Das hat sich auch in der Oberliga nicht geändert: Heimspiele des FSV Duisburg sind in der Regel eine bis zur letzten Nachspielminute dramatische Angelegenheit. Muhammet Isiktas, seit einigen Wochen Trainer der Kicker von der Warbruckstraße, durfte das gleich beim Debüt seines Klubs in der Fünftklassigkeit feststellen. „Alles riskieren!“, schrie der Coach auf den Platz, als seine Mannschaft noch einmal mit einer Standardsituation Gefahr vor das Tor von TuRU Düsseldorf brachte. Doch anders als so oft in der Vergangenheit reichte es bis zum Abpfiff von Schiedsrichter Robin Schuffelen nicht mehr zur glücklichen Wendung. Die Oberliga-Premiere des FSV ging mit 1:2 (0:1) verloren.
Auch wenn sich Spieler, Trainer und Verantwortliche das anders gewünscht hätten, blieben die Köpfe nach Spielende weitgehend oben. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte Ali Basaran, der die Mannschaft nach seinem Kurz-Intermezzo bei Hamborn 07 als Kapitän auf den Platz führte. Was er und seine Teamkollegen in den vorausgegangenen 94 Minuten lernen mussten, mag eine Plattitüde sein, erwies sich aber als die Wahrheit: Fehler werden hier gnadenloser bestraft.
„Wir haben den Gegner ja zum Toreschießen eingeladen“, formulierte Coach Isiktas seinen einzigen echten Kritikpunkt an diesem Nachmittag. In der Tat: Über weite Strecken hielt der FSV die Landeshauptstädter vom Tor fern, die aber letztlich trotzdem durch große Effizienz punkteten. TuRU schlug erstmals in der 24. Minute zu, als die Gastgeber eine Ecke hatten und danach den schnellen Konter nicht aufhalten konnten. Den ersten Versuch von Jakub Przybylko klärte Emir Alic dann zwar noch auf der Linie, doch den Nachschuss versenkte Tim Galleski aus elf Metern zur Düsseldorfer Führung.
Przybylko trifft zum 2:0
Muhammet Isiktas ging nach dem Seitenwechsel ins Risiko, brachte den erst am Freitag aus dem Urlaub zurückgekehrten Mittelstürmer Boran Sezen für die eher blassen Mittelfeld-Neuverpflichtung Ajdin Mehinovic. Statt des Ausgleich gab es sieben Minuten nach Wiederbeginn jedoch den zweiten Tiefschlag. Drei Düsseldorfer konnten sich im Strafraum eher ungestört den Ball zupassen, ehe Jakub Przybylko letztlich ins leere Tor traf. Der TuRU-Stürmer ist übrigens der Bruder von Mateusz Przybylko, der am Samstag Hochsprung-Gold für Deutschland bei der Europameisterschaft errang.
Der FSV war kurz merklich geschockt, fand aber dann mit etwas Glück zurück ins Spiel: Neuzugang Can Serdar brachte einen Freistoß von der linken Seite nach innen, der sich zum Entsetzen von Gästekeeper Björn Nowicki über diesen ins Tor senkte (67.). Das war der Auftakt für eine druckvolle Schlussphase des Neulings, die jedoch ungekrönt blieb. Muhammet Isiktas sah jedoch nach Spielschluss das Positive: „Vor zehn Tagen hat man gesagt, dass wir vielleicht Bezirksliganiveau hätten. Jetzt haben wir gezeigt, dass wir nah am Oberliganiveau sind. Ich bin stolz auf die Truppe, das hat sie richtig ordentlich gemacht.“
Die nächste Chance auf die ersten Oberligapunkte gibt es am Mittwochabend um 19.30 Uhr beim 1. FC Bocholt.
Autor: Thomas Kristaniak