1989 flüchtete die Familie Aledrissi, so sein bürgerlicher Name, aus der Heimat Libanon nach Deutschland, suchte zunächst in Karlsruhe eine Bleibe und zog dann alsbald zu Verwandten in Essen. Hier lebt der Stürmer der Hammer Spielvereinigung mit seinen Eltern und fühlt sich mitten im Revier inzwischen auch zuhause. Die Sorge um die im Krisengebiet gebliebenen Großeltern und weiteren Familienangehörigen aber bleibt.
Issa Issa, haben Sie momentan Kontakt zu Ihren Verwandten in Beirut?
Ja, wir telefonieren etwa jeden zweiten Tag. Im Moment ist die Lage wieder ruhiger, aber man hat doch immer Angst, dass etwas passieren könnte, wenn man die Berichte aus dem Gaza-Streifen verfolgt. Das ist ja nicht weg vom Libanon und in der ganzen Region herrscht ohnehin wieder eine große Unruhe.
Wann waren Sie zum letzten Mal in Ihrem Heimatland?
Das war im Oktober 2006, als ich eine Einladung des libanesischen Fußballverbandes zum Qualifikationsspiel für den Asien Cup gegen Kuweit hatte. Allerdings zeichnete sich schon damals ab, dass es mit der Nationalmannschaft nicht so weiter gehen würde, weil es an der Verbandsspitze einen Führungswechsel gegeben hatte. Es ging um Politik, danach gab es für die Spieler, die aus dem Ausland kamen, anscheinend kein Geld mehr und es wurden fast nur noch Leute aus der libanesischen Liga eingesetzt.
Sie haben in Deutschland in der Regional- und Oberliga gekickt und wurden trotzdem in die Auswahl berufen. Wie war und ist das Niveau der Nationalelf des Libanon einzuschätzen?
In etwa wie hier in der 3. Liga oder Regionalliga. Die prominentesten Spieler sind Roda Antar und Youssef Mohamad vom 1. FC Köln, zu denen ich auch regelmäßig Kontakt habe. Doch auch sie waren wegen der Probleme dort unten schon länger nicht mehr im Land und die Nationalelf hat sich vor über drei Monaten zum letzten Mal getroffen. Der Fußball ist nach dem erneuten Ausbruch des Konflikts mit Israel im Jahre 2006 ins Abseits geraten. Die Stadien sind in einem sehr schlechten Zustand, inzwischen hat die Liga ihren Spielbetrieb eingestellt und der Start der Rückrunde im Februar ist ungewiss.
Wird es für Sie vor diesem Hintergrund aus sportlichen oder privaten Gründen jemals eine Rückkehr in die Heimat geben?
Das kann ich mir im Moment nicht vorstellen, obwohl ich vor einiger Zeit ein Angebot hatte, dort in der Profiliga zu spielen. Das habe ich abgelehnt, weil es mit in Deutschland besser geht. Der Libanon ist ein sehr schönes Land, wo man toll Urlaub machen kann, und Beirut bezeichnet man ja nicht umsonst als Paris des Nahen Ostens. Natürlich war es für mich ein unbeschreibliches Gefühl, als ich zum ersten Mal für mein Heimatland auflaufen durfte und auf dem Platz die Hymne gehört habe. Doch die politischen Verhältnisse sind zu unsicher, sowohl im Bürgerkrieg zwischen den Sunniten und Shiiten im Land, als natürlich auch in Sachen Israel.
Seit Sommer des vergangenen Jahres gehen Sie für die Hammer Spielvereinigung auf Torejagd. Was haben Sie sich für diese Saison und die weitere Zukunft vorgenommen?
Zunächst geht es darum, mit Hamm den Klassenerhalt zu schaffen. Nach dem ganz schlechten Start waren wir da vor der Winterpause auf einem ganz guten Weg. Ich traue mir aber zu, höher als in der NRW-Liga zu spielen. Deshalb werde ich meine ganze Konzentration daran setzen, mich als Fußballer weiter zu verbessern. Meine Karriere als Nationalspieler aber wird wohl beendet sein.