Stimmung bei Preußen Münster gegen den Trainer Roger Schmidt: War es nach der deutlichen 1:4-Pleite beim VfL Bochum II noch verständlich, schrie der harte Kern der mitgereisten Preußen-Fans auch beim Gastspiel in Wanne-Eickel gegen Schalke II lauthals „Trainer raus“ – trotz einer 2:0-Führung. Dabei rangieren die Münsteraner derzeit auf Platz vier in der Regionalliga West. Doch der Abstand zum enteilten Spitzenduo Lotte und Saarbrücken beträgt bereits neun Punkte. Zudem waren die Ergebnisse in den letzten Wochen für den selbst ernannten Aufstiegsanwärter äußerst mäßig.
Die Ultra-Fanszene in Münster – von der diese Forderung ausgeht – ist in sich gespalten. Auf der einen Seite stehen die „Curva“, auf der anderen die „Deviants.“ Sogar im Stadion müssen diese beiden Gruppierungen von ein und demselben Verein oft durch Ordner getrennt werden. Die Lage ist sensibel. Nahezu einmalig in Deutschland. In Bochum erinnert man sich an ähnliche, wenn auch nicht ganz so krasse, Zustände vor einigen Jahren.
Roger Schmidt (RS-Foto: Buschmann).
Manuel Suttrup, Fanbeauftragter des SC Preußen will sich nicht auf das dünne Eis wagen. „Ich bin Angestellter des Vereins und Schnittstelle zwischen Verein und Fans. Ich möchte mich da lieber nicht zu äußern und keine Stellung beziehen.“ Er deutet nur an, dass er nicht glaube, dass das Thema totgeschwiegen wird: „Das kann ich mir nicht vorstellen, dafür schreien die auch viel zu laut.“
Dass der Verein Kenntnis von diesen Vorfällen nimmt, bestätigt Georg Krimphove, im Vorstand Ansprechpartner für die Fans. „Die Rufe sind auf eine Entwicklung zurückzuführen. Mit der sportlichen Situation können wir momentan nicht zufrieden sein. Die Fans machen das eben am Trainer fest.“ Der Vorstand hingegen sieht noch andere Aspekte, die zur aktuellen misslichen Lage beigetragen haben. Da wäre beispielsweise der völlig missglückte Saisonstart mit vier Niederlagen aus den ersten fünf Partien. Krimphove betont: „Es brodelt schon etwas länger. Die Fans können einige Sachen nicht nachvollziehen. Das ist sehr unglücklich und stimmt uns schon nachdenklich.“
Deshalb setzen die Preußen-Verantwortlichen auf Dialog, treffen sich mit den Anhängern und führen Gespräche. "Wir selber sehen das nicht gerne, können den Leuten aber nicht vorschreiben, was sie rufen dürfen." Krimphove hofft, dass der Vorstand durch die Gespräche seine Sicht an die Fans herangetragen habe. Gleichzeitig stellt er vehement klar: "Wir lassen uns davon nicht beeinflussen."
Genauso wie Trainer Roger Schmidt, der sich auf das sportliche Geschehen konzentriert. „Ich will das nicht groß kommentieren, es berührt mich auch in keinster Weise“, ignoriert er die Fanrufe, die ihm schon seit seinem Amtsantritt 2007 – mal mehr, mal weniger stark – entgegenhallen.