Seit dem 5:0 gegen den TuS Haltern haben Spieler und Verantwortliche des Oberligisten TSG Sprockhövel wieder richtig Lust auf Fußball. Und dass es am kommenden Sonntag zum Derby gegen den TuS Ennepetal geht, passt da auch ganz gut. Spiele gegen Ennepetal seien immer etwas Besonderes, hatte TSG-Trainer Andrius Balaika Anfang der Woche im Gespräch mit der Hattinger Zeitung gesagt. Auf der anderen Seite schätzt man die Partie ganz ähnlich ein.
So ist das auf jeden Fall bei Ennepetals Trainer Alexander Thamm. Auch für den gebürtigen Hattinger ist das Duell mit der TSG etwas Besonderes. Vor ein paar Wochen entdeckte er zudem beim Blick aus dem Küchenfenster der Wohnung seiner Mutter einen weiteren Berührungspunkt mit dem kommenden Gegner. Denn TSG-Trainer Andrius Balaika ist der Nachbar seiner Eltern. „Das ist schon ein lustiger Zufall“, sagt Thamm, der hofft, dass am Sonntag einige Zuschauer mehr als zuletzt den Weg ins Bremenstadion finden.
Denn die Zuschauerzahlen ließen bisher zu wünschen übrig - sowohl beim TuS Ennepetal als auch bei der TSG Sprockhövel. 179 Zuschauer pro Partie weist das Ergebnisportal fussball.de für die Heimspiele des TuS in der Oberliga Westfalen aus – 300 sind es bei der TSG Sprockhövel. Der ligaweite Durchschnitt liegt bei 373 Besuchern.
„Für mich sind die Zuschauer-Zahlen enttäuschend“, sagt Sprockhövels Geschäftsführer André Meister. „Die Leute kommen nur dann, wenn die Mannschaft erfolgreich spielt, wenn sie mit um den Aufstieg spielt. Dann reden wir über 600 oder 700 Zuschauer und nicht über nur 300.
Die Zuschauerzahlen sind auch nur bedingt abhängig von der Spielklasse. Schnellten die Zahlen bei der TSG nach dem Regionalliga-Aufstieg im Jahr 2016 anfangs in die Höhe (gegen die U23 von Borussia Dortmud kamen 3000 Fans ins Hagener Ischeland-Stadion, und gegen den Wuppertaler SV waren es 2100), so ging es gegen Ende der Saison, als sich der Abstieg abzeichnete, stark bergab. Zu den Spielen gegen Viktoria Köln und den Bonner SC kamen nur noch jeweils 300 Fans in die German-Flavours-Travel-Arena nach Niedersprockhövel. Halt so viele, wie jetzt in der Oberliga. „In der Oberliga wird aber auch guter Fußball gespielt, In der Liga gibt es große Vereine, und die Oberliga hat ganz sicher mehr Zuschauer verdient“, sagt André Meister und funkt damit auf einer Wellenlänge wie der Sportliche Leiter des TuS Ennepetal, Thomas Riedel.
Der vermisst auch die eigenen Vereinsmitglieder. „Früher war es für Jugendspieler ein Höhepunkt, sich am Sonntag die Spiele der ersten Mannschaft anzuschauen“, so Riedel. Heute, so berichtet er aus eigener Erfahrung, bleiben selbst die Spieler der Reserve, die direkt im Vorfeld der Oberliga-Mannschaft spielt, nur selten für das ganze Spiel der Erstvertretung am Platz. „Die gehen dann in der Halbzeit und gucken Hannover“, sagt Riedel.
Aber es gibt auch andere Zahlen. Beispielsweise sorgte das Hammer Derby zwischen der Spielvereinigung und Rhynern mit 2530 Gästen für den bisherigen Zuschauerrekord. Doch so etwas ist eher die Ausnahme. Tatsächlich sind die ständigen Fußball-Übertragungen im TV und im Internet mit dafür verantwortlich, dass immer weniger Menschen bei den niederklassigen Klubs am Spielfeldrand stehen.
Autoren: Heiner Wilms und Fabian Vogel