Genau diese Tugenden scheinen Mesut Güngör, den neuen Mann des TuS Heven, auszuzeichnen. Genau deshalb hat sich auch Peter Kluth, Sportlicher Leiter am Haldenweg, für den Betriebswirt entschieden. „Der Kontakt zu ihm bestand schon länger, denn wir hatten ihn vor der Saison bereits als Assistent für Jörg Behnert im Visier“, berichtet Kluth. Andreas Golm, in die Marketing-Abteilung eingebundener Spieler, habe ihn seinerzeit empfohlen.
Zuletzt war Mesut Güngör bei Union Velbert tätig.
Nach der Trennung von Christian Schreier war das gegenseitige Interesse aufgefrischt, man traf sich wieder. „Mesut Güngör ist ein gestandener Trainer und ein geradliniger Typ“, ist sich Kluth sicher und berichtet von einem „sehr positiven Eindruck.“
Am Dienstagabend lief dann die erste Einheit unter dem neuen Coach. „Wir haben uns kurz gegenseitig vorgestellt, dann habe ich erklärt, wie mein Konzept und meine Art und Weise aussieht. Schließlich war es aber inhaltlich eine sehr intensive Trainingseinheit“, berichtet der 42-jährige Familienvater.
Jetzt hat der neue Mann hat einen großen Berg Arbeit zu bewältigen. Da muss die Frage erlaubt sein, ob Güngör überhaupt weiß, worauf er sich eingelassen hat. „Es ist prekär, aber nicht aussichtslos“, ist er überzeugt. Kluth hatte im Vorfeld davon gesprochen, dass nun ein Psychologe gefragt sei, und genau so geht der zuletzt vereinslose Coach die Mammutaufgabe auch an. „Ich will der Mannschaft den Glauben wiedergeben. Ich muss die Spieler sukzessive aufbauen, damit sie wieder das Level erreichen, auf dem sie – zum Beispiel in der letzten Saison – schon einmal waren. Die Jungs haben ja nicht das Fußballspielen verlernt. Aber die ganzen Negativerlebnisse sind auch nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen“, weiß Güngör.
„Ich bin mit allen Vollmachten ausgestattet“
Jetzt geht der Blick allerdings nach vorn. Der gebürtige Türke will beim Neuanfang des punktlosen Schlusslichts vorangehen. „Ich kann ganz schlecht verlieren und werde das auch vorleben, aber alle müssen mitziehen. Wir müssen eine Trotzreaktion zeigen.“
Und kleine Brötchen backen. Dass das erste Spiel ausgerechnet gegen den TuS Dornberg (Sonntag, 15 Uhr, Am Haldenweg) steigt, der selbst gerade mal vier Zähler eingesammelt hat, kann ein Segen, aber auch ein Fluch sein. „Die haben auch einen Trainerwechsel hinter sich und werden sehr motiviert sein. Ein Punkt wäre für uns schon ein Anfang“, gibt sich Güngör optimistisch.
Ein jähes Ende droht hingegen den Spielern, die in den nächsten Wochen nicht so engagiert zu Werke gehen, wie es sich der neue Linienchef erhofft. „Ich bin mit allen Vollmachten ausgestattet“, hält Güngör fest. „Bis zur Winterpause stehen alle Spieler unter Beobachtung. Sollte ich den Eindruck haben, dass jemand nicht die erforderliche Einstellung mitbringt, wird er gehen müssen. Darauf, ob ein Spieler schon lange im Verein ist oder nicht, werde ich keine Rücksicht nehmen.“ Etwas milder schiebt der Mann, der sich mit dem Aufstieg in die Landesliga von Union Velbert verabschiedet hat, nach, dass er in der Pause am liebsten keinen aussortieren, sondern nur ein paar neue Kicker präsentieren möchte. „Ich habe schon Kontakte geknüpft“, verrät Güngör.