Paul Rehwinkel, erster Vorsitzender des Klubs, spricht im RS-Interview über die zurückliegenden turbulenten Tage.
Montag, 24. September Einen Tag nach dem 1:2 gegen Rheine, der siebten Niederlage im siebten Spiel, tritt Cheftrainer Jörg Behnert zurück. Mittwoch, 25. September Vorstand und Sportliche Leitung einigen sich mit Christian Schreier auf eine Zusammenarbeit. Der Ex-Profi wird einen Tag später vorgestellt. Mittwoch, 9. Oktober Aus persönlichen Gründen tritt Andreas Koch von seinem Amt als Hauptgeschäftsführer zurück. Donnerstag, 10. Oktober Im Gespräch mit Schreier einigen sich Verein und Trainer darauf, ihre Zusammenarbeit wieder zu beenden. Montag, 14. Oktober Marek Duda tritt von seinem Posten als Sportlicher Leiter zurück.
Paul Rehwinkel, in letzter Zeit hatten die meisten Kurznachrichten, die Sie auf Ihr Handy bekamen, einen Rücktritt zum Inhalt. Kommen jetzt schon die ersten Anfragen per SMS? Ich bin zur Zeit in Sylt im Urlaub und deshalb ist es für mich etwas ruhiger. Wir haben nach Sonntag, nachdem auch bekannt war, dass Marek Duda zurückgetreten ist, einige Traineranfragen erhalten. Die Sportliche Leitung in Person von Peter Kluth kümmert sich allerdings darum in Absprache mit dem Vorstand, aber da ist noch keine Entscheidung gefallen. Wir wollen uns nach dem Schnellschuss mit Christian Schreier ja auch Zeit lassen.
Sie nennen die Verpflichtung Schreiers „einen Schnellschuss“. Trotzdem müssen Sie ja von ihm überzeugt gewesen sein, als Sie ihn geholt haben. Es ist so, dass Marek Duda unter ihm in Kornharpen gespielt hat und sie sich daher kannten. Nach Gesprächen ist die Idee entstanden, das zu probieren. Im Nachhinein mussten wir feststellen, dass es nicht passte und ich denke, dass es besser ist, die Sache sofort zu beenden und nicht noch länger zu abzuwarten, was sich da zusammenbraut.
Hätten Sie sich vor der Saison solch eine Unruhe träumen lassen? Wir hatten ja lange Zeit Ruhe und waren mit drei Aufstiegen in Folge auch sportlich sehr erfolgreich. Da herrschte eitel Sonnenschein in Heven. Im Sommer haben wir finanziell abgespeckt, auch beim Kader. Deshalb haben wir schon befürchtet, dass es eine schwere Saison wird. Schließlich gilt das zweite Jahr ja immer als das schwerste.
Inwiefern muss sich auch die Mannschaft hinterfragen? Nicht nur wegen der sportlichen Bilanz – auch die frühe Trennung von Christian Schreier wirft ja Fragen auf. Der Vorwurf an die Mannschaft ist berechtigt. Aber es war keine Entlassung, sondern eine einvernehmliche Trennung. Und es war auch nicht so, dass wir eine Revolution hatten und fünf Spieler damit gedroht haben, dass sie unter Schreier nicht mehr weitermachen. Das dürfte sich auch kein Spieler erlauben. Aber es ist schon so, dass der Mannschaftsrat das Gespräch mit dem Vorstand gesucht hat. So kam es dann auch zu der Entscheidung. Und Marek Duda, der diese Verpflichtung favorisiert hat, spürte selbst in der Mannschaft dann keinen Rückhalt mehr. „Es tut keinem Verein gut, wenn er so in die Schlagzeilen gerät“
Die heile Welt ist in Heven nach dem Theater mächtig ins Wanken geraten. Haben die Ereignisse der letzten Tage dem Ruf des Vereins geschadet? Das ist so. Es tut keinem Verein gut, wenn er so in die Schlagzeilen gerät. Wenn innerhalb kürzester Zeit zwei Trainer gehen, wirft das ein schlechtes Licht auf uns. Wobei die Situation bei Jörg Behnert eine ganz andere war – er wollte der Mannschaft mit seinem Rücktritt das letzte Alibi nehmen und einen Aha-Effekt auslösen.
Wenn Sie nach vorne blicken, was muss in den nächsten Tagen passieren? Wir müssen in absehbarer Zeit einen Trainer finden, der zum TuS Heven passt und mit der Mannschaft zurechtkommt.
... und dann die sportliche Wende schafft? Es ist nicht so, dass wir die Flinte ins Korn werfen. Wir haben die Saison überhaupt noch nicht abgeschrieben. Am Sonntag haben wir eigentlich schon den ersten Schritt gemacht, denn wir haben in Herne äußerst unglücklich verloren. Jetzt müssen wir sehen, was gegen Gütersloh drin ist. Hier hat aber keiner aufgegeben, auch die Spieler nicht. Im Training ist zu sehen, dass sie das Engagement mitbringen. Wir wollen den Abstieg unbedingt vermeiden und ziehen uns nicht in den Schmollwinkel zurück. Sie glauben tatsächlich noch an den Klassenerhalt? Natürlich. Der Drittletzte hat acht Punkte – und noch steht ja gar nicht fest, dass wirklich zwei Mannschaften absteigen. Wattenscheid hat in der Regionalliga die Kurve gekriegt, Lippstadt wird auch seine Punkte holen. Unser Rückstand wird durchaus aufzuholen sein. Aber in 10 von 17 Spielen der Hinserie haben wir nichts geholt – und das sieht eigentlich nicht gut aus.