In der vergangenen Saison gehörte Marcel Höttecke zu den besten Torhütern in der Oberliga Westfalen. Der 28-Jährige hatte einen erheblichen Anteil daran, dass der SV Lippstadt 08 in der Rückrunde ohne Niederlage geblieben ist. Besonders seine Elfmeterstatistik ist spektakulär, vier Mal zeigten die Schiedsrichter auf den Punkt, doch lediglich Jochen Höfler von der Hammer SpVg schaffte es, den Ball aus elf Metern am Torwart-Riesen vorbei zu schießen. Die Leistungen von Höttecke haben sich rumgesprochen und zwar nicht nur in der Oberliga, so kam ein Angebot aus der Pepsideild, der ersten isländischen Liga, zustande.
"Das wäre ein großes Abenteuer für mich gewesen", erklärte Höttecke im Rückblick. Denn der Torwart wird nicht nach Island wechseln, der SV Lippstadt legte sein Veto ein. Dabei wäre es ausschließlich um ein zwei-monatiges Leihgeschäft gegangen, Keflavik IF suchte kurzfristig Ersatz für den aus dem Kader verbannten Holländer Richard Arends. "Dort hätte ich die Position als spielender Torwart-Trainer bekleidet, die haben ein 18-Jähriges Talent in den Reihen, das ich in der Zeit zum Stammspieler formen sollte", gab Höttecke Einblick in die Aufgaben, die ihn erwartet hätten. Keflavik steht in Island mit dem Rücken zur Wand und belegt nach 13 Spieltagen den letzten Platz. Die Saison auf der Insel in Nordeuropa endet im Oktober, "bis dahin will der Verein es auf Biegen und Brechen schaffen, in der Liga zu bleiben", weiß Höttecke aus den Gesprächen mit dem Traditionsverein.
Zurzeit ist Höttecke für Lippstadt noch nicht wieder einsatzbereit, doch nachdem seine Verletzung auskuriert ist, möchte er auf keinen Fall Trübsal blasen: "Den Vertrag in Lippstadt werde ich akzeptieren, jetzt ist es wichtig, dass wir mit unserer jungen Mannschaft gut in die Oberliga starten." In der Vorsaison lag nämlich genau hier der Grund für den enttäuschenden fünften Platz am Ende der Spielzeit. Denn nach acht Spielen hatte der SV 08 auch erst acht Punkte auf dem Konto. Einen erneuten Fehlstart möchte Höttecke unbedingt vermeiden, weiß aber, dass es nach der Verjüngung des Kaders nicht so weiter geht wie in der Rückrunde: "In der neuen Saison haben wir eine völlig andere Situation, ich denke, dass wir mit einem Platz im gesicherten Mittelfeld gut leben könnten."
Aber nicht nur im Kader gab es Veränderungen, auch der Trainer ist ein anderer. Auch wenn Stefan Fröhlich in der letzten Spielzeit bereits als Co-Trainer mit auf der Bank saß, ist die Aufgabe für den erst 29-Jährigen größer denn je. "Er ist der jüngste Cheftrainer, den ich jemals gehabt habe. Es kommt allerdings nicht auf das Alter an, sondern darauf, wie ein Trainer tickt und er macht einen guten Job. Nichtsdestotrotz wollen wir ihm unter die Arme greifen, daher haben wir Älteren viel mit den Neuzugängen geredet, um möglichst schnell das Eis zu brechen", möchte Höttecke seine Rolle als Führungsspieler ausfüllen. Aktuell stehen nur 18 Spieler im Kader des Oberligisten, gerade in der Offensive fehlen der Mannschaft vom Bruchbaum noch einige Alternativen. Daher hofft auch Höttecke, dass noch drei oder vier erfahrene Spieler für den vorderen Bereich zum Team stoßen.