„Meiner Mannschaft fehlt in dieser Saison wohl die Mentalität für den Aufstieg“, musste der sichtlich niedergeschlagene Trainer Roger Schmidt nach dem Abfiff eingestehen.
Der VfL indes ist nach dem „Dreier“ endgültig der schärfste Verfolger des Spitzenduos aus Lotte und Saarbrücken. Zwar wiegelte Bochums Coach Nico Michaty ab und sagte, „der Abstand nach oben ist noch immer sehr groß“, doch nach der überzeugenden Vorstellung gegen Münster muss der „kleine VfL“ ernsthaft zum Kreis der Aufstiegskandidaten gezählt werden.
Dabei hatten die Gäste zunächst den Ton angegeben im rewirpower-Stadion, das bis dato alles andere als ein gutes Pflaster für die Zweitvertretung des VfL war, die hier in zwei Partien gegen Trier und Lotte zwei Niederlagen kassiert hatte. Von Beginn an knüpften sie den Hausherren den Schneid ab, wobei vor allem der im Winter aus Paderborn gekommene Sercan Güvenisik die Abwehr ordentlich durcheinander wirbelte. Und nach 15 Minuten konnte der ehemalige Duisburger tatsächlich bereits seinen ersten Treffer im grün-weißen Trikot bejubeln. Nach einem Freistoß von Jens Wissing entwischte er der Bochumer Defensive und traf zum 1:0 – da war die Welt noch in Ordnung beim zahlreich angereisten Anhang aus Münster, der seinen neuen Liebling mit „Güve, Güve“ Sprechchören feierte. Lange währte die Freude allerdings nicht, was vor allem daran lag, dass die Münsteraner geradezu fahrlässig mit ihren Chancen umgingen. Güvenisik (18., 27.), Mehmet Kara (28.) und David Lauretta (29.) vergaben teils beste Gelegenheiten.
Besser machten es die Gastgeber und insbesondere Christian Kalina, als Innenverteidiger eigentlich für das Verhindern von Toren zuständig. Zunächst köpfte er nach einer Ecke von Oliver Zech zum Ausgleich ein, Sekunden vor dem Halbzeitpfiff traf er per Volleyschuss aus 18 Metern zur ausgesprochen schmeichelhaften Führung – vorausgegangen war erneut eine Ecke von Kapitän Zech.
So glücklich die Führung zu diesem Zeitpunkt auch war, im zweiten Abschnitt verdiente sich die Michaty-Elf die drei Punkte. Ausgesprochen stabil in der Defensive setzte sie immer wieder Nadelstiche, während den Gästen nun rein gar nichts mehr einfiel. Zwar warfen die Preußen alles nach vorne, insgesamt wirkten die Angriffsbemühungen allerdings viel zu harmlos und uninspiriert. Zudem war das Spiel eigentlich bereits nach 49 Minuten entschieden. Erneut segelte eine Ecke von Zech in den Strafraum und diesmal versenkte Jens Grembowietz den Ball im eigenen Netz. Zwar bot sich im direkten gegenzug Wojciech Pollok die große Chance zum Anschlusstreffer, doch Kalina rette in letzter Sekunde.
So nahm das Unheil für den einstigen Aufstiegsfavoriten seinen Lauf. Und es wurde noch schlimmer: Nach dem 4:1 durch Philipp Semlits hatten die anfangs noch so hoffnungsfrohen Fans „die Schnauze voll“ und skandierten lautstark „Trainer raus“. Keine Frage, es kommen frostige Zeiten zu auf Roger Schmidt.