In Westfalen waren am Donnerstagabend alle Augen auf den Oberliga-Keller-Kracher zwischen der TSG Sprockhövel und der SG Wattenscheid gerichtet.
Lange sah es nach einem Befreiungsschlag für die Gastgeber aus, ehe die SGW noch spät zum Ausgleich kam. Das Endergebnis von 1:1-Unentschieden und der damit resultierende Punkt bringt keine der beiden Mannschaften im Abstiegskampf wirklich weiter und lässt die Spannung weiter anhalten.
Dabei musste der ehemalige Bundesligist ohne Chefcoach Engin Yavuzaslan (Bandscheibenvorfall) auskommen. Vertreten wurde er an der Seitenlinie durch Co-Trainer Christopher Pache. „Für mich war es natürlich eine besondere Situation, auch mal in leitender Funktion für die SG Wattenscheid verantwortlich zu sein. Trotzdem haben wir uns einen anderen Spielverlauf erhofft“, gab dieser offen zu.
Der Start in die Partie verlief zunächst schleppend. Das Spielniveau der ersten 45 Minuten entpuppte sich nahezu als ein Abbild der derzeitigen Tabellensituationen beider Vereine. Ballstafetten über mehrere Stationen oder gefährliche Torabschlüsse? Mangelware. „Wir haben sehr wenig für das Spiel ohne Ball gemacht, zu selten die Räume belaufen. Sprockhövel stand sehr tief. Das bringt eine gewisse Schwierigkeit mit sich, weil man die Räume hinter der Kette belaufen, dort tiefe Bälle hin spielen muss und mehr auf Flanken setzen sollte“, erzählte Pache.
Zwar wusste "Nullneun" dem taktischen Ansatz des Gegners im späteren Verlauf der Partie immer mehr entgegenzusetzen, doch waren es nach dem Seitenwechsel zunächst die Hausherren, die jubeln durften.
Nach zahlreichen Versuchen, Standards erfolgreich auf den zweiten Pfosten zu schlagen, konnte Sprockhövel mit der Variante endlich einen Nadelstich setzen und ging durch Ishak Dogan mit 1:0 in Führung (62.). „Obwohl wir diese Szenen in der Videoanalyse thematisiert haben, haben wir es schlecht verteidigt“, bemängelte Pache, der umgehend auf den Rückstand reagierte.
Taktisch haben wir auf 3-5-2 umgestellt und die Brechstange rausgeholt
Christopher Pache
Zu viel „klein-klein“ über die Außen und Ballgeschleppe im Offensivspiel brachte Wattenscheid sichtlich nicht weiter. Im letzten Spieldrittel folgten die Einwechslungen der Mittelstürmer Felix Casalino und Fynn Broos, die für Präsenz im Strafraum sorgen und zweite Bälle gewinnen sollten. „Taktisch haben wir auf 3-5-2 umgestellt und die Brechstange rausgeholt", verriet Pache.
Mit Erfolg: Die Schwarz-Weißen brachten das Leder vermehrt in die Gefahrenzone, der Ex-Sprockhöveler Casalino wusste gleich seine erste Torchance im Stile eines Torjägers zu nutzen und traf aus kurzer Distanz zum 1:1-Ausgleich (79.).
Fortan war die TSG "psychisch und physisch nicht mehr wirklich im Game“, wie Pache analysierte. Nur eine heldenhafte Abwehrtat von Levin Müller auf der Linie verhinderte den Wattenscheider Lucky-Punch in den Schlussminuten und rettete das 1:1 für den weiterhin Tabellenvorletzten Sprockhövel. Obwohl sich die Gäste von der Lohrheidestraße mehr vornahmen, fühlte sich das Remis für Co-Trainer Pache aufgrund der "gezeigten Moral" im Endeffekt wie ein "Punktgewinn" an und sei insgesamt gerecht.
Auf der Gegenseite konnte sich TSG-Trainer Andrius Balaika mit dem Zähler ebenfalls zufrieden geben. Das lag vor allem an den erschwerten Voraussetzungen, was die Kaderzusammenstellung für den Spieltag betraf: „Bis zur 80. Minute lief alles nach Plan. Wir wollten uns nicht rauslocken lassen. In der ersten Halbzeit konnten wir gute Konter setzen. Darauf haben wir auch weiterhin gesetzt und uns abwartend gezeigt. Das dritte Spiel in einer Woche ging sichtlich an die Substanz. Wir waren personell gebeutelt, konnten nur schlecht von der Bank reagieren. Aufgrund dieser Ausgangslage nehmen wir den Punkt gerne mit.“
Mammutaufgabe am Lotter Kreuz steht bevor
Für die TSG Sprockhövel geht es am kommenden Sonntag (07.04., 15:00 Uhr) mit einem Heimspiel gegen die Sportfreunde Siegen weiter. Zeitgleich steht Wattenscheid beim Aufstiegsaspiranten VfL Sportfreunde Lotte vor einer schweren Herausforderung.
Dennoch blickt Pache der Aufgabe optimistisch entgegen: „Wir haben dort nichts zu verlieren und können komplett offen aufspielen. Dass von uns nicht viel erwartet wird, kommt der Mannschaft in unserer Situation ganz gelegen. Ich erwarte einen offenen Schlagabtausch und gehe nicht davon aus, dass wir untergehen.“
Ob der Co-Trainer am Lotter Kreuz dann wieder im Duo mit Chefcoach Yavuzaslan agieren wird, ist noch nicht bekannt.