Die konkurrierenden Parteien werden sich dabei einen erbitterten Machtkampf um die Vorherrschaft im Verein liefern. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung wird abgestimmt, ob die von Ex-Geschäftsführer Ernst Böhle eingereichte neue Satzung die erforderliche Mehrheit von 66 Prozent der Stimmen bekommen und die Zeit der aktuellen Funktionäre somit beendet sein wird.
Warum Böhle, der seit 57 Jahren Mitglied beim ETB ist, aber seit fast 15 Jahren aus beruflichen Gründen in Hessen lebt, sich noch einmal einbringt, erklärt der mit der DFB-Verdienstnadel ausgezeichnete Verbandsfunktionär im RS-Interview.
Ernst Böhle, warum engagieren Sie sich wieder beim ETB? Ich habe 40 Jahre für den Verein gearbeitet und immer noch einen guten Draht nach Essen. Auch wenn es mich in die Nähe von Fulda verschlagen hat, hänge ich am Klub. Ich bin im November 2012 zur Mitgliederversammlung erschienen, um mich von meinem ehemaligen Kollegen Heinz Hofer, der damals aufhören wollte, zu verabschieden. Dazu ist es aber nicht gekommen, weil der Verein vor der Insolvenz stand. Mich hat dann ein Kreis von vereinsinteressierten Mitgliedern, die auch als Opposition bezeichnet werden können, gefragt, ob ich helfen kann.
Wobei helfen? Bei Satzungsfragen. Laut der aktuellen sind die Mitglieder außen vor. Ich sollte eine entwickeln, mit der wieder gearbeitet werden kann. Ich habe sie in mühevoller Heimarbeit aufgestellt, mir juristischen Rat geholt und den Antrag zur Satzungsänderung gestellt.
Warum ist diese so dringend vonnöten? Die Mitglieder haben das Recht auf eine Aufstellung, worin die finanziellen Schwierigkeiten, die durch Manfred Kuhmichel und Georg von Wicke begründet wurden, liegen. Derzeit wird nur herum geeiert und gelogen. Ich höre von diesen Leuten nur: „Wenn ein Großsponsor bezahlt hätte...“ Sie verschweigen aber, dass sie für diese Zahlung einen Kredit aufnehmen wollten, den die Sparkasse aber verweigert hat. Auch den Mitarbeitern ist immer gesagt worden, dass Geldgeber bereit stehen würden. Dass es einen Großsponsor gibt, ist aber schlichtweg falsch. Das war auch ein Grund für mich, zu sagen, dass wir die Wahrheit in Erfahrung bringen wollen. Und das geht nur mit einer neuen Satzung. Selbst wenn wir noch durch die aktuelle Saison kommen, wollen wir wissen, wo wir stehen und wie es weiter gehen soll.
Das ist mit der aktuellen Satzung nicht möglich? Nein, weil die Mitglieder kaum Mitspracherecht haben. Derzeit wählen irgendwelche Figuren ihren 1. Vorsitzenden oder berufen ihn ab. Wir wollen dahin zurück, was den ETB in der Vergangenheit ausgezeichnet hat: Die Mitglieder sollen ihren Vorstand selbst wählen. Damit soll auch erreicht werden, dass von einigen Personen keine unkontrollierte Macht ausgeübt werden kann. Des Weiteren wollen wir eine indirekte Stärkung des Jugendprogramms. Ein Vertreter des Jugendvorstands soll mit in die Geschäftsführung des Vereins. Das ist im Moment nämlich nicht der Fall und muss geändert werden.
Der aktuelle Vorstand steht aber doch gerade für die Nachwuchsarbeit. Stimmt, durch von Wicks Affinität zur Jugend ist der Nachwuchs informiert, aber wir wollen ihn mit im Boot haben. Die Jugendabteilung soll alle Notwendigkeiten im Verein kennen und etwaige Entscheidungen nicht als Affront gegen sich verstehen, sondern sie im Gesamtkontext sehen. Außerdem wäre ein Vertreter aus der Jugend der fünfte Mann im Gremium. Bisher sind es nur vier Leute und bei einem Abstimmungsgleichstand entschied bislang der Vorsitzende. Desweiteren muss die Zusammenstellung des Aufsichtsrats geändert werden. Da sind viele Leute drin, die mit Essen gar nichts zu tun haben. Und die sollen den ETB repräsentieren? Das geht nicht.
Haben Sie nicht auch mit von Wick zusammen gearbeitet? Ja, deshalb kann ich sein Verhalten einschätzen. Er fährt einzig und allein auf die Junioren ab. Das bringt aber nichts, wenn ich die Senioren vor die Wand fahren lasse. Spielt die Erste in der Kreisliga A, bekomme ich auch keinen Nachwuchs. Für ihn ist es aber die Hauptsache, dass die Jugend in der Bundesliga spielt. Zudem ist es ein Trugschluss zu glauben, dass wenn die Senioren kein Geld mehr kosten, die Kohle dann der Jugend zu Gute kommt. Wenn die Erste weg ist, sind es die Sponsoren auch. Dann hilft auch kein Kooperationsvertrag mit Schalke. Die holen nicht jedes Jahr zehn Mann von uns
Sie sprachen von einer Opposition. Beim ETB gibt es also zwei Fronten? Ja. Ich sehe auf der einen Seite mich, Heinz Hofer und viele alte ETBler, denen der Verein am Herzen liegt. Auf der anderen Seite stehen Manfred Kuhmichel, Georg von Wick oder Gerrit Kremer. Meiner Meinung nach fährt der aktuelle Vorstand den Klub absichtlich vor die Wand. Deshalb verspreche ich den Mitgliedern, dass es mit der neuen Satzung keine Wackelpolitik mehr geben wird. Es hört auf, dass einer alleine bestimmt. Ich fahre am Donnerstag wieder nach Hause und kann abschalten, aber meine Freunde müssen sich mit den Gangstern weiter herumschlagen. Das muss aufhören.
Ihr Zorn ist groß. Ja. Diese Leute stellen sich hin und sagen, dass sie den Verein gerettet haben. Aber sie haben kaum etwas dazu beigetragen. Heinz Hofer hat den Großteil der Kohle besorgt. Wenn der ETB überleben soll, muss ein Umdenken her.