„Nach fünf Spieltagen muss ich allerdings festhalten, dass ich noch keinerlei negativen Erfahrungen mit ausländerfeindlichen Kommentaren machen musste“, erklärt der türkisch-stämmige Trainer der „Multi-Kulti-Truppe“ vom TuS Dornberg. In der Vergangenheit musste er sich aber sehr wohl schon über chauvinistische oder gar rassistische Sprüche ärgern. „Ich finde es immer schade, wenn über diese ausländerfeindliche Schiene versucht wird zu provozieren. Und wenn mich etwas stört, dann sind es Sätze wie ‚Das gehört zum Fußball doch dazu.‘ Das gehört eben nicht zum Fußball dazu. Wenn mir jemand sagt, dass ich als Spieler nichts draufhabe, ist das etwas anderes – aber Beleidigungen, die auf die Nationalität abzielen, haben überhaupt nichts auf dem Fußballplatz zu suchen“, findet TuS-Coach Atmaca deutliche Worte.
Wurde er selbst Opfer solcher Anfeindungen, fiel es dem 34-Jährigen deshalb auch schwer, die Geschichte sofort zu vergessen. „Ich habe mich nicht wild machen lassen. Aber ich war auch keiner, der – wenn etwas vorgefallen ist – einfach gesagt hat: ‚Schwamm drüber!‘“
Vorzeigeverein TSG Sprockhövel?
Rhynerns Samet Akyüz, der Erkenschwick-Kapitän Nils Eisen am Sonntag eine rassistische Äußerung vorgeworfen hatte, hatte gegenüber RevierSport von mehreren Vorfällen gesprochen – einen Verein aber auch ausdrücklich herausgenommen: die TSG Sprockhövel. „Vielleicht sind wir in der Hinsicht tatsächlich ein Vorzeigeverein“, überlegt Lothar Huber.
Der Trainer der Blau-Weißen fährt eine klare Linie beim Thema Diskriminierung – und sein Schlüsselwort heißt Respekt: „Im Spiel kann man sich fußballerisch bekämpfen, muss sich gegenseitig aber immer mit Respekt begegnen. Als Trainer sage ich meinen Spielern auch klipp und klar, dass solche Dinge nichts auf dem Fußballplatz zu suchen haben. Würde sich ein Spieler aus unserem Verein sich irgendwas in dieser Richtung zu Schulden kommen lassen, wäre er die längste Zeit für die TSG Sprockhövel aktiv gewesen“, hält Huber fest. Es dürfe vielmehr „überhaupt keine Rolle spielen“, ob ein Spieler nun Türke, Russe, Franzose oder Deutscher sei. So klingt ein klares Bekenntnis zu Toleranz.
Und doch ist die Oberliga Westfalen sicherlich keine „Insel der Seligen“. Zwar geht Atmaca davon aus, dass der Rassismus in den untersten Klassen ein noch größeres Problem darstellt, gibt aber zu bedenken, dass die Oberliga „auch ein Schaufenster“ ist. Gewissermaßen aber sicherlich auch ein Spiegel der Gesellschaft.