Anders ist es nicht zu erklären, dass der Dorfverein nach Toptorjäger Danny Rankl jetzt erneut den Goalgetter der Liga stellt.
Die beeindruckende Bilanz Jesse Weißenfels‘: 18 Buden in 18 Spielen. Damit hat er Rankl, der nach 34 Spielen „nur“ 22 Treffer auf dem Konto hatte, schon jetzt den Rang abgelaufen. „Ich hatte mir vor der Saison 15 Tore als Ziel gesetzt. Dass ich so schnell so viel erreiche, ist grandios“, strahlt Weißenfels.
Dabei war damit nicht unbedingt zu rechnen. Im letzten Jahr stand der 21-Jährige noch bei der Reserve Borussia Mönchengladbachs unter Vertrag. Doch eine Leistenverletzung machte ihm einen Strich durch seine Profi-Träume. „Ich habe etwas zu früh wieder angefangen und einen Rückschlag erlitten“, erinnert sich Weißenfels nur ungern an sein halbjähriges Martyrium.
Der Knipser kam "zufällig" zum SVS Weil er nicht mehr rechtzeitig fit wurde und die Fohlen wohl nicht an seine Genesung glaubten, wurde sein Vertrag nicht verlängert. „Ich bin dann zufällig zum SV Sonsbeck gekommen“, berichtet Weißenfels. Ihm lagen zwar auch Angebote dreier Regionalligisten vor, doch weil er dort kaum Aussichten auf einen Stammplatz hatte, entschied er sich für den Klub vor seiner Haustür. „Ich brauche nur zehn Minuten zum Platz und wollte unbedingt Spielpraxis bekommen“, erklärt Weißenfels.
Die hat er genutzt, um in der Oberliga Angst und Schrecken zu verbreiten. Auch beim Sturz des Tabellenführers aus Wuppertal schlug er mit zwei Toren wieder zu. Der Youngster weiß, warum es für ihn so gut läuft: „Aufgrund meiner Dynamik und Schnelligkeit habe ich einige Vorteile. In Gladbach bin ich nicht so aufgefallen, weil ich auf den Außen spielen musste. Jetzt bin ich aber auf meiner Lieblingsposition im Sturmzentrum und es klappt ganz gut.“
„Ich möchte noch mal richtig angreifen.“ So gut, dass er bereits etliche Anfragen aus der Regionalliga auf dem Tisch liegen hat. Unter anderem ist auch die SG Wattenscheid an ihm interessiert: „Mein Telefon steht nicht mehr still. Das Interesse an meiner Person ist nach so langer Zeit auch schön und ich möchte noch mal richtig angreifen.“ Seine Vorstellung: Mit einem Viertligisten den Sprung in die dritte Klasse zu schaffen.
Damit dieser Traum nicht erneut wie eine Seifenblase zerplatzt, trainiert Weißenfels auch privat. Gleichzeitig beginnt er im Januar aber auch ein Fernstudium der Wirtschaftspsychologie an der Uni Rietlingen. „Damit bin ich flexibel bin und auch bundesweit umziehen könnte.“
Dass sein Wechsel bereits in der Winterpause klappt, denkt er aber nicht, schließlich habe er Sonsbeck viel zu verdanken. „Wenn aber ein richtig geiler Verein kommen sollte, glaube ich nicht, dass jemand sauer auf mich sein wird.“ Sauer nicht, aber traurig mit Sicherheit.
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