Der 34-Jährige Hyballa, der momentan noch die A-Jugend von Borussia Dortmund trainiert, soll dabei als so etwas wie der Prototyp des modernen Trainers funktionieren. Da passte seine Antrittsrede gegenüber den Pressevertretern nur ins Bild. Hyballa bezeichnet sich als "hyperehrgeizig". Er sei "immer straight seinen Weg gegangen" und will auch beim Rot-Weiss Essen auf "junge Wilde setzen, die durchs Feuer gehen und den unbedingten Willen haben. Wichtig ist dabei aber das Prädikat gute junge Wilde." Ein Profil, das RWE begeisterte.
Stefan Meutsch, 1. Vorsitzender des Regionalligisten, betonte, dass man mit der Neubesetzung des Trainerpostens auch der bedenklichen Zuschauerentwicklung der letzten Monate Rechnung getragen habe. "Wir müssen die Leute wieder begeistern, so dass sie sich wieder richtig darauf freuen können, ins Stadion zu gehen." Ein Anspruch, den Hyballa bereits verinnerlicht hat. "Dass Rot-Weiss Essen ein echter Kultklub mit kultigen Fans ist", habe ihn gereizt. "Und wir möchten das sportlich vielleicht auch wieder ein bisschen kultiger gestalten, um die Jungs an der Hafenstraße wieder zu begeistern. Wenn ich im Stadion bin, will ich schließlich auch guten Fußball sehen und das werden wir versuchen, ab dem ersten Trainingstag umzusetzen."
Hyballa macht keinen Hehl daraus, dass er nicht nur gern mit jungen Spielern arbeitet, sondern auch ein offensives Spielsystem bevorzugt. Zwar lege er auf Variabilität Wert, betonte der Coach, doch grundsätzlich bevorzuge er ein 4-3-3. Inwiefern das vorhandene Spielermaterial dazu passe, wollte der Coach natürlich nicht beziffern. Dass ein größerer Umbruch bevorsteht, als das voraussichtlich unter dem Trainderuo Ralf Aussem / Uwe Erkenbrecher der Fall gewesen wäre, liegt aber auf der Hand. "Sicherlich sind einige Spieler dabei, bei denen ich die Qualitäten erkannt habe."
Entscheidend sei dabei nicht in erster Linie das Alter. "Dass ich hier nur mit 19-Jährigen den Kindergarten-Cop spiele, wird so nicht funktionieren. Ob einer dann 25 oder 23 ist, ist eigentlich egal." Vielmehr gehe es um Spieler, die den Anspruch haben, irgendwann vielleicht sogar Bundesliga zu spielen. "Und die ruhig wissen sollen, dass ich auch nicht fünf Jahre Regionalliga-Trainer bleiben, sondern möglichst schnell nach oben möchte."
Um die ehrgeizigen Ziele umgehend anzugreifen und sich voll auf die Aufgabe in Essen zu konzentrieren, wird Hyballa daher schon am Wochenende sein letztes Spiel für Dortmunds U19 bestreiten. Unterstützend zur Seite stehen wird ihm dabei mit Hermann Andreev, der - genau wie der künftige Coach - einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichneht hat. Andreev ist in jedem Fall ein Mann, der weiß, wie man aufsteigt. Der gebürtige Russe führte schon den SV Babelsberg in die 2. Bundesliga und wird an der Hafenstraße nun den Posten des Sportlichen Leiters ausfüllen. Besonderen Wert legte Meutsch bei der Verpflichtung der beiden Neuen darauf, dass die Chemie stimmt. "Angefangen mit Heiko Bonan und Olaf Janßen hat es eigentlich nie wirklich gepasst. Das ist in meiner Analyse ein entscheidender Faktor des anhaltenden Misserfolgs", befand der Funktionär.
Zwar kennen sich der neue Coach und der Sportliche Leiter erst seit wenigen Wochen, harmonieren aber bislang offenbar gut. Andreev selbst weiß wohl, dass er sich auf keine leichte Aufgabe eingelassen hat, glaubt aber, "dass ich gemeinsam mit Peter Hyballa bei diesem Traditionsklub eine Menge bewegen kann." Wie das aussehen könnte, fasst Hyballa zusammen: "Begeisternden Fußball zeigen, oben mitspielen und wenn wir das I-Tüpfelchen hinkriegen und aufsteigen, wär's klasse."