Nun ist es amtlich – die Hängepartie hat ein Ende. Endlich, möge man meinen. Hat doch schon die Entschlossenheit des Vorstands, nach dem Rückzug von Hauptsponsor EVONIK weiter an den sportlichen Ambitionen festzuhalten, stark verwundert. Das jetzige Verhalten zeugt von Realismus. Es ist aber auch das traurige Resultat der gefährlichen Entscheidung, sich im großen Maße von nur einem Großsponsor abhängig zu machen.
Dabei mutet es allerdings besonders grotesk an, dass eine Mannschaft, deren Großteil sich gegen lukrative Angebote und für den Knochenjob in der Oberliga entschieden hat, unter den schweren Konsequenzen einer finanziellen Entscheidung zu leiden hat. Und ebenso tragisch ist es, dass jetzt ein Vorstand einen derart schwerwiegenden Entschluss treffen muss, obschon er den Deal mit dem Sponsor seinerzeit nicht verhackstückt hat.
Doch Hand aufs Herz: Ist die Entscheidung des Großkonzerns so abwegig? Selbstverständlich schmerzt es jeden, der es mit den Rot-Weißen hält, zu sehen, dass EVONIK stolz die Brust des achtfachen Deutschen Meisters aus Dortmund ziert, den Etat für die Oberliga-Mannschaft jedoch nicht berappen will. Über den wirtschaftlichen Sinn eines Sponsorings bei den Marlern aber darf munter diskutiert werden. Standort, Zuschauerzahlen und natürlich auch die monetären Ströme haben dem VfB letztlich das Stigma des sterilen Werksklubs aufgedrückt. Das ist marketingtechnisch – vor allem in einer Arbeiterstadt – ungünstig und lockt die Massen keineswegs ins eigene schmucke Stadion. Seit eh und je hatte der VfB Hüls mit Image-Problemen zu kämpfen. Wo bleibt da der konkrete Nutzen für einen Geldgeber?
Was letztlich den Ausschlag für den harten Schnitt gegeben hat, liegt noch im Dunkeln. Die Stimmung am Marler Badeweiher ist weit unter dem Gefrierpunkt.
Neue Chancen
In der Bezirksliga anzufangen bietet dennoch neue Chancen. Die Hülser Jugendabteilung ist hervorragend aufgestellt. Junge Talente haben fortan eine reelle Chance, in den Kader der ersten Mannschaft aufzurücken. Außerdem lockt eine großartige Infrastruktur – die es im näheren Umkreis nicht so häufig gibt.
Der VfB kann aber vor allem finanziell noch einmal neu anfangen. Mit bescheidenen Mitteln lässt sich das Image viel leichter pflegen. Um diesen Aufwand zu stemmen, braucht es aber weiterhin vor allem eins: Realismus.