Den Saisonstart in der Oberliga Westfalen hat sich wohl jeder, der mit Rot Weiss Ahlen hält, ganz anders vorgestellt. Dass der Absteiger vielleicht etwas Zeit benötige, um Neuzugänge zu integrieren und sich dem Oberliga-Wettbewerb anzupassen, war vielleicht noch abzusehen. Doch aktuell zeigt der Trend für einen Favoriten um die vordersten Plätze eher deutlich nach unten.
Die Bilanz, 14 Gegentore in erst fünf absolvierten Partien und Tabellenplatz zehn, spricht eine klare Sprache. Das 3:5-Debakel beim zuvor punktlosen Liganeuling Concordia Wiemelhausen ist ein neuer Tiefpunkt der jüngsten Vergangenheit. „Eine Katastrophe ist das. Ich verstehe es einfach nicht. Ich muss aufpassen, welche Worte ich wähle, aber das ist ganz große Scheiße wie wir verteidigen. Wenn wir überhaupt mal in die Zweikämpfe gehen, dann ist der Gegner immer viel bissiger. So viele Tore, wie wir kassieren, kann man gar nicht schießen“, ließ Angreifer Davin Wöstmann nach dem Spiel tief blicken.
Der Sommerneuzugang sorgte mit seinem Doppelpack noch dafür, dass das Endergebnis nicht ganz vernichtend aussah und gehört mit bereits sechs Saisontoren zu den derzeit wenigen RWA-Akteuren in Normal- bzw. Topform. Was sich von der Defensive hingegen nicht behaupten lässt. Seit dem Regionalliga-Abstieg mit der schlechtesten Verteidigung, konnte Ahlen nicht einmal die Null halten und hat im Ligavergleich schon wieder die drittmeisten Gegentreffer.
Wöstmann nimmt Trainer Björn Joppe in Schutz und übt Kritik an der Manschaft: „Wir schießen uns die Dinger selbst rein. Wir betteln förmlich drum Gegentore zu kriegen. Gefühlt wird jeder Angriff des Gegners gefährlich. Das darf nicht sein, das müssen wir in den Griff kriegen. Ich glaube an den Trainer, dass er uns dementsprechend einstellen wird. Es bringt nichts den möglichen Punkten hinterher zu heulen.“
Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass die Saison noch lang ist. Die Qualität, eine gute Rolle in der Oberliga zu spielen, haben wir allemal. Jetzt ist es allein unsere Aufgabe, die Köpfe freizukriegen und uns rechtzeitig zu stabilisieren
Davin Wöstmann
Zuletzt machte der Verein bereits Schlagzeilen, indem Coach Joppe nach dem Westfalenpokal-Aus öffentliche Kritik an seinem Torwart Luis Ackermann übte und dieser daraufhin seinen Vertrag auflöste. Doch an der Gegentor-Flut änderte das nichts – eher im Gegenteil. Bei der Pleite in Wiemelhausen hat die Anhängerschaft laustark ihre Sorgen breitgetreten und den Support eingestellt. Der Geduldsfaden auf den Rängen droht nach Monaten der Talfahrt zu reißen.
„Mir tut es vom Herzen leid für die Fans. Die reisen uns hinterher, machen super Stimmung und müssen mitansehen, wie wir uns einen nach dem anderen fangen. Wenn ich mir von außen angucke würde, was wir auf dem Platz machen, dann hätte ich irgendwann auch keine Lust mehr weiter anzufeuern“, gab Wöstmann mit ehrlichen Worten zu.
Der 25-Jährige kriegt gleich in den ersten Wochen beim Traditionsklub zu spüren, dass in Ahlen eine völlig andere Erwartungshaltung als bei seinem Vorstationen Westfalia Rhynern und Victoria Clarholz herrscht. Keine leichte Situation für den weiterhin treffsicheren Mittelstürmer, der mit hohen Zielen an die Werse gewechselt ist. Wöstmann deutet die Warnsignale und appelliert: „Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass die Saison noch lang ist. Die Qualität, eine gute Rolle in der Oberliga zu spielen, haben wir allemal. Jetzt ist es allein unsere Aufgabe, die Köpfe freizukriegen und uns rechtzeitig zu stabilisieren.“
Viele Trainingseinheiten bleiben nicht: Schon am Mittwoch steht das Kreispokalspiel gegen Aramäer Ahlen auf dem Plan (11. September, 19:30 Uhr), ehe weniger als 48 Stunden später das Oberliga-Duell gegen den SV Schermbeck folgt (13. September, 19 Uhr).