirtschaftlich so dasteht.
Wie erklären Sie sich nun die Anschuldigungen unter anderem auch gegen Sie?
Herr Dr. Hermes und Herr Grewer waren noch gar nicht in Amt und Würden, als die Absprachen mit den Stadtvertretern getroffen wurden. Aber wenn die damaligen anderen Vorstandsmitglieder vorher jegliche Tätigkeit ruhen lassen bzw. von der städtischen Seite auf Grund der Vergangenheit nicht mehr gewünscht sind und an Gesprächen nicht mehr teilnehmen sollen, ist es klar, dass ich nicht mehr alles ganz genau wissen kann.
Halten Sie es für möglich, dass es zu einem Gerichtsverfahren kommt?
Nein. Ich persönlich war sowieso außen vor, weil ich zwar nominell Geschäftsführer von RWE war, aber keine Unterschriftsvollmacht hatte. Ich konnte keine Überweisung von fünf Euro ausstellen. Die Unterzeichnung aller Verträge und wirtschaftlichen Dinge war nur dem Vorstand möglich.