Um 19.30 Uhr war die Wetter-Welt noch in Ordnung. Mittags hatte es zwar etwas geschneit, doch beim Anpfiff der Oberliga-Partie zwischen Westfalia Herne und TuS Ennepetal deutete sich nichts im Geringsten an, in welchem Zustand sich der Kunstrasenplatz im Dortmunder Stadtteil Bövinghausen knappe zwei Stunden später befinden würde.
Doch in der 81. Minute hatte Schiedsrichter Bernd Westbeld keine Wahl. Er musste die Begegnung abbrechen - zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt aus Sicht der Hausherren. Sie hatten sich gerade zurück in die Partie gekämpft. Der eingewechselte Robin Klaas schraubte sich nach einem Eckball in die Luft und sorgte mit seinem Kopfball für den 1:1-Ausgleich (76.).
Beide Trainer forderten schon früher Spielabbruch
Danach drückten die Hausherren sogar noch auf die Führung, doch keine fünf Minuten später war Schluss. "Die Partie hätte schon zwanzig Minuten vorher abgebrochen werden müssen. Das haben beide Trainer dem Schiedsrichter auch gesagt", erklärte Westfalias Trainer Christian Knappmann nach dem Abpfiff etwas enttäuscht, aber verständnisvoll: "Das passt zu unserer Situation, wir kriegen es momentan einfach knüppeldick. Aber ich habe von der Bank aus nichts mehr gesehen."
TuS-Trainer Behnert: "Ein mega Spiel"
Sein Gegenüber Jörg Behnert gab ihm Recht: "Sehr schade, aber von der Fairness und Logik her absolut richtig, das frühzeitig zu beenden. Das tut weh, ist aber im Sinne des Sports." Er war angetan von dem, was sich in den rund 80 Minuten zuvor auf dem Kunstrasen in Bövinghausen abgespielt hatte: "Das Spiel war mega, ein offener Fight mit vielen Emotionen drin."
Ich habe mich gar nicht richtig gefreut.
Christian Knappmann, über den Ausgleichstreffer
Die angesprochenen Emotionen lösten zum Beispiel der Platzverweis von Herne-Kapitän Fatlum Zaskoku aus. Nach einer Notbremse kurz vor der Strafraum-Kante wurde er vom Platz gestellt (70.). Spätestens da schien das Spiel entschieden. Mit einem Mann weniger und 0:1 in Rückstand, nach dem Christian Hausmann Ennepetal nach einer Freistoß-Flanke in Führung geköpft hatte (60.), waren die Gäste dem 2:0 näher, als der SC dem 1:1. Passend, dass der Ausgleich aus einem Standart resultierte. Danach grenzenloser Jubel bei Westfalia. Doch Trainer Knappmann witterte den Braten: "Ich habe mich gar nicht richtig gefreut." Ihm war klar, "dass die Partie nicht zu Ende gespielt wird. Das hatte nichts mehr mit Fußball zutun."
TuS-Trainer Behnert hat das Tor gar nicht gesehen. "Ich habe am Pfiff der Schiedsrichters erkannt, dass es eine Ecke gab, dann hab ich die Herner jubeln hören."