Dass am Sonntag des 10 Spieltags in der 43. Minute die Begegnung zwischen dem SV Hönnepel-Niedermörmter und Sonsbeck abgebrochen werden musste, machte bei den anderen Vereinen der Liga schnell die Runde. Denn der Grund für Schiedsrichter Dalibor Guzijan, die Partie vorzeitig zu beenden, war ein schockierendes Ereignis.
Gut und gerne zehn Minuten lag Sonsbecks Tim Haal nach einem Zweikampf mit Daniel Boldt bewusstlos auf dem Boden, röchelte und hatte Schaum vor dem Mund. „Ich habe die Szene gar nicht so genau mitverfolgt“, erinnert sich der aufgrund einer Rotsperre nur als Zuschauer anwesende Hö.-Nie.-Kapitän Uwe Sokolowski. Erst als die Partie unterbrochen wurde und einige seiner Mitspieler seinen Namen riefen, war dem Physiotherapeuten klar, dass es etwas Schlimmeres sein müsse.
„Ich bin dann instinktiv losgelaufen"
Denn als ausgebildeter Ersthelfer weiß Sokolowski, was in einer solchen Situation zu tun ist. „Ich bin dann instinktiv losgelaufen, um zu sehen, was mit dem Spieler ist.“ Als er sah, dass der Mittelfeldspieler bewusstlos war, musste er gar nicht erst nachdenken, was nun zu tun sei. „Ich habe erst vor zwei Wochen einen Trainingslehrgang besucht, in dem wir auch einen Griff gelernt haben, um einen Atmungsreflex auszuüben“, berichtet Sokolowski. Natürlich sei auch ihm wie allen anderen das Adrenalin durch die Adern geschossen, aber das habe er sich nicht anmerken lassen wollen.
Stattdessen ging „Schoko“, wie er genannt wird, zusammen mit Entschlossenheit und einem Plan vor: „Tims Bewegungsapparat war stillgelegt und auch der Herzrhythmus war unregelmäßig. Deswegen habe ich mich auf ein blockiertes Nervenbündel konzentriert und das freigeschaltet.“
„Ich bin nicht der Held in der Geschichte."
Zusätzlich führten er und Hö.-Nie.-Physio Jens Lohmann dem noch immer Bewusstlosen mittels Blasebalg Sauerstoff zu, weil die eigene Atmung nicht mehr funktionierte. Als dann der Krankenwagen ankam und Haal abtransportierte stand eine Fortführung der Partie nur ganz kurz zur Debatte, zu geschockt waren alle Beteiligten. Die Jubelarien, die jetzt über ihn hereinzubrechen drohen, will Sokolowski gar nicht erst hören: „Ich bin nicht der Held in der Geschichte. Es geht ja nicht einmal um mich. Ich habe einfach nur geholfen, so gut ich konnte. Denn alles ist besser, als gar nichts zu machen.“
Dennoch ist die Dankbarkeit nicht zuletzt beim Unglücksraben Haal, der mit einer Gehirnerschütterung davonkam, groß. Nachdem er aufgewacht war und erfahren hatte, was geschehen war, bedankte er sich direkt per SMS bei Sokolowski. „Das fand ich super“, erzählt dieser. „Ich war schließlich sehr aufgewühlt, bis ich abends endlich von Sonsbecks Dennis Schmitz erfuhr, dass es Tim gut geht.“ Auch wenn „Schoko“ es nicht hören will: Dank ihm.